Achtung, gefälscht: Mit diesem angeblichen Screenshot verbreiten rücksichtslose Zeitgenossen Foto: oh - oh

Die Falschmeldung, dass im Esslinger Klinikum ein am Corona-Virus erkrankter Patient behandelt werde, sorgt im Netz für Verunsicherung. Rechtsschritte werden geprüft.

EsslingenDie Furcht vor dem Corona-Virus treibt skurrile Blüten – skrupellose Zeitgenossen nutzen die allgemeine Verunsicherung nun auch in Esslingen für ein übles Spiel mit der Angst: In sozialen Netzwerken kursiert eine gefälschte „Nachricht“, wonach ein erster Krankheitsfall im Stadtteil Brühl aufgetreten sei – der vermeintliche Patient liege nun zur Behandlung im Esslinger Klinikum. Dort weiß man von alledem rein gar nichts. „Wir sind durch besorgte Anrufer auf diese offensichtliche Falschmeldung aufmerksam gemacht worden“, sagt Klinik-Sprecherin Anja Dietze, die versichert: „Bei uns im Haus ist nichts von einem Corona-Fall bekannt.“ Deshalb hat das Klinikum die Falschmeldung umgehend in den sozialen Netzwerken dementiert. Und Dietze fragt sich: „Was sind das für Menschen, die andere vorsätzlich in Panik versetzen?“ Was das üble Spiel noch wirkungsvoller macht: Die bislang unbekannten Fake-News-Produzenten haben ihre Lügen über einen angeblichen Screenshot verbreitet – einen Bildschirm-Schnappschuss, der dem Internet-Auftritt der Eßlinger Zeitung nachempfunden wurde und ein Luftbild des Klinikums zeigt. Für EZ-Chefredakteur Gerd Schneider ist das in keiner Weise akzeptabel: „Es ist eine perfide Masche, Falschmeldungen online im Gewand einer seriösen Regionalzeitung zu verbreiten. Offenbar findet da jemand Spaß daran, Angst und Schrecken zu verbreiten. In solchen Fällen gibt es bei uns eine Null-Toleranz-Linie. Wir gehen konsequent mit juristischen Mitteln dagegen vor.“

Der Text, den der angebliche Screenshot zeigt, könnte auf den ersten Blick authentisch wirken. „Corona-Virus in Esslingen. Erste Fall des Corona-Virus in Esslingen bekannt“, steht da zu lesen. Dass die Verfasser bei näherem Hinsehen nicht nur in der Schlagzeile merkliche Schwächen im Umgang mit Rechtschreibung und Grammatik offenbaren, könnte bei aufmerksamen Lesern jedoch erste Zweifel wecken. Weiter heißt es da: „Als ersten Fall in Baden-Württemberg meldete das Esslinger Krankenhaus am Montag morgen den ersten Betroffenen des Corona-Virus. Der 44-jähriger Betroffene IT-Designer wohnt im Stadtteil Brühl. Er soll sich nach der Rückkehr von seiner China-Reise infiziert haben. Der Mann ist weiterhin in Behandlung.“

Schlampige Rechtschreibung und offensichtlich unlogische Formulierungen wie die Behauptung, der Mann habe sich „nach“ und nicht während einer China-Reise infiziert, haben manchen Empfänger der WhatsApp-Nachricht bereits hellhörig werden und am Wahrheitsgehalt zweifeln lassen. Trotzdem machte die Falschmeldung im Handumdrehen in Esslingen und weit darüber hinaus die Runde. Gerade im Stadtteil Brühl hat sich das Gerücht per Flurfunk rasch verbreitet. „Wir wurden auch von der Esslinger Wohnungsbau angefragt, die dort zahlreiche Wohnungen vermietet und mit Nachfragen konfrontiert wurde“, berichtet Anja Dietze. Auch einige ihrer Kolleginnen und Kollegen hatten die gefälschte „Nachricht“ bereits erhalten. „Wir können nur jedem raten, sich nicht von jeder Meldung dieser Art verunsichern zu lassen.“ Deshalb werde das Klinikum über seine Kanäle in den sozialen Medien deutlich machen, dass die Nachricht vom angeblich ersten Corona-Fall in Esslingen einer Überprüfung nicht standhält. Anja Dietze weiß allerdings auch, dass der Umgang mit Fake-News immer eine heikle Sache ist: „Einerseits muss man ganz klar deutlich machen, dass es nicht toleriert wird, wenn Lügen verbreitet werden. Anderseits darf man Menschen, die offensichtlich Freude daran haben, mit der Angst anderer zu spielen, nicht auch noch unnötige Aufmerksamkeit verschaffen. Denn das ermuntert manche noch viel mehr, ihr übles Spiel weiterzutreiben.“

Mittlerweile liegt der Fall beim Polizeirevier Esslingen, das in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Stuttgart prüft, ob eine strafbare Handlung vorliegt.