Ein Blick in dies Anfangszeit des O-Busses in Esslingen. Foto: SVE - SVE

Die Bevölkerung ist am Samstag zu einem Tag der offenen Tür auf das SVE-Gelände eingeladen, um das 75. Jubiläum des O-Busses in Esslingen zu feiern.

EsslingenViele Städte suchen derzeit nach Lösungen, wie sie ihren Nahverkehr umweltfreundlicher ausrichten können. Dabei kommt immer wieder die Elektromobilität ins Spiel. Für Esslingen ist das kein Neuland, denn seit 75 Jahren fahren hier Busse des Städtischen Verkehrsbetriebs (SVE) elektrisch. Das Jubiläum wird am heutigen Samstag, 16. März, während eines Tages der offenen Tür gefeiert. Die ganze Bevölkerung ist von 10 bis 16 Uhr eingeladen, einen Blick hinter die Kulissen des Verkehrsbetriebes in der Heilbronner Straße 70 zu werfen. Geboten werden Führungen durch die verschiedenen Bereiche des Unternehmens, wie die Werkstatt, die Waschhalle und die Leitstelle. Außerdem wird es ein buntes Familienprogramm mit Segway-Parcours, Kinderschminken, Hüpfburg und Löschübungen der Jugendfeuerwehr geben.

Was im Jahr 1944 aus der Not heraus geboren und in den folgenden Jahrzehnten durch den Verbrennungsmotor immer wieder in Frage gestellt wurde, hat sich laut Oberbürgermeister Jürgen Zieger heute als Glücksfall für Esslingen erwiesen: „Mit dem O-Bus fahren wir seit Jahrzehnten in Esslingen umweltfreundlich, emissionsfrei und leise durch die Stadt. Das schont das Klima, die Luft und unsere Einwohnerinnen und Einwohner.“ Deshalb will Esslingen diese Technologie auch weiter ausbauen.

Die Geschichte des O-Busses in Esslingen begann im Kriegsjahr 1944, als sich die Esslinger Bürger von der Straßenbahn-Ära verabschiedeten. Materialien für die Reparaturen und den Ausbau der Straßenbahnschienen waren in dieser Zeit kaum noch zu bekommen. Von da an beherrschten die charakteristischen O-Busse das Esslinger Stadtbild. Zeitzeugen erinnerten die ersten kastenartigen Modelle an „Kommissbrotlaibe“, doch trotzdem haben die neun Meter langen Gefährte schnell Akzeptanz gefunden.

Die O-Busse sind wie ein herkömmlicher Stadtlinienbus gebaut, werden aber nicht von einem Verbrennungsmotor, sondern von Elektromotoren angetrieben. Wie eine Straßenbahn auch, erhält der Bus seinen Fahrstrom durch elektrische Oberleitungen. In ihren Anfängen bestand die Flotte aus zehn Motorwagen und vier Anhängern, die auf der rund sieben Kilometer langen Strecke zwischen Oberesslingen und dem Bahnhof in Obertürkheim fuhren. Auf dem Esslingen Bahnhofsplatz trafen die O-Busse mit den damaligen END-Linien zusammen, der Überland-Straßenbahnlinie von Esslingen über Nellingen nach Denkendorf. 1944 betrieb übrigens noch die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) die beiden O-Bus-Linien mit den Nummern 31 und 32.

Sechs Jahre später wurde der Vertrag mit der SSB beendet und die Stadt Esslingen übernahm den städtischen Verkehr in Eigenregie. Seit seiner Einführung stand der O-Bus allerorten in direkter Konkurrenz zu konventionellen Diesel-Omnibussen und Straßenbahnen. Die meisten deutschen Kommunen stellten ihre Busflotte angesichts günstiger Kraftstoffpreise auf Dieselantrieb um. In Deutschland sind nur noch Esslingen, Solingen und Eberswalde beim O-Bus geblieben.