So schön und so krank: Die Hanns-Martin-Schleyer-Brücke wird jetzt erst einmal so saniert, dass sie dem Verkehr in den nächsten Jahren standhält. Foto: Bulgrin

Von Claudia Bitzer
Autofahrer, Fußgänger, Radler und ÖPNV-Kunden müssen sich auf die nächste Baustelle gefasst machen: Die Stadt will in den Sommerferien die dringenden Baumaßnahmen starten, um die Hanns-Martin-Schleyer-Brücke bis zu ihrem Neubau in ein paar Jahren verkehrssicher zu halten. Massivste Einschränkung: Vom 24. Juli bis 10. September kann die Neckarbrücke, die die Stadtteile Mettingen und Brühl/Weil verbindet sowie zu einer B 10-Anschlusstelle führt, nur in Richtung Mettingen befahren werden. Wer von Mettingen aus über den Neckar nach Brühl, Weil oder auf die B 10 will und nicht nur auf zwei Beinen unterwegs ist, muss während dieser Zeit auf die Vogelsangbrücke oder auf eine der Stuttgarter Neckarbrücken ausweichen. Einschränkungen gibt es in diesem Zeitraum auch für die Buskunden: Die Linie 102 fährt dann nur bis zur Palmenwaldstraße in Brühl und wird nicht den Neckar überqueren. Wer während der Sommerferien mit dem Bus von Brühl oder Weil aus nach Mettingen will, muss folglich über die Stadtmitte fahren und in die Buslinie 101 umsteigen. Radfahrer werden über den Mettinger Neckarsteg umgeleitet.
Vom 11. bis 22. September wird dann an der Brücke zwar weiterhin gebaut, aber die Arbeiten beschränken sich auf eine Engstelle bei Mettingen – sodass die Schleyer-Brücke wieder von allen Verkehrsteilnehmern in beiden Fahrtrichtungen benutzt werden kann. Eine Ampel wird den Verkehr regeln. Auch die Buslinie 102 kann dann wieder ihre gewohnte Route bedienen.
Wie berichtet, lassen sich die Arbeiten, die im Rathaus unter dem Begriff „Notinstandsetzung“ firmieren, nicht mehr länger aufschieben. Wie die anderen beiden großen maroden Neckarbrücken wurde auch für die Hanns-Martin-Schleyer-Brücke Spannstahl verwendet. Es besteht die Gefahr, dass schwerwiegende Korrosionsschäden die Tragfähigkeit der Bauwerke in Frage stellen. Der Gemeinderat hatte im Frühjahr ein Gesamtkonzept beschlossen, das den notwendigen Neubau der Brücken teils um gut zwei Jahrzehnte nach hinten geschoben hat.
Das funktioniert allerdings nicht ohne Sofortmaßnahmen. Dazu zählen zum Beispiel die eingedampften Fahrspuren auf den Rampen der Vogelsang- und Adenauerbrücke. Es funktioniert aber auch nicht ohne Instandsetzungsmaßnahmen, wie sie jetzt in Mettingen anstehen. Für gut 358 000 Euro hat die Stadt die Arbeiten an die Großaspacher Firma Lukas Gläser vergeben, die mehr als 100 000 Euro über dem nächst günstigen Bieter lag. In ihrem Aufgabenkatalog, den ein Ingenieurbüro zusammengestellt hat, steht der Austausch der Übergangskonstruktionen – also der Schienen zwischen Widerlager und Brücke –, eine neue Deckschicht für die Fahrbahn, Betonarbeiten und kleinere Reparaturen. Während an der Adenauer- und Vogelsangbrücke in den kommenden Jahren noch mit weitreichenden Ertüchtigungsmaßnahmen gerechnet werden muss, geht Tiefbauamtschef Uwe Heinemann davon aus, dass die Schleyer-Brücke mit den nunmehr angekündigten Arbeiten bis zu ihrem Neubau gesichert ist. Der ist für die Jahre 2023 bis 2025 geplant. Die Vogelsangbrücke soll zwischen 2034 und 2038 neu entstehen, die Adenauerbrücke dann zwischen 2040 und 2044. Insgesamt muss die Stadt letzten Berechnungen zufolge 23 Millionen Euro in ihre Brücken stecken, nur um sie bis zum Neubau verkehrssicher zu halten. Wenn Schleyer-, Vogelsang- und Adenauerbrücke dann irgendwann einmal in ganz neuer Pracht dastehen werden, kommen noch einmal fast 150 Millionen Euro dazu – nach derzeitigem Stand. Der Neubau der Schleyer-Brücke ist in dem Konzept vom März 2017 auf 10,6 Millionen Euro angesetzt, die Vogelsangbrücke wird auf 56 Millionen und die Adenauerbrücke auf 79 Millionen Euro geschätzt.