Hannes (links) und Lutz Kielmeyer (rechts) wollen ihren Gästen zusammen mit Koch Ivan Lazarenko neue kulinarische Erlebnisse bieten: In ihrem Restaurant „Kielmeyers 1582“ soll es internationale Küche aus regionalen Zutaten geben. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Das Restaurant „Kielmeyers 1582“ am Esslinger Marktplatz soll bald eröffnen. Doch es gibt noch einige Hürden, denn mit den Behörden ist längst noch nicht alles geklärt.

EsslingenWer von außen durch die große Glasfront in das historische Kielmeyer-Haus am Marktplatz schaut, blickt auf eine große Baustelle. Hier liegen Arbeitsgeräte neben Baumaterial und Holzlatten auf dem nackten Betonboden. Doch der Eindruck täuscht: Die Bauarbeiten sind inzwischen weit gediehen. Möglichst um Ostern herum wollen Lutz und Hannes Kielmeyer hier ihr neues Restaurant eröffnen. Das Konzept ist fertig, der Name („Kielmeyers 1582“) steht, auch Küchen- und Serviceteam sind schon rekrutiert – allerdings ist eine wichtige Frage noch ungeklärt: Wie steht es um die Außenbewirtschaftung?

Dieses Thema treibt die 29 und 32 Jahre alten Brüder schon seit geraumer Zeit um. Ihrer Meinung nach ist es heutzutage in der Gastronomie unerlässlich, auch Plätze unter freiem Himmel anzubieten. Deshalb haben sie drei verschiedene Varianten der Außenbewirtschaftung beantragt, die umfassendste davon sieht 118 Sitzplätze auf dem Marktplatz vor. Dafür müssten sieben Parkplätze direkt vor dem Haus entfallen. Die Kielmeyers schlagen vor, im Gegenzug die gegenüberliegende Parkreihe mit sieben Stellplätzen in Richtung Stadtinformation zu verlängern. Auch mit den Marktbeschickern könne man sicher eine Lösung finden: „Mit der Bestuhlung vor dem ,Markt eins’ funktioniert es ja auch“, sagt Hannes Kielmeyer.

Im Rathaus weiß man allerdings, welch heiß umkämpftes Pflaster der Marktplatz ist: Die Anwohner wollen keine Parkplätze verlieren, die Marktbeschicker fürchten um Standplätze und die Gastronomen wollen möglichst viel Fläche für Tische und Stühle. Bis jetzt gibt es kein Konzept, wie alle Interessen unter einen Hut gebracht werden sollen. Der Ordnungsamtsleiter Gerhard Gorzellik will sich derzeit gar nicht zu der Sache äußern. Er teilt lediglich mit, dass man alles daran setze, das Thema möglichst im März auf die Tagesordnung im Ausschuss für Technik und Umwelt zu setzen. Derweil halten Barbara Frey, Vorsitzende des Bürgerausschusses Innenstadt, und Joachim Koschu, Vorsitzender des Marktvereins, mit ihren Bedenken nicht hinterm Berg (siehe Infobox unten).

Das ist allerdings nicht das einzige Thema, das die Kielmeyers mehr beschäftigt, als ihnen lieb ist. Auch die Auflagen des städtischen Denkmalamts bereiten ihnen immer wieder Kopfzerbrechen. Zweimal seien die Umbauarbeiten in dem denkmalgeschützten Gebäude aus dem Jahr 1582 sogar vom Denkmalschutz gestoppt worden, moniert Thomas Kielmeyer, Vater der zwei angehenden Gastronomen und Betreiber von „Kielmeyers Besen“ direkt neben dem künftigen Lokal. Das Hauptärgernis sei für ihn aber etwas anderes. So wollen seine Söhne den historischen Keller unter dem Kielmeyer-Haus, der teilweise aus dem 13. Jahrhundert stammt, künftig der Öffentlichkeit zugänglich machen. Dafür ist aber ein zweiter Rettungsweg aus den Gewölben notwendig. Die Kielmeyers halten einen Durchbruch vom historischen in den jüngst neu gebauten Keller im Innenhof des Kielmeyer-Hauses für optimal. Von der zunächst dafür anvisierten Stelle habe man auf Hinweis des Denkmalschutzes zwar Abstand genommen: Dabei hätte eine Staufermauer aus dem Jahr 1230 durchbrochen werden müssen, so Thomas Kielmeyer. Doch es gebe eine andere Stelle, wo nur eine gewöhnliche Mauer durchbohrt werden müsse – diese wäre nach Ansicht der Gastronomen ideal. Doch der Denkmalschutz stelle sich quer: „Der Denkmalschutz will mit allen Mitteln Gebäude schützen – auch vor den Bürgern“, schimpft Thomas Kielmeyer. Er und seine Söhne haben den Eindruck, das Denkmalamt habe gar kein Interesse daran, dass der Keller öffentlich zugänglich wird.

