Bereits zehnmal bohrten sich Nägel in Conrad Bubecks Reifen. Foto: Dietrich - Dietrich

Im Esslingen klagen immer mehr Fahrradfahrer über platte Reifen durch rostige Nägel – einer davon ist Conrad Bubeck. Er ist davon überzeugt, dass jemand mutwillig Nägel streut.

EsslingenViermal pro Woche fährt der Ingenieur Conrad Bubeck von Oberesslingen aus mit dem Rad zur Arbeit, für den Weg zur Firma Bosch nimmt er immer die exakt gleiche Strecke. Wo es möglich ist, fährt er am Neckar entlang und ab den Hedelfinger Brücken folgt er dann der Hafenbahnstraße. Aus Sicherheitsgründen benutzt er am liebsten den Radweg. „Auf der Straße schauen mir zu viele Autofahrer aufs Handy“, sagt er. Er fährt diese Route schon seit 15 Jahren und hatte früher im Durchschnitt zwei- oder dreimal im Jahr einen Plattfuß, in der Regel durch Glassplitter von zerbrochenen Flaschen. Doch in jüngster Zeit häufen sich bei ihm die Platten, und der Grund sind stets Nägel. „Jeder Platten kostet mich Geld und Zeit und ich komme zu spät zur Arbeit“, sagt Bubeck.

Fünf Platte in zwei Wochen

Seinen ersten Nagelplatten hat er im November 2018 repariert, morgens um 7.56 Uhr bei einer Temperatur von zwei Grad Celsius auf einem Parkplatz in Obertürkheim. Wo er den Nagel erwischt hatte, weiß er nicht, es könnte in Esslingen oder Mettingen gewesen sein – denn es kann etwas dauern, bis die Luft am Nagel vorbei aus dem Schlauch entweicht. Anfangs schöpfte Bubeck keinen Verdacht, dachte als Ursache der Nägel an Bauarbeiten. „Entlang der Strecke wurde ein Zaun repariert.“ Doch inzwischen hatte er bereits zehn Platten, unter anderem am 13. Mai und 5. Juni. Und Bubeck weiß von anderen Esslinger Radfahrern, denen es genauso ging. Also schloss er, dass das kein Zufall sein kann – erst recht, als er einmal fünf Platten in zwei Wochen hatte. Die Platten traten sowohl bei der Hinfahrt als bei der Rückfahrt auf, häufiger jedoch bei der Hinfahrt am Morgen. Bubeck hat zwei der Nägel, die er aus einem Schlauch zog, aufbewahrt: Einer ist 20 Millimeter, der kleinere zehn Millimeter lang, beide sind rostig. Wie die Nägel es schaffen, sich senkrecht in den Mantel zu bohren, ist Bubeck ein Rätsel, aber es ist offensichtlich der Fall, er hat es mit Fotos dokumentiert. „Einmal kam, während ich wegen eines Nagels beim Flicken war, ein anderer Radfahrer vorbei und sagte, genau das habe er auch gehabt.“

Im Januar gab es einen kurzen Aufruf in der Esslinger Zeitung, sich als Betroffener bei der Polizei zu melden: Ein anderer Radfahrer, der ebenfalls ein Opfer von Nägeln wurde, hatte Anzeige erstattet. Es war nicht der erste Radfahrer, der sich wegen Nägeln bei der Polizei gemeldet hatte. Die Polizei hatte deshalb wegen des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr Ermittlungen aufgenommen. Bubeck rief zuerst bei der Polizei an und ging dann persönlich zum Polizeirevier an der Agnespromenade, um den Vorgang zu melden und die genaue Fahrtroute anzugeben. „Es ist gut, dass Sie das gemeldet haben“, habe ihm der Polizeibeamte, der den Vorgang aufnahm, gesagt. Doch nun hat er erfahren, dass die Ermittlungen beendet seien. „Warum schließt die Polizei nun die Akte?“, fragt Bubeck. „Was hat die Polizei bisher unternommen? Der Nagelstreuer läuft immer noch herum.“

Gefahr für Mensch und Tier

Zur Sicherheit hat Bubeck immer einen Ersatzschlauch dabei. Seine Stollenreifen vorne und hinten haben ein ordentliches Profil, aber keinen speziellen Pannenschutz. Bubeck weiß, dass es das gibt, schreckt aber vor dem zusätzlichen Gewicht zurück: Ein Mantel mit maximalem Pannenschutz wie der „Marathon plus“ von Schwalbe bringt in 28 Zoll im Neuzustand bis zu einem runden Kilogramm auf die Waage, mal zwei. „Bei mir sind es pro Mantel etwa 400 Gramm“, sagt Bubeck. Auch dem Rat von Kollegen, dem neuen Trend folgend „tubeless“ mit Schlauchlosreifen zu fahren, will er derzeit nicht folgen.

„Ich bin mit meinem Latein am Ende“, sagt Bubeck und hofft nun, dass sich durch eine weitere und ausführliche Veröffentlichung noch mehr Betroffene und mögliche Zeugen melden. „Die Leute reden doch darüber, was sie tun, plaudern das aus“, hofft er. Ihm geht es dabei nicht nur um die Radfahrer: „Auch andere Menschen oder Tiere könnten sich durch die herumliegenden Nägel verletzen.“

Das Polizeirevier Esslingen ist für Hinweise unter Tel. 0711 3990-0 zu erreichen.