Mit dem Entwurfsbeschluss für die Bebauung des alten ZOB rückt der Projektstart näher. Foto: Archivfoto:Bulgrin - Archivfoto:Bulgrin

Der Ausschuss für Technik und Umwelt hat dem Bebauungsplanentwurf für das Areal an der Berliner Straße zugestimmt. Ganz in trockenen Tüchern ist das Projekt damit aber noch nicht.

Esslingen Die Fläche des ehemaligen Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) ist vielen Esslingern ein Dorn im Auge. Denn seit Jahren geht auf der Brache an der Berliner Straße nichts voran. Doch nun wollen Stadt und Gemeinderat bei dem Projekt aufs Gas drücken. In seiner jüngsten Sitzung hat der Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) dem Bebauungsplanentwurf mehrheitlich zugestimmt. Damit haben die Stadträte das schon lange geplante Vorhaben einen Schritt voran getrieben – obwohl viele von ihnen von der aktuellen Planung nicht wirklich überzeugt sind.

Die Unzufriedenheit liegt vor allem darin begründet, dass die derzeitigen Pläne nicht mehr dem entsprechen, was eigentlich auf dem Areal in Bahnhofsnähe vorgesehen gewesen war. Ursprünglich wollte man dort als Hauptelement ein Hotel mit Konferenz- und Tagungsbereich sehen. Doch die Dietz AG aus Bensheim, die mehr als zwei Jahre lang als Investor aufgetreten war, hatte bereits vor einiger Zeit von den Plänen für ein Hotel Abstand genommen und stattdessen rund 140 Mikro-Appartments geplant. Auch das einst anvisierte Fitnessstudio ist seit geraumer Zeit nicht mehr Teil der Pläne. Die Erweiterung des Rewe, eine Mobilitätsstation sowie Gastronomie, Büros und Wohnungen sind aber nach wie vor vorgesehen.

Neuer Investor, neue Gedanken

Allerdings hat in der Zwischenzeit auch der Investor gewechselt: Seit Ende Mai hat die LBBW Immobilien Development GmbH die Projektentwicklung übernommen. Einige Stadträte hatten das zum Anlass genommen, nochmal ganz neu über die künftige Nutzung des Areals nachzudenken. So hatte etwa die Linke angeregt, hier einen Park anzulegen, die Grünen hatten Wohnungen statt der Mikro-Appartments sowie eine umfangreichere Mobilitätszentrale gefordert. Doch beides wurde von den politischen Gremien abgelehnt: Eine Mehrheit im Gemeinderat und die Verwaltung drängten auf einen baldigen Projektstart, damit die Hängepartie um das exponierte Gelände am Stadteingang möglichst bald beendet ist.

Kritik an Mikro-Appartments

Gleichwohl sind die Stimmen der Kritiker nicht verstummt. Insbesondere die Mikro-Appartments stoßen auf wenig Begeisterung. „Uns sind die Mikro-Appartments ein Dorn im Auge. Aber wir wollen das Projekt alter ZOB nicht gefährden“, erklärte der SPD-Fraktionschef Andreas Koch in der jüngsten ATU-Sitzung, warum seine Fraktion dem Bebauungsplanentwurf trotz Bedenken zustimme. Allerdings sage man nur Ja zu dem Vorhaben, wenn die Stadt versichere, dass ein Teil des Verkaufserlöses für das städtische Grundstück in bezahlbaren Wohnraum an anderer Stelle in der Stadt investiert werde.

Helmut Müller-Werner (Grüne) betonte: „Mikro-Appartments gehen für uns gar nicht.“ Seine Fraktion ist ohnehin gespalten: Ein Teil ist ganz gegen die Bebauung des Areals, ein Teil dafür – allerdings nicht in der jetzigen Form. Unter anderem stört man sich laut Müller-Werner auch an der zu großen Nähe des geplanten Neubaus zu benachbarten historischen Gebäuden. Diese bemängelte auch Eberhard Scharpf von den Freien Wählern: „Ich bin nicht damit einverstanden, dass wir den Wert von städtischen Gebäuden durch einen so geringen Abstand reduzieren“, betonte er. Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht beschwichtigte: Nur die Rampe zur Mobilitätsstation im ersten Stock sei näher an den bestehenden Gebäuden als geplant, der Baukörper an sich aber nicht.

Anzahl der Wohnungen vielen Räten zu gering

Doch auch die Zahl der Wohnungen schmeckte vielen Räten nicht: „Zwölf Wohnungen waren vorgesehen, jetzt sind es nur noch sechs. Dem können wir auf keinen Fall zustimmen“, betonte CDU-Rat Ernst Mauz angesichts des Wohnraummangels. Dem schloss sich FDP-Rat Ulrich Fehrlen an. Die Stadt sagte daraufhin zu, statt sechs der 145 geplanten Mikro-Appartments drei weitere Wohnungen vorzusehen, also insgesamt neun. Mehr sei jedoch nicht drin.

Ganz in trockenen Tüchern ist das Projekt auf dem alten ZOB aber immer noch nicht. Es stehen noch die Entscheidungen über einen städtebaulichen Vertrag mit der LBBW sowie über den Verkauf der städtischen Fläche vor dem Parkhaus aus.