Seit 1. Juli bedient Rexer ein Drittel der Esslinger Buslinien. Fahrgäste kritisieren das Calwer Busunternehmen scharf: Die Fahrer würden schlecht Deutsch sprechen, seien unfreundlich und kämen zu spät.
Esslingen Seit knapp anderthalb Monaten betreibt Rexer ein Drittel der Buslinien in Esslingen. In dieser Zeit hat das Calwer Busunternehmen zahlreiche Fahrgäste verprellt. Auch der EZ liegen Beschwerden von Lesern vor. Das hat die Redaktion zum Anlass genommen, genauer hinzuschauen: Welche Fehler monieren die Fahrgäste? Wie reagiert Rexer auf die Kritik? Und was unternimmt der Städtische Verkehrsbetrieb Esslingen (SVE), als dessen Subunternehmer Rexer auftritt?
Viele Fahrgäste berichten, dass Fahrten ausfallen. Arno Ayasse, Geschäftsführer von Rexer, verweist auf technische Probleme der Fahrzeuge. Gleichzeitig betont er jedoch: „Wir sind die Neuen. Darum stehen wir im Fokus. Bei den alten Busbetreibern wäre solch ein Ereignis als Einzelfall durchgegangen.“ Doch es bleibt nicht bei defekten Bussen: Die Sirnauer Eltern, deren Kinder die Linie 138 zur Schule nach Oberesslingen oder Zell bringen soll, beklagen, dass der Bus von der vorgegebenen Route abweicht. Katrin Ruf, die Mutter einer Erstklässlerin, schreibt: „Oft kannten die Fahrer die Strecken nicht, die sie fahren sollten. Sie wurden erst im Laufe der Zeit eingewiesen, während der Busbetrieb bereits in vollem Gange war. Die Fahrer wechseln ständig, sodass nie Verlass darauf ist, dass sie die Strecke kennen.“ Rexer-Geschäftsführer Ayasse bestreitet das: „Vier Wochen vor dem Start im Juli wurden die Fahrer auf den Strecken geschult. Außerdem besitzen die Busse Navis.“ Bei Harald Boog, dem Betriebsleiter des SVE, klingt das schon etwas anders: Jeder Fahrer bediene alle Linien und wechsele daher häufig die Route, sodass er sich nicht schnell an eine Strecke gewöhnen könne.
Viele Kunden monieren, dass die Fahrer an Haltestellen nicht stoppen. Angelika H. schreibt in einem Leserbrief an die EZ: „Am Tag des Bürgerfests kam die Linie 110 um 14.19 Uhr gar nicht. Der nächste Bus fuhr eine halbe Stunde später an der Haltestelle vorbei, ohne anzuhalten – mit winkendem Fahrer.“ Und weiter: „An der Haltestelle Neckarforum fuhr die Linie 108 zügig vorbei. Nur durch lautes Zurufen gelang es den Fahrgästen, an den Garagen unterhalb der Burg auszusteigen. Wissen diese Fahrer eigentlich, wo ihre Haltestellen sind?“ Als Grund für die Eile vermutet EZ-Leserin Karin Brixel: „Der Bus war spät dran, und der Fahrer wollte wohl die Zeit reinholen.“ Diesen Missstand will Rexer-Geschäftsführer Ayasse angehen: Wenn Gäste ein- oder aussteigen wollen, müssten die Fahrer anhalten. Auf diese Verpflichtung wolle er sie nochmals nachdrücklich hinweisen.
