Die als unzureichend bemängelte Busanbindung von Wiflinghausen soll durch einen dichteren Takt verbessert werden, kündigte der SVE an. Foto: Peter Stotz - Peter Stotz

Der Bürgerausschuss St. Bernhard-Kennenburg-Wiflingshausen fordert in leicht geänderter Besetzung weiter einen Kreisel am Hirschlandkopf und Temporeduzierungen.

EsslingenDie Verkehrsbelastung im Esslinger Norden steigt weiter, der Zuschnitt des öffentlichen Nahverkehrs entspricht nicht den Bedürfnissen, und mit dem Umzug der Hochschule von der Flandernhöhe in die Weststadt wird ein neues Wohngebiet für möglicherweise bis zu 2000 Menschen entstehen. Entsprechend umfangreich gestaltete sich die Tagesordnung der sehr gut besuchten Einwohnerversammlung für den Bereich des Bürgerausschusses St. Bernhard-Kennenburg-Wiflingshausen am Donnerstag in der Sängerkranzgaststätte, bei der auch die Wahl der künftigen Ausschussmitglieder anstand.

Wie Karl-Heinz Thiel, der noch amtierende Vorsitzende des Bürgerausschusses, zum Auftakt berichtete, waren die Themenschwerpunkte der Stadtteile in den vergangenen drei Jahren immer wieder Gegenstand einer kritischen, aber auch konstruktiven Auseinandersetzung mit der Stadtverwaltung. „Verkehr, Stadtteilentwicklung, ÖPNV – wir sind im Gespräch und es hat manche Verbesserungen gegeben“, sagte Thiel.

Forderung nach Kreisverkehr

Eines der Hauptprobleme des Stadtgebiets, die zunehmende Verkehrsbelastung, könne nicht mit schnellen Patentlösungen aus der Welt geräumt werden, räumte Thiel ein. „Wir leiden unter der Sperrung der Geiselbachstraße und müssen versuchen, die Folgen zu minimieren“, sagte er. Der Bürgerausschuss halte nach wie vor den Bau eines Kreisverkehrs am Hirschlandkopf für machbar, da er den Verkehrsfluss, auch im Hinblick auf eine künftige Aufsiedlung des Areals der Hochschule, deutlich verbessern könnte.

Tiefbauamtsleiter Uwe Heinemann erklärte dazu, es sei „verständlich, über einen Kreisverkehr nachzudenken“. Allerdings hätten erste Untersuchungen gezeigt, dass schon wegen der Topografie an eine schnelle Umsetzung nicht zu denken sei. „Wir denken weiter darüber nach, gehen aber von einer langen Planungszeit und hohen Kosten aus“, sagte er.

Um eine schnelle Verbesserung „für die Zeit der Vollsperrung der Geiselbachstraße“ zu erreichen, bevorzuge die Verwaltung, die Linksabbiegerspuren von der Hirschlandstraße in Richtung Stadtmitte und von der Rotenacker- in die Kennenburger Straße zu streichen. Damit könnten in den Spitzenstunden rund 1000 Fahrzeuge mehr die Kreuzung passieren, der Goerdelerweg hätte freilich in der Zeit etwa 25 Autos mehr zu verkraften.

Dies weckte Unmut bei einigen Zuhörern, auch wegen möglicher Belastungen der dortigen Kindertagesstätte. Oberbürgermeister Jürgen Zieger betonte dazu, dass dies auch im Mobilitätsausschuss des Gemeinderats kritisch diskutiert wird. „Wir sind noch nicht so weit, etwas zu entscheiden“, sagte er.

Diskussion über Tempo 30 kommt

Ähnlich verhalte es sich mit der von vielen Bürgern gewünschten Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 Stundenkilometer auf den Umleitungsstrecken. „Wir sind da nicht frei in unseren Entscheidungen und dürfen nicht einfach ausweisen, sondern sind an verkehrsrechtliche Regelungen gebunden“, erklärte Zieger. Allerdings werde das Thema nach der Sommerpause im Technischen Ausschuss weiter diskutiert.

