Nach der Sanierung klingt die Orgel besonders schön. Foto: Peter Dietrich - Peter Dietrich

Einst klangt sie kalt und körperlos: Doch jetzt ist die Orgel in der Johanneskirche saniert worden und klingt so schön wie nie.

EsslingenDa staunt der Pfarrer, und der Orgelbauer wundert sich: Pfarrer Christof Hermann staunte, wie gut und voll sich die Orgel der Johanneskirche nach der Sanierung und Klangverbesserung anhört: „Das hätte ich unserer Orgel gar nicht zugetraut!“ Orgelbaumeister Michael Mauch wunderte sich hingegen, wie gut besetzt die Johanneskirche beim sonntäglichen Nachmittagskonzert war: „Sonst ist an so einem Nachmittag nicht so viel los.“

Doch der Johanneskirchengemeinde ist die Orgel sehr wichtig, für sie sammelten die Mitglieder sehr kräftig. Zwar wird die technische Überholung und Reinigung von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Esslingen bezahlt, doch die Summe für die mit rund 20 000 bis 25 000 Euro ähnlich teure Klangverbesserung musste die Gemeinde selbst zusammentragen und hat es dank vieler Spenden und sogar einem Honigverkauf auch geschafft.

Beim Einweihungskonzert wechselten sich die Kantorin Gabi Riegel und die Organisten Karin Melzer und Thomas Schiemer ab. Sie zeigten, wie vielfältig Orgelmusik sein kann, von Werken Johann Sebastian Bachs und César Francks bis zum 2008 komponierten, doch bereits sehr beliebten „Community“ von Michael Schütz. Der Pfarrer lobte, wie fleißig die drei Musiker zuvor geübt hatten: „So oft habe ich sie gehört, wenn ich an meinen Arbeitsplatz kam, ganz leise.“

Die Klangverbesserung angestoßen hatte der Vorgängerorganist Andreas Bay, der leider im Jahr 2013 sehr früh verstarb. Der damalige Orgelsachverständige der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Damian von Maltzahn, erstellte ein umfangreiches Gutachten zur Orgel. Die Abnahme der Sanierung übernimmt nun sein Nachfolger, Volker Lutz.

So manchmal, wen die Kirche gut gefüllt war, habe er gebangt, ob die Orgel noch durchdringe, gestand Pfarrer Hermann. Es fehlten die Bässe, Zuhörer beschrieben den Klang als körperlos und kalt und klagten über den schrillen Klang einzelner Register. Die letzte Hauptausbesserung fand im Jahr 1993 statt, im Jahr 2014 wurden nach dem Kirchenumbau nur die Pfeifen gereinigt.

„Vor 60 Jahren war das mit Sicherheit ein großes Werk“, sagte Mauch, der die Ausschreibung für die Sanierung gewann, zur von der Firma Rensch aus Lauffen gebauten Orgel. „Aber zu dieser Zeit hat man noch nicht so gebau,t wie man heute bauen würde.“ Nun wurden auf der technischen Seite Dichtungen erneuert und abgenutztes Leder ersetzt. „Das geht in die Wochen“, sagte Mauch. Die Elektrik wurde ebenfalls erneuert: „Das ist jetzt wieder sicher“, versprach Mauch. Was er nicht versprechen wollte, war, dass das im Gutachten genannte Ziel erreicht wird: „Wir können nicht garantieren, dass die Orgel nun 20 Jahre störungsfrei läuft.“

Um die Intonation hat sich der Orgelbaumeister Tilman Trefz gekümmert. „Der Bass hatte sich nicht richtig durchgesetzt“, sagte er. „Aber mit kleinen Handgriffen kann man den Klang jeder Pfeife veredeln.“ Seine Ziele seien dabei mehr Volumen und mehr Bass gewesen. Diese „kleinen Handgriffe“ sind nicht zu unterschätzen, mit mancher einzelnen Pfeife war der Fachmann eine halbe Stunde zugange. Manche Veränderung erschließt sich nur dem Musiker und Orgelexperten – wer weiß schon genau, was es bedeutet, wenn jetzt statt einer Musette 8‘ eine Großterz 3 1/5‘ kommt. Doch das ist beim Zuhören und Genießen auch nicht nötig. „Ich hoffe, Sie merken es auch“, sagte Trefz zu den klanglichen Verbesserungen.