Für kleinere Konzerte ist der Melanchthonsaal unverzichtbar. Foto: Kaier Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Seit Wochen wird in Esslingen heiß über die Zukunft der Stadtbücherei und des Blarer-Gemeindehauses diskutiert - nun meldet sich der Freundeskreis der städtischen Musikschule zu Wort und formuliert starke Bedenken gegen einen Umzug der Bibliothek an den Blarerplatz. Die Kritik hat einen konkreten Hintergrund: Die Musikschule grenzt unmittelbar an das Gemeindehaus und nutzt dessen Melanchthonsaal intensiv für Unterricht, Proben und Veranstaltungen. Sollte das Gemeindehaus zur Bücherei umgebaut werden, was manchen im Rathaus sehr gut ins Konzept passen würde, bliebe keine andere Möglichkeit, als den Melanchthonsaal komplett der Bibliothek zuzuschlagen, weil sonst deren Platzbedarf nicht im Mindesten gedeckt werden könnte. „Für die städtische Musikschule wäre eine solche Lösung in jedem Fall sehr problematisch und insgesamt abträglich“, warnen der Freundeskreis und seine Vorsitzende Sigrid Beh.

Mit mehr als 2200 Schülern hat die Musikschule eine beachtliche Größe. Das spricht für deren hervorragende Arbeit, bedeutet allerdings auch einen erheblichen Platzbedarf. Eltern oder Lehrer beklagen immer wieder, dass es bei der Raumbelegung schon länger keine Luft mehr nach oben gibt und dass die Musikschule eigentlich sogar noch mehr Platz bräuchte, als sie derzeit zur Verfügung hat.

Fatale Folgen auch für viele Vereine

Da wäre es umso fataler, wenn der Melanchthonsaal, der täglich für Unterricht und Proben und regelmäßig auch für kleinere Konzerte genutzt wird, künftig wegfallen würde. Denn auch wenn die Stadtverwaltung die Pläne für einen möglichen Umzug der Bücherei ins Gemeindehaus weiterhin in der Schublade behält, ist für Insider mittlerweile klar: Genau wie der Saal des Gemeindehauses künftig für Konzerte nicht mehr nutzbar wäre, weil dort zwei Zwischendecken eingezogen werden müssten, um den nötigen Platz für die Bibliothek zu schaffen, müsste auch der Melanchthonsaal komplett ins Raumprogramm der Bücherei einbezogen werden. Nicht einmal eine gemeinsame Nutzung wäre dann noch möglich.

Dass die Stadtverwaltung das Gemeindehaus und die Franziskanerkirche sehr ernsthaft als mögliches neues Domizil für die Bücherei in Erwägung zieht, hat den Freundeskreis der Musikschule erklärtermaßen überrascht. „Um das Gemeindehaus für eine Nutzung als künftige Stadtbücherei umzubauen - es geht ja konkret um größere Flächen - wären unseres Erachtens sehr umfangreiche Bauarbeiten mit dem Einzug von Zwischendecken und so weiter erforderlich“, heißt es in einer Stellungnahme des Freundeskreises, der zu bedenken gibt: „Das Gemeindehaus steht unter Denkmalschutz. Diese Umbauten dürften also nicht leicht zu realisieren sein.“

Die Musikschul-Förderer verweisen zudem auf die starke Nutzung des Gemeindehauses durch Vereine, Orchester, Organisationen und nicht zuletzt durch die Stadt Esslingen selbst - ganz abgesehen vom drohenden Wegfall des Saales für Konzerte und Aufführungen der Musikschule. Deshalb kommt der Freundeskreis nun zu dem Schluss: „Wir haben große Bedenken, diese Räumlichkeiten der bisherigen intensiven Nutzung zu entziehen.“ Da die Kommune für ein mögliches Defizit aufkommen müsste, könne es auch nicht im Interesse der Stadt sein, die Arbeitsbedingungen der Musikschule zu verschlechtern.