Wesentlich weiter sind die Planungen für eine Beschleunigung des Busverkehrs. So soll ab der Rotenackerstraße eine durchgehende Busspur, die auch für Radler freigegeben wird, bis zum Neckarforum führen. „Wir wollen den ÖPNV attraktiver machen und anregen, am Stau vorbei schneller zum Ziel zu kommen“, sagte Heinemann. Auch das werde allerdings nicht schmerzfrei sein, denn insgesamt 60 Parkplätze werden dabei wegfallen. „Die werden wir auch nicht kompensieren können, wir haben einfach den Platz dafür nicht“, sagte Heinemann.

Mitsprache bei Flandernhöhe

Die Förderung des Nahverkehrs im Esslinger Norden soll auch an anderer Stelle voran gehen. Wie Johannes Müller, technischer Werkleiter des städtischen Verkehrsbetriebs (SVE), darstellte, soll das von vielen Bürgern als unzureichend bemängelte Angebot für Wiflingshausen durch einen dichteren Takt wesentlich verbessert werden. Dazu sei auch eine Verknüpfung der Linien 110 und 112 im Gespräch, um einen Ringverkehr durch die Stadtteile zu erreichen. „Damit können auch die unsinnigen Leerfahrten von Wäldenbronn zum Segelflugplatz beendet werden“, sagte Müller.

Die Mobilität der Zukunft wird auch die künftige Aufsiedlung des etwa 6,5 Hektar großen Hochschulareals auf der Flandernhöhe mitbestimmen. Dort könnten bis zum Jahr 2027 etwa 450 Wohnungen für bis zu 2000 Menschen entstehen, dazu werden Läden, eine Kita, kulturelle Einrichtungen und Arztpraxen geplant. „Eine städtebauliche Herausforderung“ nannte dies der OB.

Wolfgang Ratzer, der Leiter des Stadtplanungsamts, sicherte zu, „dass die Bürger in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Es soll ein Quartier werden, das Vorteile für den gesamten Stadtteil bringt“, sagte er. Der Gemeinderat und der Bürgerausschuss würden eng in die Planungen eingebunden, zudem seien zwei Informationsveranstaltungen für die Bürger vorgesehen. Thiel legte dies den Zuhörern denn auch ans Herz. „Es gibt viele Möglichkeiten zur Einmischung und es gibt bei der Entwicklung der Flandernhöhe viele Gestaltungsmöglichkeiten für die Bürger“, fasste er zusammen.

Der neue Bürgerausschuss

Nach Ablauf der dreijährigen Amtszeit wurde während der Einwohnerversammlung am Donnerstag auch ein neuer Bürgerausschuss gewählt. Bis auf Lena Sauer-Arnold, die sich nach einer Amtsperiode nicht mehr zur Wahl stellte, kandidierten alle bisherigen Mitglieder wieder für das 16-köpfige Gremium und wurden gewählt. Neu hinzu gekommen ist Fenja Lieken.

Im neuen Bürgerausschuss sitzen nun:

Ulrike Schlecht (65 Stimmen), Dieter Sturm (64), Thomas Ebinger (63), Karl-Heinz Thiel (61), Fenja Lieken (61), Adelheid Wenzelburger (57), Werner Strauß (57), Hans-Dieter Ulmer (53), Giesela Lucke (52), Karl-Heinz Kobus-Schmid (52), Teinhard Köble (52), Karl-Heinz Kenner (51), Hartmut Ruckh (50), Dieter Eberspächer (49), Heinz Klausmann (44), Thomas Staib (40).

Über die Position des künftigen Ausschussvorsitzenden und andere Funktionen soll in der konstituierenden Sitzung des Gremiums beraten werden. Der bisherige Vorsitzende Karl-Heinz Thiel hat bereits signalisiert, dass er aus Altersgründen etwas kürzer treten möchte. Die konstituierende Sitzung soll noch vor der Sommerpause stattfinden.