Bei der Sanierung der PCB-belasteten Räume in der Zollberg-Realschule muss großes Gerät aufgefahren werden. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Der Gemeinderat lehnt die Auslagerung von Klassen an die Adalbert-Stifter-Schule während der PCB-Sanierung ab und stimmt einer Containerschule als Übergangslösung zu.

EsslingenZur Überraschung der Räte hatte die Stadtverwaltung kurz vor Beginn der Sitzung des Verwaltungsausschusses am gestrigen Montag noch einen zusätzlichen Punkt auf die Tagesordnung gesetzt: Die Entscheidung über die Übergangslösung für die Zollberg-Realschule während der PCB-Sanierung. Nach kontroversen Diskussionen stimmten der Ausschuss und gleich im Anschluss daran auch der Gemeinderat dem Vorschlag aus dem Rathaus mit breiter Mehrheit zu. Damit ist nun klar, dass keine Klassen in die Adalbert-Stifter-Schule ausgelagert werden. Stattdessen werden alle Schüler weiterhin auf dem Zollberg unterrichtet.

Die Schulleitung der Zollberg-Realschule hatte bereits vergangene Woche ein Konzept erarbeitet, wie schon vom kommenden Montag an sichergestellt werden kann, dass keine Schüler mehr in dem kontaminierten Hauptgebäude unterrichtet werden müssen. So sollen auch Fachräume, die Mensa oder der benachbarte Jugendtreff t1 vorübergehend als Klassenzimmer genutzt werden und man plant Unterricht im Schichtbetrieb, bis die Container geliefert werden, die die Stadt als Interims-Klassenzimmer für die nächsten zwei Jahre anmieten will.

Vier Container sollen zwar schon in dieser Woche aufgestellt und dann von den fünften Klassen genutzt werden, doch das Gros der Container wird wohl nicht wie gehofft nach den Pfingstferien bezugsfertig sein. Vielmehr geht die Stadtverwaltung davon aus, dass die Interims-Containerschule erst nach den Sommerferien an den Start gehen kann. Immerhin hat sie die Zusage einer Firma, die benötigten Container in den nächsten etwa acht Wochen zu liefern. Allerdings geht man von einer Montagezeit von etwa zwei Wochen aus.

Container für fast 1,9 Millionen Euro

Letztlich stimmten Verwaltungsausschuss und Gemeinderat der Interimslösung auf dem Gelände der Zollberg-Realschule und damit auch der Anmietung der Container für fast 1,9 Millionen Euro zwar mehrheitlich zu. Doch zuvor wurde von mehreren Seiten noch einmal kritisch hinterfragt, ob das wirklich das beste Vorgehen sei. So äußerten mehrere Stadträte heftige Kritik daran, dass sie die Vorlage zu dem Thema erst weniger als eine Stunde vor der Sitzung einsehen konnten: Das sei zu kurzfristig für solch eine Entscheidung.

Während SPD und CDU dem Vorschlag der Verwaltung voll zustimmten, monierten Grüne, Freie Wähler, FDP und Linke, dass nicht intensiv genug über die Auslagerung von Klassen der Zollberg-Realschule an die im kommenden Jahr ohnehin leer stehende Adalbert-Stifter-Schule diskutiert worden sei. „Wir wollen wissen, warum die Auslagerung an die Adalbert-Stifter-Schule ausgeschlossen wird“, betonte Annette Silberhorn-Hemminger, Fraktionschefin der Freien Wähler. Schließlich gehe es immerhin um Kosten von fast zwei Millionen Euro für die Containerlösung. Ähnlich argumentierten Grüne, FDP und Linke: „Mir sind noch zu wenig Argumente ausgetauscht worden für eine Entscheidung“, sagte FDP-Rätin Rena Farquhar. Und Brigitte Häfele (Grüne) betonte: „Hier hängt alles mit allem zusammen. Wir sollten uns die Zeit nehmen, um zu schauen, ob es noch andere Lösungen gibt.“ Schließlich müsse man im Hinterkopf behalten, dass angesichts möglicher PCB-Belastungen in weiteren Schulen noch ganz andere Interimslösungen notwendig werden könnten – und damit im Zweifelsfall die erst kürzlich nach jahrelangen Diskussionen beschlossene Schulentwicklung wieder hinfällig werden könnte.

Das allerdings wollte OB Jürgen Zieger nicht gelten lassen: Die Schulentwicklung sei beschlossene Sache, daran ändere auch das PCB-Problem nichts. Hier gehe es ausschließlich um die dringend notwendige Lösung für die Zollberg-Realschule. Er habe größten Respekt vor dem Engagement der Schulleitung, die sich diese Lösung zu überlegt habe – und bitte daher eindringlich um Zustimmung zu den Plänen. Im Übrigen wäre die Adalbert-Stifter-Schule höchstens für ein Jahr als Ausweichquartier nutzbar – zumindest, wenn man den Beschluss, hier eine neue Realschule zu etablieren, nicht rückgängig machen wolle. Die Interimslösung für die Zollberg-Realschule sei aber sicherlich mindestens zwei Jahre lang notwendig.

Einig waren sich Räte und Verwaltung aber in der Einschätzung, dass schnellstmöglich kein Unterricht mehr in PCB-belasteten Räumen stattfinden soll. Und das, obwohl die Leiterin des Esslinger Gesundheitsamtes, Dominique Scheuermann, zuvor im Verwaltungsausschuss noch einmal betont hatte, dass ihre Behörde den Unterricht auch in den belasteten Räumen bis zu den Sommerferien für vertretbar halte.