Ein Besuch in den neuen Räumen der Kelter ließ sich mit edlen Tropfen krönen. Quelle: Unbekannt

Die Weingärtner feierten die Einweihung ihrer umgebauten Kelter in Mettingen, der Staffelsteiger Verein weihte seinen erweiterten Weinerlebnisweg ein.

EsslingenHöher hätten die Weingärtner Esslingen die württembergische Weinkönigin Julia Böcklen kaum hochleben lassen können: 40 Meter ging es mit der Arbeitsbühne in die Lüfte, um das Ergebnis des Um- und Anbaus an die Mettinger Kelter von oben anzusehen und den Ausblick auf die nahen Weinberge zu genießen. Hinterher hatten dazu auch die anderen Besucher der Einweihung, die unter dem Motto „WeinSicht“ stand, Gelegenheit. Als einer der ersten Besucher wagte sich Ernst Eisele hinauf – wegen der Höhe hatte er keine Bedenken: „Ich habe schon in bis zu 42 Metern Höhe an Schulen und Kirchen gearbeitet und bin Gleitschirmpilot.“

Sie habe schon Esslinger Weine präsentiert, habe aber noch nie gesehen, wo sie angebaut werden, verriet Weinkönigin Julia Böcklen. Auch sie versuchte sich am Quiz, bei dem in drei dunklen Gläsern das mit dem Muskateller zu erkennen war – natürlich traf sie zielstrebig die korrekte Wahl. Die richtige Wahl getroffen haben auch die Weingärtner Esslingen mit dem Architekten Martin Gaysert. „Es ist toll gemacht, mir gefällt es richtig gut“, sagte Silveria Rambach, die aus St. Bernhardt gekommen war. Ihr Lieblingsplatz ist der Saal im obersten Stockwerk: „Bei diesem schönen Blick könnte ich mich hinsetzen und Wein trinken.“ Ihr Mann Ulrich bevorzugte einen Platz auf der Dachterrasse. Drinnen ist ihm die besondere Beleuchtung aufgefallen. Und Renate Broda aus Ostfildern lobte: „Das komplette Haus ist wunderbar.“ Michael und Birgit Burgel waren aus Fellbach gekommen. Dort gibt es ebenfalls Wein, aber beide betonten: „Man schaut ja schon über den Tellerrand hinaus.“ Sie hatten gerade mit ihrer Besichtigung begonnen: „Der erste Eindruck ist gut.“ Andreas Rapp vom Vorstand der Weingärtner Esslingen freute sich über den Andrang: „Wir haben eine neue Zukunft gebaut.“ Er dankte dem früheren Vorsitzenden Albrecht Sohn und Geschäftsführerin Ramona Fischer, die das Drei-Millionen-Euro-Projekt auf den Weg gebracht hatten.

Verglichen mit dieser Summe war die Erweiterung des Esslinger Weinerlebniswegs günstiger zu haben. Die acht neuen Schautafeln zum Stückpreis von 2000 Euro hat der Staffelsteiger Verein mit Hilfe von Sponsoren finanziert. Weil es somit eine Doppeleinweihung war, griff auch Otto Rapp, der Vorsitzende der Staffelsteiger, zur Schere, um zusammen mit Andreas Rapp und Julia Böcklen das rote Band zu zertrennen.

Wer sich an der Esslinger Frauenkirche auf den Weg macht, hat nun die Wahl: Entweder nimmt er den 3,3 Kilometer langen Felsenweg, der ihn wieder zum Ausgangspunkt zurückbringt. Oder er wählt den neu hinzu gekommenen Kelterweg, der nach drei Kilometern an der Mettinger Kelter endet. Wo der Felsenweg über die Staffeln nach unten führt, folgt der Kelterweg zuerst dem Felsenweg in Gegenrichtung, bis dann am Staffelsteigerplätzle der neue Ast beginnt. Ein nagelneues Infoblatt informiert über beide Routen.

Apropos Staffeln: Wie anstrengend die Arbeit in den Steillagen ist, weiß Weinkönigin Julia Böcklen gut: „Das kostet einen Haufen Schweiß.“ Sie ist fit und läuft Halbmarathon, konnte aber bei einem Stäffeleslauf bald nicht mehr. „Wir müssen die Leidenschaft und Passion der Weingärtner wertschätzen“, sagte sie. Dass zur Leidenschaft auch Fachwissen gehört, vermittelte Weingärtner Wilfried Rapp. Von ihm lernten Besucher, dass es fürs Fruchtaroma auf die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht ankommt: „Nachts sollte es unter 20 Grad haben.“

Nicht zu warm mag es das Kunstwerk, das Chocolatier Joachim Habiger aus 17 Kilogramm Schokolade gefertigt hatte – ein Modell des Um- und Anbaus. Es war nicht zu kaufen, aber zu ersteigern. 570 Euro gingen hinterher an das Kinderhospiz Stuttgart. Mit großem Interesse lernten Besucher von Habiger die Herstellung von Pralinen, fragten genau nach und legten selbst Hand an. Eigentlich sollten die Pralinen vier Stunden lang ziehen. Was tun? Flugs sprach Habiger den magischen Satz aus mancher Kochshow: „Wir haben da mal was vorbereitet.“ Er hatte bereits am Morgen Pralinen angefertigt, die diese vier Stunden schon hinter sich hatten und auf die Weiterverarbeitung warteten.