Monika Jansens Insektenhotel bietet Tieren Unterschlupf. Foto: Weiß - Weiß

Zum zehnten Mal fand am Sonntag die Aktion „Offene Gärten“ statt. Diesmal konnten sich die Besucher 34 private Gärten anschauen. Selbst im Industriegebiet in Ostfildern-Ruit gab es kleine Oasen zu sehen.

EsslingenSage und schreibe 34 sehenswerte Gärten in Esslingen und im Mittleren Neckarraum – von Privatleuten gepflanzt, von Profis angelegt oder von Vereinen gepflegt – haben am Sonntag ihre Türen geöffnet und bereits zum zehnten Mal Naturliebhaber zu einer Tour von Garten zu Garten gelockt. Der nächtliche Regen konnte der Aktion Offene Gärten nichts anhaben, alle Gartenbesitzer hatten sich mächtig ins Zeug gelegt, damit sich die ebenso fachkundig wie liebevoll gestalteten grünen Oasen von ihrer besten Seite zeigten.

Manche Besucher hatten die Route ihres sonntäglichen Spaziergangs auf die Aktion abgestimmt, andere fuhren mit dem Fahrrad von Adresse zu Adresse, wieder andere, wie Claudia Strömer aus dem Remstal, waren mit dem Auto unterwegs: „Wir wollen möglichst viele Stationen in Stadt und Landkreis Esslingen abklappern. Wann kann man sonst in fremde private Gärten hinein? Hier trifft man lauter Gleichgesinnte, alle lieben Blumen, Bäume, Gärten und die Natur. Und das durchwachsene Wetter kann echten Naturfreunden nichts anhaben, mit Windjacke, Regencape und festen Schuhen ist man für alle Eventualitäten gerüstet.“

Während die einen entspannt an blühenden Pfingstrosen, duftenden Lavendelbüschen und knospendem Mohn vorbeiflanierten, rätselten andere im Rüderner Kräutergarten von Initiator Michael Eppinger: „Bohnenkraut? Majoran? Borretsch?“ Viele ließen sich für den eigenen Garten inspirieren, denn das Nachmachen ist bei den „Offenen Gärten“ ausdrücklich erlaubt. Ideen wurden notiert, skizziert und fotografiert: Die Anlage eines Mini-Teichs in einem Bottich, die Gestaltung einer Laube unter einem Rosenbogen, die Flechtarbeit mit Weidenruten für einen Sichtschutz oder der Bau einer rückenfreundlichen Kräuterspirale. Zwischen üppig wachsenden Feigen, ersten roten Kirschen und bereits reifen Erdbeeren machten sich die Gartenfreunde gegenseitig auf besonders pfiffige Einfälle aufmerksam: Warum nicht Mais als natürliche Rankhilfe neben Stangenbohnen pflanzen? Gerne teilten die Gartenbesitzer mit den Besuchern ihr Fachwissen über die Kultivierung alter Obstsorten, die Vorteile des Mulchens, den perfekten Rosenschnitt oder das Eindämmen der Schneckenplage. Es ist die Liebe zur Natur, die diese unterschiedlichen Gartenbesitzer verbindet. Ganz besonders am Herzen liegt ihnen in diesem Jahr das Thema „bienen- und insektenfreundlicher Garten“. Im Esslinger Refugium der Familie Entenmann mit angeschlossener Imkerei gibt es nicht nur ausreichend Nahrung, sondern auch Unterschlupf für Biene und Co. Michael Eppinger lässt bewusst wilde Ecken für tierische Besucher, mit einem Sandbottich bietet er Sandbienen einen Anreiz zum Nestbau, und in seinem durch Naturstein-Terrassen gegliederten Garten fühlen sich Hummeln, Bienen, Distelfinken, Frösche und jede Menge Eidechsen wohl. Wieder einmal macht die Aktion deutlich, wie viele unterschiedliche Gartentypen es gibt: Der Gemeinschaftsgarten der Gartenfreunde Seracher Heide mit seinen abwechslungsreich bewirtschafteten Parzellen rund um das Hopfengartenhaus, die Anlage der Gartenfreunde Köngen mit Biergarten und Spielplatz, der historische Wendlinger Pfarrgarten mit einer beeindruckenden Sammlung von Heil- und Gewürzpflanzen. Oder Wolfgang Jurischs Wendlinger Rosengarten: „Hier könnte man ‚Dornröschen‘ verfilmen“, strahlte Pauline Heber, die sich auf einer Bank von den Düften betören ließ. „Mit so einer Ramblerrose werde ich mein Sorgenkind beranken: Einen Pflaumenbaum, der die Trockenheit im letzten Jahr nicht überstanden hat, den ich aber nicht fällen will, weil er der Lieblingsbaum meiner Oma war.“

Viel Interesse weckte der Steingarten mit Teich und Sitzecken, den Axel Buess in Ostfildern-Ruit zwischen zwei Fabrikhallen angelegt hat. Wilde Möhre, Waldmeister, kalifornischer Goldmohn und „der friedliche Bärenklau, nicht die aggressive Version“ locken Amphibien, Vögel und Insekten in das Biotop im Industriegebiet. Und Monika Jansen hat sich in ihrer Parzelle bei den Gartenfreunden Esslingen-Neckarhalde, die von einem riesigen rosenberankten Bergahorn überragt wird, ein lichtdurchflutetes Mal-Atelier eingerichtet. Im Garten setzt die Hobbykünstlerin mit Heuchera-Purpurglöckchen in Weiß und Rosa, einer blauen Ecke mit Storchschnabel, Kornblume und Glockenblume und jeder Menge tiefdunkelgrünem Kräuselfarn farbliche Akzente.

2020 findet die Aktion „Offene Gärten in Esslingen und im Mittleren Neckarraum“ am Sonntag, 14. Juni, ab 11 Uhr statt.

www.offenegaerten-esslingen.de