Noch fahren zahlreiche Autos durch die Ritterstraße – doch künftig soll die Zufahrt zur Esslinger Altstadt für die meisten tabu sein. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Nach jahrelangen Diskussionen um den ungeliebten Parksuchverkehr in der östlichen Altstadt strebt die Stadt nun die große Lösung an: Die Ritterstraße soll für die meisten Autos tabu sein.

EsslingenSeit Jahren wird über das Problem des Parksuchverkehrs in der östlichen Altstadt diskutiert – doch bislang sind alle Versuche, diesen einzudämmen, fehlgeschlagen. Deshalb will die Stadt nun doch die große Lösung angehen, vor der sie bislang zurückgeschreckt ist: Die Ritterstraße soll zur Fußgängerzone werden. In erstaunlicher Eintracht haben sich nun die Stadträte im Ausschuss für Technik und Umwelt sowie die betroffenen Händler, der Bürgerausschuss Innenstadt, das Stadtmarketing und die City Initiative dafür ausgesprochen.

So soll die Ritterstraße so schnell wie möglich zur Fußgängerzone deklariert werden – und zwar zunächst ohne größere Umbauten. In einem ersten Schritt wird lediglich die Beschilderung auf die neue Situation in der Eingangsstraße zur Altstadt hinweisen. Außerdem soll ein hydraulischer Poller die Zufahrt in die Ritterstraße beschränken – und eventuell gleichzeitig auch als Terrorschutz dienen.

Ganz ausschließen will und kann man den Verkehr nicht, doch wer wann in die Ritterstraße fahren darf, will die Stadtverwaltung nicht eigenmächtig entscheiden: Das soll in einer Bürgerbeteiligung abgestimmt werden. Ohnehin ist die Einrichtung der Fußgängerzone zunächst nur für etwa sechs Monate anvisiert. Dann soll überprüft werden, ob sie die gewünschte Wirkung entfaltet – und ob der Verkehr in andere Gebiete ausweicht, wo er ebenfalls nicht erwünscht ist.

Währenddessen will die Stadt allerdings nicht nur abwarten, was passiert. Die Zeit soll genutzt werden, um den zweiten Schritt vorzubereiten: die Umgestaltung der Ritterstraße. Dafür soll eine bereits im Jahr 2016 vom Landschaftsarchitekturbüro Haefner Jimenez Betcke Jarosch erstellte Planung überarbeitet werden. Dabei will man nicht nur die Öffentlichkeit einbeziehen, sondern auch ökologische Aspekte sowie die überarbeitete Verkehrsplanung für die Altstadt einfließen lassen. Die Ergebnisse sollen noch einmal mit der Öffentlichkeit sowie mit dem Ausschuss für Technik und Umwelt abgestimmt werden.

Ein Grund für die Kehrtwende der Stadtverwaltung, die die Einrichtung einer Fußgängerzone in der Ritterstraße wegen der aus ihrer Sicht zu vielen widerstrebenden Interessen lange Zeit nicht befürwortete, waren die Stellungnahmen der Betroffenen. Denn anders als früher sprachen sich nun die betroffenen Interessengruppen für die Verkehrsberuhigung aus – ebenso wie für eine Umgestaltung der Ritterstraße. Letztere sei notwendig, damit die Ritterstraße alle Vorteile einer Fußgängerzone bietet. So fordert etwa die Esslinger Stadtmarketing und Tourismus GmbH (EST), dass Parkbuchten, Bordsteine, Baumbeete und Beschilderungen zurückgebaut werden. Denn diese Elemente störten nicht nur den Handel, sondern seien auch hinderlich bei Events.

Ähnlich argumentiert man bei der City Initiative Esslingen: Gehwege und Straße müssten auf das gleiche Niveau gebracht werden, damit die Ritterstraße gut für Veranstaltungen genutzt werden könne. Zudem wünsche man sich mehr Aufenthaltsqualität, damit hier eine Flaniermeile entstehen könne. Darüber hinaus legt man großen Wert auf ein Mobilitätskonzept für die Innenstadt und denkt dabei vor allem an einen Elektro-Altstadtbus. Auch zeitliche Vorstellungen hat man bei der City Initiative: Man wünscht sich eine Umgestaltung in den nächsten drei Jahren.

Ganz so detailliert äußert sich die Händlergemeinschaft Küferstraße, Blarer- und Ottilienplatz zwar nicht. Doch auch sie signalisiert klare Zustimmung zu den Plänen der Stadt – ebenso wie der Bürgerausschuss Innenstadt. Letzterer legt allerdings großen Wert darauf, dass die Fußgängerzone zunächst nur probeweise ausgewiesen und der Versuch anschließend umfassend evaluiert wird. Auch beim Bürgerausschuss hält man einen Altstadtbus für unerlässlich.

Im Ausschuss für Technik und Umwelt stieß der Vorschlag der Verwaltung ebenfalls auf breite Zustimmung. Nachdem alle anderen Versuche, den Parksuchverkehr in der östlichen Altstadt einzudämmen, im Sande verlaufen sind, müsse man nun endlich Nägel mit Köpfen machen, so die einhellige Meinung. Man verspreche sich von einer Fußgängerzone in der Ritterstraße nicht nur ein besseres Umfeld für Anwohner und Händler, sondern halte eine solche auch aus ökologischer und touristischer Sicht für sinnvoll, sagte etwa CDU-Stadtrat Edward-Errol Jaffke. Und Ursula Strauß (Grüne) betonte: „Das ist die einmalige Chance, in der Esslinger Innenstadt noch mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen.“

In den vergangenen Jahren hatte die Stadt einiges versucht, um den Parksuchverkehr in der östlichen Altstadt einzudämmen: So wurde die Einfahrt in die Ritterstraße verengt, die Halteverbotszone erweitert, öffentliche in Anwohnerparkplätze umgewandelt, die Einfahrt ins Parkhaus Küferstraße/Altstadt deutlicher gekennzeichnet und zuletzt probeweise die Fußgängerzone in Küferstraße und Strohstraße erweitert – ohne Erfolg. Nun hofft man auf die Verkehrsberuhigung in der Ritterstraße – über den von vielen Seiten geforderten Altstadtbus will die Stadt allerdings noch gesondert diskutieren.