Technische Hilfsmittel für Ältere oder Menschen mit Handicap zu entwickeln, ist das Ziel der Stiftungsprofessur „Technik und Gesellschaft“.
Esslingen Jetzt bitzelt es“, vermeldet Professor Christian Maercker. Der Rektor der Hochschule ist gerade von Franziska Meinecke verkabelt worden. Die Professorin dreht am Stromregler, Christian Maerckers Hand ballt sich langsam zur Faust. Mit diesem kleinen, gemeinsam mit Studierenden entwickelten Experiment zeigt die Elektrotechnikerin, wie Technik all jenen Menschen helfen kann, die zum Beispiel auf eine Prothese angewiesen sind. Den Alltag durch den Einsatz von Technik lebenswerter zu machen, ist das Ziel der von der Bildungsstiftung der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen gestifteten Professur „Technik und Gesellschaft“. Die Stiftungsprofessur, die Franziska Meinecke seit dem 1. September vergangenen Jahres innehat, wird für zehn Jahre mit 1,1 Millionen Euro gefördert.
Die Kreissparkasse und die Hochschule Esslingen sind schon lange partnerschaftlich miteinander verbunden. „Das Thema Technik und Gesellschaft hat auch uns sehr gut gefallen“, sagt Bernd Haußels, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KSK, bei einer Pressekonferenz. Angesichts des demografischen Wandels beschäftigt man sich auch in dem Geldinstitut mit der Frage, welche Hilfsmittel es braucht, damit Ältere oder Menschen mit Handicap möglichst lange selbstständig leben können. „Denn das sind auch unsere Kunden, und wir sehen es als unsere gesellschaftliche Aufgabe, Themen aufzugreifen, die über unsere ureigenen Dienstleistungen hinausgehen.“
Stifter nehmen keinen Einfluss
Aus Sicht von Cristian Maercker ist die Partnerschaft mit der Kreissparkasse für die Hochschule „sehr attraktiv“ – nicht nur, weil Geld fließt. „Die Kreissparkasse bringt bei uns ihren gesellschaftlichen Auftrag ein, ohne aber Einfluss auf die Inhalte zu nehmen“, verdeutlicht der Rektor. Sein Ziel ist es, die Hochschule stärker wissenschaftlich auszurichten und dadurch ihr Profil zu stärken. Dass es mit der Stiftungsprofessur der Kreissparkasse gelungen ist, eine Brücke zwischen der Fakultät Maschinenbau und der Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege (SAGP) zu schlagen, freut ihn besonders. „Das war früher ja eine eigene Hochschule“, blickt Maercker zurück. „Im Alltag ist es aber nicht so einfach, von dem Zusammenschluss zu profitieren.“ Dank der Stiftungsprofessur können nun aber übergreifende Themen beackert werden, „die wir mit unseren normalen Haushaltsmitteln nicht bedienen können“.
Dass an der Hochschule Esslingen sowohl Techniker als auch Sozialwissenschaftler lehren und forschen, „ist ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Steffen Greuling, Dekan der Fakultät Maschinenbau. „Doch bisher haben wir dieses Potenzial nicht nutzen können.“ Durch die „Brückenprofessur“ könne sich der Maschinenbau nun auch unter den Studierenden neue Zielgruppen erschließen. „Denn es wird deutlich, dass wir uns als Ingenieure nicht nur mit technischen Optimierungen in den Werkhallen auseinandersetzen, sondern auch helfen, gesellschaftliche Probleme zu lösen.“
Franziska Meinecke ist keine Maschinenbauerin, sondern hat an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) Elektrotechnik und Informationstechnik studiert. „Promoviert habe ich aber im Bereich Biomedizintechnik“, berichtet sie. Nach Stationen in den USA, am Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik der RWTH Aachen sowie Roche Diagnostics in der Schweiz hat sie als Professorin an der Universität Luzern den Bachelor-Studiengang Medizintechnik aufgebaut. Da es dort aber „weniger um Innovation, als vielmehr um Regulation ging“, ist die Professorin froh, „dass ich in Esslingen wieder breiter aufgestellt bin und mich um den häuslichen Bereich und Themen aus der Arbeitswelt kümmern kann“.
Bildungsstiftung
Die Bildungsstiftung der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen ist im Jahr 2006 gegründet worden und hat seither rund 2,5 Millionen Euro Fördergelder zur Verfügung gestellt. Das Förderspektrum reicht vom Kindergarten über weiterführende Schulen bis zur Hochschule. Bei den unterstützten Projekten „liegt unser Fokus in der Region“, sagt Bernd Haußels, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KSK. So hat die Bildungsstiftung bereits eine Professur an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen gestiftet.