Dem widerspricht der Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht deutlich: „Es ist alles sehr alt und kostbar in dem Gebäude. Wir begrüßen sehr, dass es gepflegt werden soll.“ Er rechne es der Familie Kielmeyer hoch an, wie viel sie für den Erhalt des historischen Hauses tue. Aber in ihrem Enthusiasmus sei sie oft etwas vorschnell – deshalb sei es auch zu den Baustopps gekommen. Denn teilweise seien historische Mauern zerstört worden, die erst noch darauf hätten untersucht werden müssen, ob sie erhaltenswert sind. Auch die Mauer im Gewölbekeller, die die Kielmeyers gern durchbrechen würden, sei wertvoll. Man prüfe derzeit noch, wo ein zweiter Fluchtweg entstehen könnte, durch den möglichst wenig historische Substanz zerstört werde. Denn generell befürworte die Stadt, den Keller öffentlich zugänglich zu machen.

Trotz der Schwierigkeiten lassen sich Lutz und Hannes Kielmeyer nicht von ihren Plänen abbringen. Sie wollen möglichst im April ihr Restaurant mit regionaler Crossover-Küche eröffnen. Die saisonalen Zutaten für die internationalen Gerichte sollen möglichst von Erzeugern aus der Umgebung stammen. Statt einer großen Standardkarte will der Koch Ivan Lazarenko, der bereits im Gourmet-Restaurant Schloss Filseck tätig war, alle zwei Monate eine neue, übersichtliche Karte mit saisonalen Gerichten anbieten. Rund 80 Plätze sind im Gastraum im Erdgeschoss vorgesehen, weitere 90 im ersten Stock. Die obere Etage mit ihren drei Räumen soll allerdings vornehmlich für Veranstaltungen wie Hochzeiten, Geburtstage oder Familienfeste zur Verfügung stehen.

Bedenken gegen weitere Außengastronomie

Nicht alle in der Stadt sind begeistert von der Aussicht auf ein neues Lokal mit Außenbewirtschaftung auf dem Marktplatz. Kritik kommt vor allem vom Bürgerausschuss Innenstadt und vom Marktverein.

Bürgerausschuss: Barbara Frey, Vorsitzende des Bürgerausschusses Innenstadt (BA), kritisiert, dass die Esslinger Altstadt schon jetzt eine einzige Kneipenlandschaft sei. Alle paar Meter gebe es ein Lokal, in dem man zum Konsumieren aufgefordert werde. Frey befürchtet, dass die Zahl der Kunden nicht für alle reicht und nach dem Ladensterben dann das Kneipensterben folgt – und die City letztlich verkommt. Deshalb wäre es ihr lieber, wenn leere Läden zu Wohnungen oder als Heimat für junge Firmen umgerüstet würden als zu weiteren Restaurants oder Bars. Zumal man auch die Bewohner der Altstadt im Blick haben müsse: Immer mehr Lokale bedeuteten immer mehr Belastung, etwa durch abendlichen Lärm. Frey ist der Meinung, dass die Stadt zu viel einfach geschehen lasse anstatt steuernd einzugreifen.

Marktverein: Man habe Vorbehalte gegen noch mehr Außenbewirtschaftung auf dem Marktplatz, sagt Joachim Koschu, Vorsitzender des Marktvereins. „Inzwischen ist es dort völlig überzogen, jeder will rausbauen.“ Und die Marktstände müssten dafür weichen. Mit der Bestuhlung vor dem „Markt eins“ gebe es zwar keine Probleme, aber vor dem Kielmeyer-Haus stünden zwei, drei größere Stände: „Wenn die reinrücken müssen, wird es eng.“ Es gebe aber noch keine Gespräche mit der Stadt über eine Neuorganisation des Marktes.