Quelle: Unbekannt

Von Heiner Köble, Evangelischer Schuldekan

Die Veränderungen in der Medienwelt krempeln das Leben der Menschen in ungeahnter Weise um. Ich sah neulich einen Film aus der Geschäftswelt Manhattans 1986. Abgesehen von den langen Dialogen, der damaligen Musik und Mode, war sehr auffällig, dass noch keinerlei elektronisches Medium benutzt wurde: Die Büros waren klinisch rein von digitalen Medien: Es gab kein Handy, keinen Computer, kein Laptop, keinen Drucker, keinen Bildschirm. Nur direkte Kommunikation oder Telefonate. Heute ist das undenkbar. In den letzten 30 Jahren wandelte sich das Leben vollkommen. Im Juni 2017 wurde das 10-jährige Jubiläum des iPhones gefeiert. Der Mensch musste sich mitwandeln oder er läuft mitunter unter dem Label „old school“ (so geht es mir oft).

Gerade meine Generation schwelgt ja geradezu in der Lebensweise von damals: Lagerfeuer, Singen, persönliche Gespräche im direkten Kontakt, nächtelange, echte Diskussionen. Die Vorbehalte gegen die Medienrevolution sind bekannt: Oberflächlichkeit, Schnelligkeit, Beeinflussbarkeit. Wir erleben ja momentan die Einflussnahme der Mächtigen und den Wettlauf um die „Macht im Netz“: Fake News, Cyber-Attacken und Virenangriffe verdeutlichen den Kampf um die Deutungshoheit und Wahrheit.

Meine Bedenken gegenüber einer mediatisierten Welt sind besonders die Gefahr des Verlustes der „inneren Freiheit“. Ein quasi reformatorisches Anliegen: Ich erlebe bei Menschen, die in meinem Umfeld Medien gerne nutzen, eine Abhängigkeit und Unfreiheit, die ein krasses Gegenteil von dem darstellt, was die Medienwelt dem Einzelnen verspricht: Freiheit, Unabhängigkeit, Individualismus. All dies läuft Gefahr, verloren zu gehen. Ich beobachte eine zunehmende „Teflonisierung“ der Gefühle, eine Nivellierung der Informationen (oder wissen Sie, was der Wetterbericht sagte?), geradezu eine Bagatellisierung der Ereignisse.

Was hat das mit Religion zu tun, werden Sie fragen? Ich möchte, dass auch im Religionsunterricht darüber gesprochen wird: Wie verändern die Medien unser Zusammenleben und unsere Wahrnehmung? Spielt die göttliche und biblische Sicht auf den Menschen noch eine Rolle? Kann ich den Informationen trauen, wenn ich das Gegenüber nicht kenne und sehe? Machen mich die Verheißungen der Medienwelt frei und unabhängig im Denken und Handeln - oder hindern sie mich eher daran? Dann gilt es, Schritte der Befreiung zu initialisieren. Übrigens: Bildung bewahrt vor Einseitigkeiten und Abhängigkeiten. Viele Jugendliche haben bereits den Weg eines bewussten Umgangs mit der Medienwelt gefunden. Sie benutzen das Handy als sinnvollen technischen Assistenten - als ausgelagerten Arbeitsspeicher des Gehirns. Strukturiert und überlegt werden die Vorteile genutzt, die Gefahren sind bewusst. Denken Sie mal drüber nach …