94 Prozent der Esslinger Haushalte sind mit Anschlüssen über 50 MBit/s versorgt, erklärt Marc Ströbele, der Breitbandbeauftragte der Stadt. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Rüdern, Sirnau und die Neckarhalde sind Sorgenkinder beim Breitbandausbau. Geht es nach Marc Ströbele, dem Esslinger Breitbandbeauftragten, soll sich das bald ändern.

Esslingen Das schnelle Internet kommt zu langsam“. – „Der Breitbandausbau verzögert sich zu lange“. – „Fördertöpfe für den Breitbandausbau werden nicht genutzt“. – Leser und Gewerbetreibende üben Kritik am Breitbandausbau der Stadt. Die Eßlinger Zeitung sprach darüber mit Marc Ströbele, dem Breitbandbeauftragten der Stadt Esslingen.

Der Begriff Breitbandversorgung

Bei der aktuell im Stadtgebiet vorherrschenden Technik, dem Vectoring, erfolgt der Anschluss bis zum Verteilerkasten mit Glasfaserkabel, von dort erfolgt der Anschluss der einzelnen Gebäude mit Kupferkabel. In der Theorie sind hierbei Geschwindigkeiten bis 250 Mbits/s möglich. Die Geschwindigkeit nimmt aber ab, je weiter die Gebäude vom Verteilerkasten entfernt liegen – also je länger die Kupferleitung ist.

Die Abdeckung in Esslingen

Momentan sind in Esslingen 94 Prozent der Haushalte mit Anschlüssen von über 50 MBit/s versorgt. Die Telekom baut im Moment die bis dato schlecht versorgten Stadtteile Rüdern, Neckarhalde und Sirnau aus. Anfang 2020 werden dann knapp 98 Prozent der Hausanschlüsse über Geschwindigkeiten von mindestens 50 MBit/s verfügen. Hierbei handelt es sich um eine zeitgemäße Versorgung der Haushalte. Professionelle Anwendungen für Gewerbe und Industrie sowie mittelfristig auch private Haushalte benötigen aber deutlich höhere Geschwindigkeiten.

Höhere Geschwindigkeiten

Der Gemeinderat hat den Beitritt zum Zweckverband Breitbandversorgung der Region Stuttgart beschlossen. Ziel ist es, in Kooperation mit der Telekom bis 2025 alle Industrie-, Dienstleistungs- und Gewerbeunternehmen sowie bis 2030 90 Prozent der privaten Haushalte direkt über Glasfaserkabel anzubinden. Mit dieser FTTH genannten Technik sind dann Geschwindigkeiten im Gigabitbereich möglich.

Das schnellere Internet in den Gewerbegebieten

Im Zuge der Kooperation mit dem Zweckverband soll bis Jahresende der Ausbau unseres größten Gewerbegebietes Neckarwiesen abgeschlossen sein. Anschließend soll das Gewerbegebiet Danfoss-Areal mit Glasfaserkabeln versorgt werden. Die Telekom möchte hierzu die Bedarfe bei den dort ansässigen Unternehmen bis Ende Januar 2020 abfragen.

Schnelleres Internet für Private

Vodafone hat angekündigt, mit Hilfe des zugekauften Kabelnetzes von Unitymedia alle derzeit angeschlossenen Haushalte bis 2022 mit Internetzugängen bis zu einem Gigabit zu versorgen. Anders ist die Situation bei unserem verwaltungsinternen Netz. Hier darf die Stadt selbst Leitungen verlegen und macht dies auch. So werden auch die Schulen bis 2020 mit Glasfaseranschlüssen ausgestattet.“

Gründe für die Verzögerungen im Breitbandausbau

Der Gesetzgeber hat die Telekommunikationsinfrastruktur bewusst privatisiert. Die Unternehmen arbeiten nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten und bauen primär Gebiete aus, die sich finanziell rechnen. Die Stadtverwaltung hat darauf keinen Einfluss.

Die Nutzung von Fördertöpfen von Bund und Land

Im Moment gibt es kein geeignetes Förderprogramm, das für Esslingen sinnvoll anwendbar wäre. Bund und Land sprechen ab einer Bandbreite von 30 MBit/s von schnellem Internet. Daran orientieren sich auch die aktuellen Förderprogramme. Gefördert wird der Ausbau von Gebieten, die unter den 30 MBit/s liegen und deren Ausbau in den nächsten drei Jahren nicht geplant ist. Im Ergebnis wären in Esslingen nur 120 von etwa 17 000 Adressen förderfähig. Da diese Adressen im Wesentlichen in der Peripherie liegen, steht der Nutzen in keinem Verhältnis zum Aufwand. Ob diese Schwelle von 30 MBit/s künftig erhöht wird, muss abgewartet werden.

Ansprechpartner für Bürger und Gewerbetreibende

Erster Ansprechpartner bei Fragen zur Breitbandversorgung sind die jeweiligen Telekommunikationsunternehmen. Sie können genau darüber informieren, ob und wann ausgebaut wird und vor allem welche Bandbreiten tatsächlich buchbar sind. Gerne können sich Bürgerinnen und Bürger auch direkt an das Tiefbauamt unter tiefbauamt@esslingen.de wenden. Wir koordinieren die Anfragen und versuchen, sie in Abstimmung mit den Telekommunikationsunternehmen innerhalb von wenigen Arbeitstagen zu beantworten.

Ansprechpartner für Anträge von Bürgern auf ein schnelles Internet

Den Telekommunikationsunternehmen wurde der Netzausbau übertragen, ein Antragsverfahren bei der Stadt ist daher nicht möglich. Leider hat die Erfahrung gezeigt, dass der Einfluss der Stadt Esslingen auf große, gewinnorientierte Konzerne sehr gering ist. Mit dem Beitritt zum Zweckverband denken wir aber, dass eine solide Basis für einen zukunftsfähigen Ausbau gelegt ist.