Seit 2015 gesperrt: der Alicensteg über die B10 und den Neckar. Eine interfraktionelle Gruppe macht sich für seine Sanierung stark. Quelle: Unbekannt

Während sich Linke, SPD, Grüne und FDP für die Reaktivierung des gesperrten Alicenstegs stark machen, hält Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht ihn für nicht sanierbar.

EsslingenDer interfraktionelle Antrag von Linke, SDP, Grüne und FDP, die sich für eine Sanierung des angeschlagenen und gesperrten Alicenstegs über Neckar und B 10 stark machen, liegt derzeit auf Eis. Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht kann noch keinen Termin nennen, wann das Thema auf die Tagesordnung des Technischen Ausschusses rückt. Denn Groß schlägt Klein: Die anstehende Sanierung der Neckarbrücken binde alle Kapazitäten im Technischen Rathaus, so Wallbrecht. Die Stegbefürworter haben das Rathaus jedenfalls dazu aufgefordert, den Zustand der 113 Meter langen Verbindung durch ein Gutachterbüro überprüfen und eine Kostenschätzung zur Sanierung vorlegen zu lassen. Die mit dem Antrag verbundene Skepsis, der Steg könne – nicht zuletzt in Anbetracht des zähen Abrisses der Fußgängerbrücke an der Frauenkirche – doch nicht ganz so marode sein wie von der Verwaltung dargestellt, weist Wallbrecht zurück. Natürlich sei der Alicensteg seinerzeit von externen Fachleuten untersucht worden. Seiner – allerdings eher vagen – Erinnerung nach sei sein Stahlhohlkörper innen stark gerostet. Die Sanierung sei nicht wirtschaftlich und angesichts der Tatsache, dass man dafür lange Zeit B 10 und Neckar sperren müsse, auch annähernd unmöglich.

Ergebnisoffene Prüfung?

Das verwundert dann doch etwas. Hatte Rathaussprecher Roland Karpentier im Dezember zu dem interfraktionellen Antrag gegenüber der EZ doch vermerkt: „Die Verwaltung prüft ergebnisoffen die notwendigen fortgeschriebenen Sanierungskosten zu einem potenziellen Erhalt des Stegs. Der grundsätzliche Abbruchbeschluss des Gemeinderates wurde vor Jahren im Zeichen der Haushaltskonsolidierung gefasst. Aus den Zielen zu einer Veränderung des Modal Splits ( mehr Fußgänger+, Radverkehr + ÖPNV- Anteile) und aus dem von der Verwaltung im November vorgelegten Mobilitätskonzept könnte sich allerdings eine veränderte Bedeutung leistungsfähiger Fußgänger- und Radwegeverbindungen zwischen den Esslinger Stadtteilen ergeben.“ Das zeige die Diskussion um die Fußgängerverbindung zwischen Rüdern und Obertürkheim/Uhlbach wie auch die schwierige Fußgängerverbindung zwischen der Innenstadt und dem Zollberg. „Diesen Trend der Prüfung des Antrages durch die Stadtverwaltung“ könne man gern in die Berichterstattung aufnehmen, hieß es weiter in der Mail von Karpentier. Konfrontiert mit der Aussage des OB-Büros will Wallbrecht dieses „Umdenken“ jedenfalls nicht an einer anderen baulichen Bewertung des Alicenstegs festmachen, sondern lediglich an der politischen Frage „ob man ihn vielleicht doch braucht oder auch nicht“. Wolle man diese Verbindung wieder haben, müsse man sie auf jeden Fall neu bauen, sanierbar sei der Steg nicht.

Stahl soll stabilisieren

Auch ein paar Höhenmeter weiter oberhalb des Neckartals bringt das neue Jahr bislang wenig Anlass für neue Hoffnung. Der Berkheimer Bürgerausschuss hat sich in der vergangenen Woche gemeinsam mit dem Baubürgermeister den ebenfalls angezählten, aber noch begehbaren Steg über die Köngener Straße angeschaut, der den Süden des Stadtteils mit dem Gemeindezentrum verbindet. Resultat: Auch dort nichts, was man nicht schon gewusst hätte. Im Sommer hatte ihn ein Ingenieurbüro unter die Lupe genommen und ihm ein weiteres Jahr gegeben, so Wallbrecht gegenüber der EZ. Dann prüfe das Büro erneut. Man habe Stahlmanschetten zur Stabilisierung eingebaut. Alle zwei Monate checke zudem das Technische Rathaus vor Ort seine Verkehrssicherheit. Wobei es bei dem Berkheimer Steg nicht um die Standfestigkeit, sondern vor allem darum gehe, dass nichts auf die darunter fahrenden Autos bröckle. „Wir haben dem Baubürgermeister noch einmal mitgegeben , wie wichtig der Steg für Berkheim ist. Wenn er nicht erhalten werden kann, brauchen wir einen neuen“, erklärt die Bürgerausschussvorsitzende Aglaia Handler. Doch weiß auch sie um den nach wie vor gültigen Ratsbeschluss, den Steg nur solange lebenfähig zu halten, wie es ohne größere Finanzspritzen geht. Dazu kommen die schwierigen Eigentumsverhältnisse im und am Berkheimer Gemeindezentrum. Sie haben nicht nur dazu geführt, dass eine Ertüchtigung des Zentrums derzeit auf Eis liegt, sondern würden auch Eingriffe am Steg nicht einfach machen. Von dem Gespräch mit Wallbrecht ist Handler dennoch enttäuscht. Der Bürgerausschuss habe auch fachlich keine Klärung bekommen. „Wir sind so klug wie zuvor.“ Das treffe im Übrigen auch auf mögliche neue Gewerbeflächen in Berkheim zu. Alle relevanten Themen würden vor der Kommunalwahl nur noch nichtöffentlich behandelt, kritisiert sie das Rathaus.