Die Geschäfte laufen für die Esslingerin Nadine Pollex gut. Foto: Scherer - Scherer

Mit der Marke OCQ, kurz für Outdoor Cooking Queen, hat Esslingerin Nadine Pollex erfolgreich den Markt für Gartenküchen erobert. Kürzlich gab’s dafür den German Innovation Award.

EsslingenDie Esslingerin Nadine Pollex kann sich freuen: Ihr Start-up-Unternehmen, OCQ, kurz für Outdoor Cooking Queen, ist kürzlich im Technikmuseum in Berlin mit dem German Innovation Award 2018 ausgezeichnet worden. Pollex hat eine modulare Outdoor-Systemküche entwickelt und ist damit gut im Geschäft. Dass es überhaupt dazukam, hing von Zufällen und persönlichen Erfahrungen ab.

Beim Gespräch auf dem Esslinger Marktplatz lehnt sich Pollex entspannt zurück. Das kann sie auch. Ihr 2011 gegründetes Unternehmen läuft gut, denn sie hat mit Outdoor-Küchen einen heißen Trend aufgegriffen, und mit der Heidenheimer Agentur Graustich Koch- und Grilleinheiten für draußen entworfen. Dabei hat Pollex etwas ganz anderes gelernt: Die gebürtige Wismarerin ist Reisebürokauffrau und war zuletzt Leiterin im Reisebüro eines großes Kaufhauses in Esslingen. Sie hatte keine Lust mehr auf die Festanstellung, Ortswechsel aus beruflichen Gründen, die bis dahin ihr Leben bestimmt hatten, wollte sie nicht mehr. Esslingen und seine Umgebung gefiel ihr. Sie wälzte Ideen: Sie wusste, sie ist gut darin, funktionierende Strukturen zu schaffen, sie wollte ein Produkt entwickeln, das jeder braucht, das jede mag und das leicht zu schützen ist. Sie mochte Design, und sie mochte Materialien. Am liebsten Holz. Ein Praktikum bei einem Schreiner verstärkte diese Affinität noch.

Beerdigung der ersten Geschäftsidee

Nun kommt der Teil der Geschichte, bei dem Erstaunen, Heiterkeit, aber auch Rührung nicht ausbleiben. „Meine erste Idee war tatsächlich, besondere und ansprechende Särge zu entwickeln“, sagt Nadine Pollex. Das hat viel mit ihrer geliebten Großmutter zu tun, die, zwar noch sehr fit und gesund, in Polex’ Vorstellung nicht irgendwann einmal in einem hässlichen Nullachtfuffzen-Sarg zu Grabe getragen werden sollte. Sie besuchte die internationale Bestattermesse in Düsseldorf, lernte viel über schwarzen Humor, aber erkannte, dass die Sargbranche keine Markenaffinität aufweist und vieles, zu vieles, aus aller Welt auf den Markt kommt.

Diese Idee war also beerdigt. Doch wie kommt man von Särgen zu Küchen? „Mit einer Freundin habe ich öfter über ihr neues Haus gesprochen, wie man den Außenbereich gestaltet, den Garten anlegt und wie man dort, im Freien, eine Kochmöglichkeit installiert.“ Pollex fand das Thema „sexy“, auch der Küchenmarkt mit seinem enormen Wachstumspotenzial schien ihr für ihr Vorhaben geeignet. Über Social Media suchte sie einen Produkt-Designer als Partner und wurde mit René Götzenburger in der Heidenheimer Agentur Graustich rasch fündig. Dann musste alles ganz flott gehen, denn die ersten Modelle der Outdoor-Küchen mussten zur Möbelmesse 2012 in Köln fertig sein. Dort konnten sie bereits die ersten Händler für ihre Küchen interessieren.

Die Basiselemente der OCQ-Küchen bestehen aus robusten und für den Außenbereich geeigneten Korpussen mit der Möglichkeit, leicht zu erweitern. Wassermodule sind integriert, ebenso wie Vorrichtungen für verschiedene Zubereitungsarten wie Gaskocher oder heiße Platte. Holzkohle- oder Gasgrills sind möglich. „Dreh- und Angelpunkt ist das Material HPL“, erklärt Pollex. „Diese Naturfasern sind nicht nur sehr beständig und gut zu verarbeiten, sie sehen auch noch ansprechend aus und fühlen sich gut an.“ Schließlich wollte Pollex keine „reinen Edelstahl-Blechbüchsen“ produzieren.

Produktion in Deizisau

OCQ-Küchen werden an unterschiedlichen Stätten in Deutschland produziert. Die größte davon liegt in Deizisau. Es wird nicht nur Holz, sondern auch wetterfester Stahl verarbeitet. So kostet manche Outdoorküche schnell mal weit über 10 000 Euro und ist dann zuweilen teurer als die Küche im Haus, speziell dann, wenn besondere Wünsche realisiert werden sollen. „Ein Geschirrspüler oder eine Eiswürfelmaschine in der Outdoorküche“, nennt Pollex Beispiele. Das bedeutet, dass die Anlage im Winter wasserfrei sein muss. Das Ziel war aber immer, „den Außenküchen die notwendigen Innovationen mitzugeben, um sie besser zu machen“, wie Pollex erklärt. Der Vertrieb läuft über Händler. Den deutschen Markt betreut Pollex selbst, den österreichischen und den Schweizer bearbeitet ein Agent.

Derzeit arbeiten Pollex und ein Designer aus Stuttgart an der neuen Kollektion. Sie soll vor allem Architekten und Gartenplaner interessieren. Ihre „Skulpturenhaftigkeit“ soll zu ihrem Nutzwert auch noch Designcharakter für den Garten haben.