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1967 ist von der Eskalation des Nah-Ost-Konflikts im Sechstage-Krieg und Demos gegen den Vietnam-Krieg geprägt. Derweil will Esslingen das erreichen, was heute viele ärgert: Mehr Autos in die Stadt bringen.

EsslingenDie internationale politische Lage wird im Jahr 1967 durch die wachsende Spannung zwischen Israel und den arabischen Staaten dominiert. Israelische Gebietsansprüche und Ängste um die Sicherheit des Staats, aber auch das erstarkende Selbstbewusstsein der arabischen Staaten und die Sorge des Westens um die Sicherheit der Ölversorgung bilden ein explosives Gemisch. Ägypten sperrt den Schifffahrtsweg zum Roten Meer bei der Insel Tiran für israelische Schiffe, der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser befiehlt den Aufmarsch von Panzern und Soldaten auf der Halbinsel Sinai an der israelischen Grenze. Israel reagiert mit Luftangriffen auf Ägypten, Jordanien greift israelische Grenzregionen an. Der Sechstage-Krieg beginnt, an dessen Ende Israel den Gazastreifen, Sinai-Halbinsel und Westjordanland, die Golanhöhen und Ostjerusalem besetzt hat.

Während sich die Großmächte bei einem Treffen zwischen dem amerikanischen Präsidenten Lyndon B. Johnson und dem sowjetischen Ministerpräsidenten Alexei Kossygin gegenseitig ihrer Zurückhaltung versichern, ruft der Krieg in der Bevölkerung große Ängste hervor. Die Eßlinger Zeitung berichtet von einer gestiegenen Nachfrage nach Heizöl sowie Lieferschwierigkeiten. „Die Preise liegen etwa fünf bis zehn Prozent höher als vor acht Tagen“, wird ein Händler zitiert. In den USA und in Westeuropa wächst der Widerstand gegen den Krieg in Vietnam. Dort sind mittlerweile 485 000 US-Soldaten im Einsatz. In den Vereinigten Staaten finden Großdemonstrationen mit bis zu 250 000 Teilnehmern gegen den Krieg statt, Zehntausende Wehrpflichtige werden wegen Desertion zu Gefängnisstrafen verurteilt, etwa 50 000 Soldaten fliehen nach Kanada und Schweden.

Protest gegen Schah-Besuch

In der Bundesrepublik wächst die gesellschaftliche Unruhe, die außerparlamentarische Opposition gewinnt ein deutliches Format. Die Studentenbewegung protestiert gegen den Vietnamkrieg und die kritiklose Unterstützung der USA durch die Bundesregierung, aber auch gegen verkrustete politische und soziale Strukturen, die Notstandsgesetzgebung und eine nicht ausreichend aufgearbeitete Vergangenheit. Der Besuch des persischen Schahs Mohammad Resa Pahlawi in West-Berlin wird als Hofieren eines Diktators interpretiert, bei einer Demonstration wird der 26-jährige Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen.

In Esslingen wird im Zuge des Ausbaus des Neckars und der B 10 auch die innerstädtische Verkehrsinfrastruktur in Richtung einer autogerechten Stadt aufgerüstet. So wird nach zweijähriger Bauzeit ein Teilstück der Adenauerbrücke fertiggestellt, mit der zunächst der Neckar überquert wird. Die Eßlinger Zeitung freut sich, die Stadt sei „ein wenig offener geworden“ für Autos, die nach Esslingen hinein wollten. Überdies sei „eine wichtige Ausfallstraße nach Osten“ geschaffen worden. „Von allen Seiten sieht sie interessant aus, diese schöne Brücke“, heißt es. Sollte noch eine Aufstiegsstraße nach Berkheim gebaut werden, könne man sie „getrost als die große Querspange zwischen Schurwald und Filder“ bezeichnen.