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Fünf „Erstis“ äußern sich zu Erwartungen, ersten Eindrücken und Zielen.

EsslingenGerhart Hauptmann war ein deutscher Schriftsteller. Ein ausgezeichneter sogar: 1912 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Außerdem war er es, der folgenden schlauen Satz sagte: „Sobald man in einer Sache Meister geworden ist, soll man in einer neuen Schüler werden.“ Nun ist Hauptmann wohl den wenigsten der insgesamt 1308 Erstsemester in den Bachelor- und Master-Studiengängen der Hochschule Esslingen, die am Montagmorgen zum Auftakt des Wintersemesters im Neckar Forum eintrafen, so richtig vertraut. Unzutreffend sind seine Worte deshalb aber noch lange nicht. Für die meisten Studienanfänger gilt schließlich genau dasselbe: Ein alter Lebensabschnitt – egal ob Schulzeit, Auslandsaufenthalt, Ausbildung oder Job – geht zu Ende und ein neuer beginnt. Das Studium steht an und damit eine Vielzahl neuer Herausforderungen.

Bei den meisten der Erstsemester weckt dies vor allem Vorfreude. Das wird beim Blick ins Foyer des Neckar Forums schnell ersichtlich. Die Anzahl gut gelaunter junger Menschen ist überdurchschnittlich groß. Angesichts der hohen Bewerberzahl ist das verständlich. Insgesamt 9555 Bewerbungen sind bei der Hochschule Esslingen eingegangen. Das bedeutet: Nur gut jeder Siebte Bewerber erhielt am Ende eine Zusage. „Es war immer mein Ziel, irgendwann mal zu studieren“, sagt Ahmad Omar. Der 21-Jährige hat vor drei Jahren in Syrien sein Abitur gemacht und kam anschließend nach Deutschland. Seither wohnt er in Waiblingen und beginnt nun in Esslingen, Maschinenbau zu studieren. Omar ist damit einer von 164 Erstsemestern im größten Fachbereich der Hochschule. Auch Fahrzeugtechnik (111) und Soziale Arbeit (94) erfreuen sich großer Beliebtheit. „Ich habe bereits einen Mathe-Vorkurs besucht – das war alles sehr interessant“, sagt Omar: „Jetzt bin ich froh, dass es endlich richtig los geht.“

Dem 19-jährigen Marcel Berkholz ergeht es ähnlich. Auf einer Skala von eins bis zehn ordnet er seine Vorfreude bei „ungefähr zwölf“ ein. „Ich freue mich riesig“, sagt der motorsportbegeisterte Berkholz, der sich für den bereits genannten Studiengang Fahrzeugtechnik eingeschrieben und hohe Erwartungen hat: „Ich hoffe, dass alles meinen grundsätzlichen Gedanken entspricht und ich somit mein Verständnis von Fahrzeugen weiter vertiefen kann.“ Wegen seiner Rennsport-Vergangenheit interessiere ihn besonders der hochschuleigene Rennstall, wo die Studierenden in Teamarbeit einen eigenen Formelrennwagen konstruieren.

Generell sei die Esslinger Hochschule sehr darauf bedacht, gesellschaftliche Trends in ihrem Studienangebot aufzugreifen. „Wir stellen uns in der akademischen Ausbildung auf den sich verändernden Arbeitsmarkt ein“, sagt Pressesprecherin Christiane Rathmann. Das große Interesse an den Studiengängen Gesundheitswissenschaften und Fahrzeugsysteme würde dies belegen.

Trends aller Art reizen auch Elena Dornheim. Die 27-Jährige ist für ihr Master-Studium im Bereich Innovationsmanagement nach Esslingen gekommen. „Ich hoffe, dass wir uns mit weltbewegenden Technologien auseinandersetzen und dabei in die Zukunft forschen“, sagt Dornheim: „Dabei wäre es mir wichtig, dass wir die Zukunft kritisch, aber auch optimistisch beäugen.“ In Esslingen fühlt sich die Industriedesignerin, die schon einen Bachelor-Titel in der Tasche hat, bereits wohl: „Ich finde es schön, weil es so hügelig ist. Außerdem ist die Nähe zu Stuttgart und somit zur Industrie super.“

„Ich hätte es nicht erwartet,aber die Stadt ist toll – vor allem die Altstadt“, kann auch Jessica Dettinger nur Positives über Esslingen berichten. Die 25-Jährige aus dem Raum Pforzheim wird Pflegepädagogik studieren und ist am ersten Tag ihres Studiums gespannt, wie sie sich zurechtfinden wird. „In Deutschland gibt es in diesem Bereich kaum Alternativen. Zudem hat die Hochschule einen guten Ruf“, begründet Dettinger, die bereits eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin gemacht hat, ihre Entscheidung pro Esslingen.

Bei Luis Zink war diese Entscheidung da schon naheliegender. Der 19-Jährige kommt aus Esslingen, und obwohl er sich auch auf andere Studienangebote beworben habe, sei die Hochschule vor der Haustür seine erste Wahl gewesen. „Ich bin auf jeden Fall gespannt, weil es sicherlich recht anspruchsvoll wird“, vermutet Zink, der sich für den Studiengang Gebäudeenergie und Umwelttechnik entschieden hat: „Aber ich werde versuchen, mich hinzusetzen und etwas zu lernen.“ So wie die übrigen 1307 Erstsemester eben auch. Der eine mehr, der andere weniger.