Kein Sprung ins kalte Wasser sollte der Umbau des Neckarfreibads sein: 70 000 Badegäste besuchten es in der abgelaufenen Saison. Einige beschweren sich über Missstände. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Einige Badegäste sind stinksauer: Das Neckarfreibad entspricht nach dem Umbau so gar nicht mehr ihren Vorstellungen. Doch die Stadtwerke Esslingen (SWE) halten dagegen.

Esslingen Besucher wollen im Neckarfreibad baden gehen. Aber nicht im übertragenen Sinne. Das aber ist nach Angaben einiger Leserinnen und Leser der Eßlinger Zeitung passiert. Die Wasser-Fans beschweren sich in Mails und Anrufen über aus ihrer Sicht vorhandene Missstände und eine zu positive Eigendarstellung durch den Betreiber, die Stadtwerke Esslingen (SWE), im EZ-Artikel „Besucher zufrieden mit dem Umbau“ vom Donnerstag, 12. September. Dominik Völker von den SWE weist die Beschwerden von sich: Die überwiegenden Rückmeldungen zum umgebauten Bad seien positiv gewesen, und ein Teil der Missstände würde behoben.

Einige Badegäste sind stinksauer: „Egal, mit welchem (Dauer-)Badegast man spricht, die Kritik überwiegt bei weitem“, schreibt ein Besucher des Neckarfreibades. Und: „Durchweg positive Rückmeldungen“ zu den Umbaumaßnahmen laut Sekretärin der PR-Abteilung der SWE? Nun, dann hat sie wohl die vielen Beschwerden nicht alle auf ihrem Schreibtisch gehabt“, vermutet ein anderer. Kritisiert werden die „unsäglichen hygienischen Verhältnisse in den sanitären Anlagen“, von „Planungsfehlern, die in die Umbauten eingeflossen sind“, ist die Rede, und auch die verkürzte Badesaison durch die verspätete Eröffnung wegen der Bauarbeiten steht im Kreuzfeuer der Kritik. Und eine Anruferin regt sich über die Kostenpflichtigkeit der Parkplätze im nächsten Jahr auf.

Dominik Völker, bei den Stadtwerken Esslingen als Prokurist tätig, muss erst einmal tief durchatmen: „Wir sind überzeugt davon, dass die Darstellung in dem beanstandeten EZ-Artikel genau den Erfahrungen entspricht, die wir mit der überwiegenden Mehrzahl der Badegäste gemacht haben“. 70.000 Besucher seien in der abgelaufenen Saison 2019 gezählt worden, bei den SWE seien nur zehn Beschwerden eingegangen, und in Gesprächen mit Personal und Schwimmmeister hätten die meisten Badegäste Lob geäußert. Allerdings würde es Kritikpunkte geben, die behoben werden könnten: So würden künftig Tafeln zur Kennzeichnung der Sportbahnen und Hinweisschilder auf ein Abduschen vor der Nutzung der Becken angebracht. Allerdings erteilt der SWE-Prokurist allzu vielen Nachfragen nach weiteren Schildern eine Absage. Man könne nicht jedem Wunsch auf eine Tafel entsprechen. Bis zum Start der neuen Open-Air-Saison werden zudem die von Besuchern gewünschten zusätzlichen Aufhänge-Möglichkeiten in den Damenduschen und größere Spinde, auch zur Unterbringung von Liegen, vorhanden sein.

Kritik an den Sanitärbereichen weist der Vertreter der SWE zurück. Es sei konzeptionell erwünscht gewesen, Sanitäranlagen und Schwimmbecken räumlich enger zusammenzurücken, um kurze Wege zu garantieren: „Das ist ein Komfortvorteil.“ Allerdings würden Menschen aus den Becken Feuchtigkeit mit in die Sanitäranlagen bringen. Am Sonntag, 30. Juni, zum Beispiel habe das Neckarfreibad mit 3400 Personen den Besucherrekord in diesem Jahr geknackt – und bei einer solchen Menge an Schwimmfans sei eine gewisse Feuchtigkeit im Sanitärbereich nicht zu vermeiden. Auch die Zusammenlegung von Toiletten und Duschen sei konzeptionell erwünscht gewesen, um beide Angebote in einem Raum zu haben. Dominik Völker: „Die Umbauarbeiten erfolgten auf dem aktuellsten Stand der Freibadtechnik.“

Die durch die Umbaumaßnahmen verkürzte Saisonzeit, so Dominik Völker, sei keine Überraschung für die Badbesucher gewesen: „Das haben wir auch über die Eßlinger Zeitung kommuniziert.“ Ausweichmöglichkeiten wie das Hallenfreibad in Berkheim oder die Sportbecken im Merkel’schen Schwimmbad seien genannt worden: „Ob die Besucher diese Alternativen nutzen, müssen sie selbst entscheiden.“ Kompromisse bei der künftigen Bezahlung für die Parkplätze wird es indes nicht geben. Durch die Innenstadtnähe müssten Gebühren erhoben werden, so Dominik Völker. Es werde aber versucht, die Tarife mit 50 Cent pro Stunde in einem vernünftigen Rahmen zu halten. Die ersten 30 Minuten seien frei, damit Besucher abgeholt werden könnten. Und es wurden 100 Stellplätze für Fahrräder geschaffen, um eine umweltfreundliche Zufahrt zum Bad zu ermöglichen. Von nicht beachteten Beschwerden weiß der SWE-Prokurist indes nichts: Jede erhaltene Anfrage sei von den Stadtwerken auch bearbeitet worden. Sollte etwas übersehen worden sein, bitte er um erneute Zusendung.