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Wegen der anstehenden Vollsperrung der Geiselbachstraße soll auf einem Teil der Umleitung eine Busspur geschaffen werden. Die Anwohner haben sich jetzt zu einer Protestversammlung getroffen.

EsslingenDie Parkplatzsituation in Esslingen ist bescheiden und manch einer braucht Glück, um in Wohnungsnähe einen Stellplatz zu finden. Was die Stadtverwaltung in der Wieland- und der unteren Mülbergerstraße plant, sorgt unter den Anwohnern für wütendes Kopfschütteln: Wegen der Vollsperrung der Geiselbachstraße will die Stadt auf diesem teil der Umleitungsstrecke eine Rad- und Busspur einrichten. 60 Parkplätze würden deshalb wegfallen.

Davon betroffen sind Anlieger an der Wielandstraße, dem Hölderlinweg, der Landenbergerstraße und der unteren Mülbergerstraße. Sie machen jetzt mobil: Mit Flyern in den Briefkasten informierte die Initiative „Parkraum“ die Anwohner über das Vorhaben der Stadt und lud zur Protestveranstaltung ein, die am Sonntagnachmittag im Seewiesenrestaurant das TSV Wäldenbronn stattfand. Für die wegen der Busspur wegfallenden Parkplätze gebe es keine Alternativen, beklagt die Initiative. Das sei ein weitgreifender Einschnitt. Durch die Umleitungsstrecke ergebe sich eine soziale Benachteiligung und Ausgrenzung, da zum Beispiel an den Wohnhäusern kaum noch Be- und Entladen werden könne. Kunden, Besucher, Lieferanten und Handwerker könnten ihre Fahrzeuge nicht mehr abstellen. Gehbehinderte Menschen und Familien mit Kindern seien auf Parkplätze nahe der Wohnung angewiesen. Auch Pflegedienste oder Ärzte könnten nicht mehr am Haus parken. Die Initiative „Parkraum“ bezeichnet die Busspur als unnötige Verschwendung öffentlicher Gelder. Zusätzlich zum Anwohnertreffen wurden die Betroffenen aufgerufen, ihren Protest an den Wohnhäusern und Liegenschaften zu zeigen und am Informationsabend der Stadt am 30. Januar um 18 Uhr im Forum des Esslinger Krankenhauses teilzunehmen.

Mehr als 40 Betroffene bei der Veranstaltung

Dass die Anwohner die Busspur ablehnen, zeigte die große Beteiligung an der Informationsveranstaltung. Mehr als 40 Betroffene kamen und machten ihrem Ärger Luft. Darunter waren auch Ursula und Werner Schnabel. Das Ehepaar wohnt an der Mülbergerstraße. Da Ursula Schnabel gehbehindert ist und auf den Rollstuhl angewiesen ist, würde die Busspur ihr Leben noch weiter einschränken. Werner Schnabel erklärt: „Sie muss regelmäßig zu verschiedenen Ärzten und jeden Morgen kommt eine Spezialkraft der Sozialstation. Das Vorhaben der Stadt würde uns isolieren.“ Wie die Initiatorin der Aktion „Parkraum“, Silke Weber, erklärte, soll die Stadtverwaltung überzeugt werden, von der Busspur abzusehen. Es sei doch besser, in der Übergangszeit mehr Busverbindungen anzubieten, um das Problem zu lösen.

3800 Fahrgäste nutzten diese Busstrecken täglich, teilte die Stadt mit. Silke Weber ärgert sich: „Die Menschen im betroffenen Gebiet sind auf öffentlichen Parkraum angewiesen. Es gibt mehr Wohnungen in der Nordstadt und dadurch auch mehr Verkehr auf den Straßen.“ Traurig stellt sie fest: „Was bei diesen unnötigen Einschränkungen bleibt, ist wegzuziehen.“ Andere Anwohner beschweren sich, dass auch Besucher nirgends mehr parken können. Ursula Mayer, Mitbegründerin der Initiative stellte fest, dass die Stadtverwaltung die Gesetzgebung bezüglich des Lärmschutzes und des Straßenverkehrs sehr grob auslege. „Das ist rücksichtslos den Anwohnern gegenüber.“ Zudem würde die neue Busspur nach ersten Angaben rund 400 000 Euro verschlingen.

Protest am Gartenzaun

Die Initiatorinnen wollen die betroffenen Anwohner mobilisieren: „Wenn wir jetzt nichts unternehmen, ist der Zug abgefahren“, meinte Ursula Mayer. Mit Aktionen wollen sie gegen die geplante Busspur vorgehen. „Wir müssen unseren Protest am Haus oder am Gartenzaun entlang der Straßen zeigen.“ Einige Anwohner haben sich bereits bei der Stadt gemeldet und um Stellungnahme gebeten. „Ein belangloses Schreiben mit 25 Zeilen war die Antwort“, ärgert sich ein Bürger.

Auch die Vorschläge der Stadtverwaltung, im betroffenen Gebiet eigene Stellplätze zu schaffen, kam nicht gut an. „Wir können doch keine Parkplätze in den Hang reinbauen.“ Eine Krux für die Anwohner ist auch, dass sie kaum Einspruchsmöglichkeit haben. Ursula Mayer erklärte: „Einspruch kann erst erhoben werden, wenn schon entsprechende Verkehrsschilder aufgestellt wurden oder die Busspur auf der Fahrbahn angebracht wurde.“ Die Initiative zeigt sich gesprächsbereit und will ein Treffen mit den Verantwortlichen der Stadt organisieren.

Alf Karnath, Abteilungskommandant der Wäldenbronner Feuerwehr, sagte: „Einerseits würden die Kameraden der Feuerwehr durch das erhöhte Verkehrsaufkommen länger brauchen, um im Notfall zum Feuerwehrgebäude zu gelangen, andererseits könnten wir bei einem Einsatz die Busspur benutzen.“