Foto: Symbolbild DPA - Symbolbild Peter Steffen/Archiv

Von Melanie Braun

Die Vorwürfe wiegen schwer: Ein 37-Jähriger soll im Sommer seine damalige Lebensgefährtin mehrfach auf das Heftigste verprügelt haben. In einem Fall soll sie so schwer verletzt worden sein, dass sie mit einer Hirnblutung auf der Intensivstation eines Krankenhauses behandelt werden musste. Seit gestern steht der Mann nun wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Amtsgericht.

Angeklagt sind drei konkrete Fälle aus dem Sommer. Am dramatischsten ging ein Streit des Paares Ende Juni aus. In der Nacht vom 27. auf den 28. Juni soll der Angeklagte seine Freundin in einem Esslinger Hotel, in dem er mehrere Monate wohnte, mindestens zehn Mal gegen den Kopf und den Oberkörper geschlagen haben, unter anderem mit der geballten Faust. Zudem wird ihm vorgeworfen, in jener Nacht eine brennende Zigarette auf ihrer Brust ausgedrückt zu haben. Als die Frau am nächsten Mittag ins Krankenhaus ging, wurde sie umgehend auf die Intensivstation eines Stuttgarter Krankenhauses gebracht. Denn die Hirnblutung der Patientin hätte lebensbedrohlich sein können, sagte einer der behandelnden Ärzte gestern als Zeuge vor Gericht.

Zudem habe man umgehend die Polizei informiert. Denn die Art der Verletzungen sei verdächtig gewesen, so der Arzt. „Es gab Hämatome an allen Körperteilen“, berichtete er - das sei nicht typisch für einen Unfall. Ausschließen könne er einen solchen zwar nicht, aber aus seiner Sicht hätte die Patientin beispielsweise in einem Fass eine Treppe herunterrollen müssen, um sich am ganzen Körper derartige Blessuren zu holen.

Auch zwei Vorfälle, die davor stattgefunden haben sollen, werden vor dem Amtsgericht verhandelt. So soll der Angeklagte seine damalige Partnerin bereits Anfang Juni in der Nähe des Esslinger Krankenhauses mit der Faust und der flachen Hand ins Gesicht geschlagen haben. Mitte Mai soll er sie zudem in seinem Hotelzimmer mit Faustschlägen am ganzen Körper traktiert haben.

Vor Gericht zeigte sich der Angeklagte sehr auskunftsfreudig. Unter anderem räumte er ein, seine ehemalige Lebensgefährtin mehrfach geschlagen zu haben - aber niemals mit der Faust. So etwas würde er im Leben nicht tun, schwor er. Ohnehin sah er in den angeklagten Fällen kaum Schuld bei sich. Vielmehr sei seine Ex-Freundin aggressiv geworden, habe ihn beschimpft und geschlagen. Und das, obwohl er ihr so viel geholfen habe: „Sie lebte auf der Straße, als wir uns kennenlernten“, erzählte der 37-Jährige. Er habe ihr eine Wohnung und eine Arbeitsstelle besorgt.

Aber sie sei ständig nur betrunken gewesen: „24 Stunden am Tag wollte sie nur Alkohol“, beschwerte er sich vor Gericht. Auch in jener folgenreichen Nacht Ende Juni sei sie mal wieder sturzbetrunken gewesen und habe nach immer noch mehr Alkohol verlangt. Darüber sei man in Streit geraten. Die schweren Verletzungen aber habe sie sich selbst zugefügt: Sie sei angesichts ihres Alkoholpegels mehrfach heftig hingefallen, unter anderem rücklings auf einen Tisch.

Zeugen dieses Vorfalls gibt es nicht. Aber einige Mitarbeiter der Gaststätte, die sich unter dem Hotel befindet, berichteten, es seien öfter mal Polizei und Krankenwagen vorgefahren. Ob der Grund dafür der Angeklagte war, wüssten sie jedoch nicht. Ein Polizeibeamter hingegen kannte den 37-Jährigen und seine Freundin bereits aus ihren Plochinger Zeiten: Dort habe man regelmäßig Streitigkeiten der beiden schlichten müssen. Bis gestern war die Frau für das Gericht nicht auffindbar gewesen. Der Prozess wird am 27. Januar fortgesetzt.