Quelle: Unbekannt

Kennen Sie das, dass Ihnen in den Ferien die Zeit davonläuft? Da hat es eben noch so gut getan, die Zeit mal nicht im Blick haben zu müssen, die Tage etwas später beginnen zu lassen und alles gemütlicher anzugehen als sonst. Und plötzlich kommt der Moment, in dem Sie realisieren, wie viel Zeit verplätschert ist und wie wenig Tage übrig bleiben, um noch zu erledigen, was Sie sich für die Ferien vorgenommen hatten. Jetzt nur nicht in Panik verfallen. Noch haben Sie frei. Noch drängt kein Termin, noch kann das Hemd im Schrank bleiben samt Krawatte und allem Verkleidungsbeiwerk.

„Du danke Gott, wenn er dich presst, und dank ihm, wenn er dich wieder entlässt“ schreibt Johann Wolfgang von Goethe im West-östlichen Divan. Beides gehört zum Leben: Die Zeit, in der wir gefordert sind, und die der Ruhe und Muse. Das ist wie Einatmen und Ausatmen. Wer immer nur gibt, ist irgendwann leer und ausgebrannt. Solche Sätze kennt jeder von uns. Binsenweisheiten, egal ob sie der Personality-Trainer, eine Psychologin oder jemand, der es gut mit uns meint, ausspricht: „Lass dir Zeit und nimm dir Zeit. Du sollst ja schließlich auch wieder gestärkt an dein Tagwerk gehen können.“

Da war es wieder, dieses „Du sollst“. Die Pflicht, die ruft, und der übergriffige Kalender, der seine Schatten vorauswirft. Bin ich schon genug gestärkt für den Alltag? Kann ich das, was ich tun soll? Ein Freund und Kollege hat mal zu mir gesagt: „In Zeiten, in denen es turbulent zugeht, tröste dich mit dem Gedanken, dass immer nur ein Tag auf einmal anbricht und nie zwei gleichzeitig auf dich zukommen“.

An diesen aufmunternden Rat versuche ich mich zu halten, wenn die Ferien-Endzeitpanik wieder einmal über mich hereinbricht. Bleib ruhig und genieße den Augenblick. Sammle im Herzen schöne Bilder von den Erlebnissen, die dir gut getan haben. Leg dir einen kleinen Vorrat an. Und nutze die Zeit zum fröhlichen Nichtstun. Glücklich gepriesen sei, wer das heutzutage noch kann.

Ich wünsche Ihnen ein entspanntes Wochenende und ein gutes Wiederhineinfinden in ihren herausforderungsreichen Alltag.

Siegbert Ammann ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Hegensberg-Liebersbronn.