Ayasse selbst empfindet die Verspätungen der Busse als größtes Problem. Schuld seien einerseits die vielen Baustellen in Esslingen. „Doch dafür können wir nichts“, meint er. Andererseits die defekten Ampelbevorrechtigungen. Diese Technik signalisiert Ampeln die Ankunft eines Busses und lässt die Anlage auf Grün springen. Wenn die Vorrichtung nicht funktioniert, muss der Bus an der Ampel warten und verliert Zeit. Doch auch hier weist Ayasse die Schuld von sich. „Wir sind angewiesen auf unseren Zulieferer. Der hat uns zugesichert, das Problem bis zum Ende der Sommerferien zu beheben.“ Trotzdem hat Rexer bereits einiges getan, um pünktlicher zu werden: Die Pausen zwischen Linienwechseln wurden verlängert. So soll verhindert werden, dass der Fahrer die Verspätung, die er auf der alten Linie angesammelt hat, auf der neuen Linie mitnimmt. Außerdem startet Rexer die Schulbus-Linie 138 seit einiger Zeit mit einem separaten Bus, der nicht bereits verspätet von vorherigen Fahrten eintrifft. Um einen näher gelegenen Wendepunkt für die Linie 110 kümmert sich der SVE zurzeit. Ayasse bemüht sich um Pünktlichkeit, weil er glaubt: „Wenn wir die Verspätungen in den Griff bekommen, lässt der Druck auf die Fahrer nach. Dann sind sie freundlicher und sprechen besser Deutsch.“
Denn dass seine Fahrer Deutsch sprechen können, davon ist Ayasse überzeugt. „Aber weil sie unter Druck stehen, setzen sie es nicht immer um“, befürchtet der Geschäftsführer. Die Kritik der Fahrgäste, dass man sich mit den Fahrern nicht verständigen könne, kontert er: „Rexer leistet dafür Sorge, dass seine Fahrer Deutsch sprechen können.“ Wie genau, das bleibt sein Geheimnis. Denn das gehört seiner Ansicht nach zu den betrieblichen Interna, und über die spricht er nicht. SVE-Betriebsleiter Boog dagegen bringt etwas Licht ins Dunkel: Ihm zufolge sei der Markt hart umkämpft, sodass sich der Personalmangel bei Busfahrern nur mit ausländischen Kräften ausgleichen lasse. Doch weil im privaten Busgewerbe eine große Wechselbereitschaft herrsche, würden Fahrer mit guten Deutschkenntnissen schnell abgeworben.
Viele EZ-Leser beschweren sich auch über die Unfreundlichkeit mancher Fahrer. So berichtet eine Leserin: „Ich bin behindert und muss die Fahrer bitten, den Bus abzusenken, da ich sonst nicht aussteigen kann. Die meisten erklären mir, es ginge nicht. So ein Quatsch! Das sind doch alles moderne Busse.“ Boog vom SVE sind solche Berichte nicht fremd. Er verlangt von Rexer, „Kommunikation, Kundenfreundlichkeit und Serviceorientierung der Fahrer zu verbessern“.
Rexer selbst macht gerade eine Bestandsaufnahme. Kunden-Beschwerden würden intern durchgearbeitet: Was entzieht sich der Kontrolle? Wo liegen eigene Fehler? „Selbst verschuldete Probleme müssen wir abstellen“, versichert Ayasse. „Dann erreichen wir eine ganz andere Qualität.“ Damit das klappt, wollen sich Bürgermeister Ingo Rust, der für den Nahverkehr zuständig ist, und SVE-Werksleiter Andreas Clemens in der zweiten Augusthälfte mit Ayasse zum Gespräch treffen.
Stadt prüft neuen Wendeplatz für Buslinie 110
Verspätungen: Auf der Buslinie 110 läuft es nicht ganz rund. Viele Fahrgäste beschweren sich über Verspätungen, auch beim Städtischen Verkehrsbetrieb Esslingen (SVE) hat man erkannt, dass es hier Verbesserungsbedarf gibt. Denn die Busse müssen ein ganzes Stück weiter den Berg hoch fahren als bisher – und wegen der längeren Strecke können sie den Fahrplan oft nicht einhalten. Deshalb untersucht man nun, ob die Fahrzeuge weiter unten wenden könnten. Grund für die längeren Fahrten ist, dass die Busse des neuen Betreibers Rexer nicht auf dem Betriebshof des Busunternehmens Schlienz wenden können, wie es früher gehandhabt wurde. Stattdessen müssen sie jetzt beim Segelflugplatz in der Nähe des Dulkhäusles umdrehen.
Alternativen: Bei der Prüfung verschiedener Varianten blieb laut Harald Boog, Betriebsleiter beim SVE, nur eine Lösung übrig, die Strecke und Fahrzeit verringern würde und realisierbar erscheint. Und zwar sei das eine Wendemöglichkeit an der Kreuzung von Römerstraße und Stettener Straße. Derzeit werde untersucht, wie man die Kreuzung umgestalten müsse, damit die Busse hier gut umdrehen können. Klar sei bereits, dass dafür bauliche Veränderungen notwendig sind. So müssen etwa zusätzliche Flächen asphaltiert und Bordsteine abgesenkt werden. Außerdem gibt es einen großen Abstimmungsbedarf mit anderen Behörden, denn das Vorhaben betrifft sowohl eine Kreis- als auch eine Landesstraße. Das braucht Zeit – zumal in den Sommerferien. Darüber hinaus seien die Bauunternehmen sehr ausgelastet, daher könne sich das Projekt noch etwas in die Länge ziehen. Man hoffe aber, dass die Planung nach der Sommerpause steht und dann direkt darüber entschieden werden kann. Dann wäre ein Baubeginn Ende September durchaus möglich. Man rechnet mit einer Bauzeit von ein bis zwei Wochen.