Quelle: Unbekannt

Historie trifft auf Moderne: Im unteren Teil der Geiselbachstraße wird der Kanal saniert. Eine Herausforderung für alle Verantwortlichen. Auch wegen des Denkmalschutzes.

EsslingenHistorisch trifft auf modern. In der Geiselbachstraße in Esslingen wird der in die Jahre gekommene Kanal im unteren Bereich in Richtung Stadt auf einer Länge von etwa 270 Metern saniert: Dazu werden moderne glasfaserverstärkte Kunststoffrohre in die bestehenden, über 100 Jahre alten Kanalrohre eingefügt. Bis März 2020 soll dieser erste Bauabschnitt laufen, während dieser Zeit wird die bestehende Einbahnregelung aufrecht erhalten. Die Stadt Esslingen beziffert die Gesamtkosten für das Bauprojekt mit etwa 9,1 Millionen Euro.

Sieht recht stylisch aus. Teilweise in tiefem Meerblau bemalte Rohre verlaufen überirdisch über die untere Länge der Geiselbachstraße. Wirkt fesch – doch der Schein trügt: Hier werden die Abwässer während der Bauarbeiten entsorgt, erklärt Projektleiter Daniel Weiss vom städtischen Tiefbauamt beim Vor-Ort-Termin. Denn unterirdisch sind fleißige Hände am Werkeln. „2017 haben Untersuchungen eine Beeinträchtigung der Standfestigkeit des mittig unter der Straße verlaufenden Kanals ergeben. Verkehrsbelastung und Starkregen haben ihm offenbar stark zugesetzt“, erklärt Michael Botsch vom städtischen Pressereferat. Und auch der Straßenabschnitt sei sanierungsbedürftig. Daher wurden bereits 2017 Stahlmatten zur Absicherung in die Fahrbahn eingelassen.

Kanal wird neu gebaut

Die Folge dieser Entwicklungen: Der Geiselbachkanal muss ertüchtigt werden. In einem ersten Bauabschnitt wird der Kanal im Bestand durch das Einfügen der neuen Rohre saniert. Diese Bauarbeiten erfolgen von der Kreuzung von Mittlerer Beutau, Unterer Beutau und Geiselbachstraße bis zum Ende der Geiselbachstraße. Hier sind die Kanalrohre noch in einem guten Zustand und die Substanz ist noch nicht zu sehr angegriffen, so Daniel Weiss. In einem zweiten Bauabschnitt wird dann von März 2020 bis Juni 2021 in etwa 15 Monaten der Geiselbachkanal im oberen Bereich der Straße auf einer Länge von etwa 310 Metern neu gebaut. Hier ist der Zustand so schlecht, dass eine Sanierung nicht mehr in Frage kommt.

Sie sehen imposant aus. Die bestehenden, für die Bauarbeiten frei gelegten Rohre des Geiselbachkanals imponieren durch ihre Größe, doch leichte Risse und Beschädigungen sind klar erkennbar. Daniel Weiss weist auf einen Spalt im Mauerwerk. Ein ehrgeiziges Bauprojekt hat er da zu leiten, auch durch die historischen Gegebenheiten. Und mit Blick auf die Kosten. Für den Kanalbau werden im ersten Bauabschnitt etwa 2,5 Millionen Euro ausgegeben, im zweiten Bauabschnitt sind es ungefähr 3,5 Millionen Euro. Für den Straßenbau müssen nochmals gute 3,1 Millionen Euro hingeblättert werden – ergibt Kosten in Höhe von rund 9,1 Millionen Euro für die Stadt. Dafür werden viele Baumaßnahmen vorgenommen: Sanierung des Kanals im Bereich der Geiselbachstraße, Neubau des Kanals im Bereich der Mittleren Beutau, Sanierung von über 200 Hausanschlüssen sowie die Neuordnung der Leitungen durch die Stadtwerke Esslingen (SWE), die Telekom und die Netze BW. Außerdem erfolgt ein Straßenvollausbau, ein zusätzlicher Fremdwasserkanal und eine Brunnenleitung werden verlegt. Sorgfalt ist geboten: Denn über den Kanal werden Rüdern, Sulzgries, Krummenacker und die Neckarhalde (RSKN) komplett entwässert, also Niederschlags-, Schmutz- und Oberflächenwasser entsorgt. Bis zu 18 000 Liter Wasser müssen pro Sekunde hier abfließen können – besonders bei Starkregenereignissen.

Für Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer bedeutet das: Geduld und gute Nerven sind ein Muss. Die Einbahnstraßenregelung wird bis März 2020 aufrecht erhalten. Wer von RSKN kommt, kann weiterhin stadteinwärts in Richtung Altstadtring fahren. Doch stadtauswärts in Richtung RSKN ist eine Umleitung über den Hirschlandkopf ausgeschildert. Und: „Im zweiten Bauabschnitt ab März 2020 erfolgt eine 15-monatige Vollsperrung, die bis Juni 2021 dauern wird“, erklärt das städtische Pressereferat. Die Umleitung über den Hirschlandkopf und die Barbarossastraße erfolge dann in beide Richtungen. Denn eine Umleitung des Verkehrs über die Weinberge ist verkehrs- und ordnungstechnisch nicht möglich: „Eine Verkehrsoptimierung am Hirschlandkopf zur Steigerung der Kapazität der Hauptverkehrsrichtung während der Vollsperrung wird aktuell geprüft.“

Aber auch die Bauverantwortlichen brauchen gute Nerven. Fundamente der Stadtmauer und eines Stadttores sind noch vorhanden, daher muss der Denkmalschutz berücksichtigt werden. Denn die historischen Fundamente sollen möglichst erhalten bleiben. Und eine dauerhafte und uneingeschränkte Zugangsmöglichkeit der Anwohner, der Feuerwehr und der Rettungskräfte zu allen Objekten muss weiterhin gewährleistet sein. Kein einfacher Bauverlauf also in der Geiselbachstraße, wo bei der Kanalsanierung Historie auf Moderne trifft.