Foto: Gaby Weiß

Die Stadtwerke Esslingen wollen bis 2022 ihr Domizil in der Fleischmannstraße räumen und in die Neckarwiesen umziehen. Das eröffnet städtebauliche Perspektiven für die Neue Weststadt. Unser Redakteur Alexander Maier sieht darin aber auch eine große Verpflichtung für die Stadt.

EsslingenEs passiert nicht alle Tage, dass eine weitreichende städtebauliche Entscheidung von fast allen Ratsmitgliedern mit Lob bedacht wird. Mit ihren Plänen für den Umzug der Stadtwerke in die Neckarwiesen und die Neuordnung des bisherigen SWE-Geländes an der Fleischmannstraße ist der Esslinger Stadtverwaltung dieses Kunststück gelungen. Von einer „einmaligen Chance“ sprachen die einen, andere sahen „eine Win-Win-Situation“ für alle Beteiligten. Tatsächlich ist dieser Schritt nur konsequent: Die Stadt Esslingen hat sich mit ihrer Neuordnung bislang gewerblich und bahntechnisch genutzter Flächen Schritt für Schritt in Richtung Mettingen vorgearbeitet. Da wäre es nur schwer vermittelbar, wenn man das bisherige Stadtwerke-Areal außen vor ließe. Nun kann es eine Neue Weststadt aus einem Guss geben.

Trotzdem gilt auch hier die Fußballer-Weisheit „Entscheidend is’ auf’m Platz“. Die Neuordnung des Stadtwerke- und des Schlachthof-Areals bietet die Chance, ein neues Quartier von hoher Qualität zu schaffen. Darin steckt allerdings auch eine Verpflichtung: Gemeinderat und Verwaltung müssen darauf achten, dass nicht der Wunsch nach möglichst hoher Investoren-Rendite den Architekten die Feder führt. Die Diskussionen über die Bebauung des alten ZOB-Geländes haben gezeigt, dass viele Esslinger sehr genau hinschauen, was in ihrer Stadt gebaut wird. Dort, wo nach dem Auszug der Stadtwerke in der Neuen Weststadt gebaut wird, können die Verantwortlichen im Technischen Rathaus zusammen mit dem Gemeinderat beweisen, dass sie die Bedenken vieler Bürger gehört haben. Dieses Areal hat es verdient, dass dort mehr entsteht als wieder nur Mikro-Apartments. Erst wenn es gelingt, hohen architektonischen Ansprüchen nicht nur in schönen Worten gerecht zu werden und wenn familienfreundlich und klimagerecht gebaut wird, darf man wirklich von einer Win-Win-Situation sprechen.