Foto: Fotoatelier Ebinger - Fotoatelier Ebinger

Weit mehr als 200 Besucher waren zur Eröffnung der Ausstellung „Fritz Ruoff – Poesie der späten Jahre“ in die Galerie der Kreissparkasse in Nürtingen gekommen.

NürtingenDie Resonanz war überwältigend, aber zu erwarten, bei einer derart hochkarätigen Kunstveranstaltung. Weit mehr als 200 Besucherinnen und Besucher waren zur Eröffnung der Ausstellung „Fritz Ruoff – Poesie der späten Jahre“ in die Galerie der Kreissparkasse in Nürtingen gekommen. Kuratiert wurde die Schau mit den berühmten Schnurkollagen – aber vor allem mit privaten Malereien und Zeichnungen, die bisher noch nie öffentlich zu sehen waren – von Hildegard Ruoff, die vor kurzem ihren 100. Geburtstag gefeiert hat. Bei der Vernissage saß sie munter und selbstverständlich in der ersten Reihe.

Das Spätwerk ihres vor 36 Jahren verstorbenen Mannes, dem bedeutendsten Nürtinger Maler, Zeichner und Grafiker, liegt der Grande Dame der örtlichen Kunst sehr am Herzen. „Entsprechend knapp und klar fiel ihre Antwort aus auf die Frage, ob sie zur Ausstellung bereit wäre“, berichtet Uwe Alt in seiner Begrüßung. Der Regionalbereichsleiter der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen wartete noch mit einer weiteren Sensation auf: Erstmals zeigt Hildegard Ruoff, die sich als Fotografin einen Namen gemacht hat, ihre eigenen fantasievollen Farbstiftzeichnungen. „Eine Weltpremiere“, wie Alt stolz verkündet.

Die Kunst habe Hildegard Ruoff ewige Jugend verliehen. Diesen Eindruck gewann der Kunstsachverständige und Kurator Tobias Wall während der gemeinsamen Arbeit an dieser Ausstellung. „Klar im Urteil und sicher im Blick auf die Kunst“, ist die Frau, die sich stets sträubte, ihre Zeichnungen mit dem Etikett „Kunst“ zu versehen und die auch jetzt Wert darauf legte, ihre Arbeiten in zwei kleinen Kabinetten zu zeigen, getrennt vom Werk ihres Mannes. Ihr Leben war vor allem geprägt von der Kunst Fritz Ruoffs. Mit dem eigenen Talent hielt sie sich zurück. Im Vordergrund stand der Mann, der immer „mit entblößtem Herzen“ gearbeitet habe, dessen Leben nicht leicht war, lange Phasen schwerer Krankheit beeinträchtigten ihn.

Aus klaren, geometrischen Formen wie Quadrat, Raute, Dreieck und Kreis schuf er eine ruhige, disziplinierte Formensprache, in der das Oval erstmals Anfang der 60er-Jahre auftaucht und besonders für sein Spätwerk von großer Bedeutung und sogar zum bestimmenden Motiv seiner Bildwelten wird, so Wall.

Tobias Wall spricht von einer „großen Ruhe und Gelassenheit“, die Fritz Ruoffs Spätwerk ausstrahlt. „Klangwelt der Stille“, nannte es einst Kunstexperte Günther Wirth. Und für Hildegard Ruoff sind es laut Wall die einzigartige Stimmung und das unvergleichliche Licht, das die Arbeiten so besonders machen. In den 80er-Jahren, so sagt sie selbst, „als er wusste, dass es dem Ende zugeht, wurde er heller, farbiger.“ Es entstanden feine, luftige Farbzeichnungen, in denen sich die Bildelemente zu verflüchtigen scheinen, wie das große Oval in der Ausstellung, „das fast im Blauen verschwindet oder aus diesem auftaucht“. Daneben stehen kleine, heiter-melancholische Kompositionen, in denen sich die Formen wie im Nebeltanz auflösen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 29. November von Montag bis Freitag jeweils von 9 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr zugänglich.