Die beiden Bienenvölker von Greta Brumme und Max Wesle haben den Winter gut überstanden und gehen jetzt in den Streuobstwiesen ihrer Arbeit nach. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die Imker Greta Brumme und Max Wesle wurden von der Agendagruppe Streuobstwiesen mit offenen Armen aufgenommen.

Esslingen Die Hobbyimkerei und eine Wohnung mitten in der Innenstadt passen in der Regel nicht allzu gut zusammen. Es sei denn, man treibt ein Stückle auf, auf dem man Bienenstöcke aufstellen kann. Das ist Greta Brumme und Max Wesle dank der Agendagruppe Streuobstwiesen gelungen. Auf einem der 15 Grundstücke, die die Ehrenamtlichen inzwischen in Esslingen pflegen, sind seit vergangenen August zwei Bienenvölker zuhause – sehr zur Freude der Agendagruppe. Denn das Paar kümmert sich nicht nur um seine Bienen. Gemeinsam mit den anderen Aktiven pflegen sie die ökologisch wertvollen Wiesen und tragen somit zum Erhalt der gewachsenen Kulturlandschaft bei.

Ausgleich zum Büro-Job

Mit dem Thema Landwirtschaft und der Produktion von Lebensmitteln beschäftigt sich Greta Brumme schon seit einiger Zeit. „So kam bei uns die Idee auf, dass wir ja selbst Tiere halten und in ganz kleinem Stil selbst etwas produzieren könnten“, erzählt sie. „Aber unsere Wohnung ist nun mal nicht tierkompatibel.“ Nachdem die Entscheidung für die Imkerei gefallen war, hat das Paar Kontakt zum Bezirksbienenzüchterverein aufgenommen. Der Verein bietet in seinem Bienengarten in Oberesslingen regelmäßig Kurse für angehende Hobbyimker an. „Dort haben wir unheimlich viel gelernt und uns alle wichtigen Handgriffe abschauen können“, erzählt Max Wesle.

Bei der Suche nach einem Grundstück klopfte seine Freundin bei der Agendagruppe an. „Denn die Bäume brauchen die Bienen, und die Bienen brauchen die Blüten“, sagt sie. Dort wurden die Jung-Imker mit offenen Armen empfangen. „Wir freuen uns immer, wenn neue Interessierte auf uns zukommen“, sagt Rainer König, der sich seit vielen Jahren in der im Herbst 2000 gegründeten Gruppe engagiert. „Und die Haltung von Bienen passt ja sehr gut zu uns.“ Da die Zahl der Streuobst-Stückle stetig steigt, deren Besitzer sich altershalber nicht mehr um die Pflege kümmern können, „sind wir immer froh, wenn wir weitere Hilfe bekommen“, sagt Brigitte Dieckmann, die sich vor zwei Jahren mit dem Eintritt in den Ruhestand der rund 30 Köpfe zählenden Agendagruppe angeschlossen hat.

Die Pflege der Bienenvölker und der Streuobstwiesen ist für Max Wesle nicht nur ein guter Ausgleich zum Büro-Job. „Man bekommt einen anderen Zugang zur Natur, schaut welche Bäume gerade blühen und beobachtet das Wetter genauer.“ Besonders fasziniert hat ihn im vergangenen Jahr die Heuernte. „Das war romantisch“, schwärmt er. Denn einige Mitglieder der Agendagruppe haben sich in einem VHS-Kurs mit der Technik des Sensens vertraut gemacht. „Daraufhin haben wir damit begonnen, mit der Sense zu mähen und das Heu auf traditionellen Holzgestellen zu trocknen“, erklärt König.

Fleißige Insekten

Da die fleißigen Insekten den ersten Winter auf dem stadtnahen Grundstück gut überstanden und ihre Arbeit in den Streuobstwiesen wieder aufgenommen haben, „wird es in diesem Jahr auf jeden Fall Honig geben“, sagt Greta Brumme und freut sich. Wie viele Gläschen die beiden Hobby-Imker am Ende abfüllen werden, „kann man jetzt natürlich noch nicht sagen“. Doch der Ertrag steht für sie und ihren Freund nicht an erster Stelle. „Durch die Arbeit in den Streuobstwiesen bekommt man eine Ahnung von den Prozessen, die in der Natur ablaufen, und lernt auch die Zusammenhänge besser kennen.“ Und genau darum geht es auch der Agendagruppe.

Ökologisch wertvoll

Streuobstwiesen: Streuobstwiesen sind ökologisch wertvolle Freiflächen. Denn dort leben Tiere und Pflanzen, die über eine komplexe Nahrungskette miteinander verbunden und teilweise vom Aussterben bedroht sind. Eine Gefahr für die Streuobstwiesen ist nicht nur die voranschreitende Bebauung von Freiflächen. Übertriebene Pflege durch zu häufiges Mähen schadet den Wiesen ebenso wie unterlassene Pflege. Ungenutzte Grundstücke werden schnell überwuchert, zum Beispiel von Brombeeren, und drohen zu verbuschen. Nach einigen Jahren sind die typischen Tier- und Pflanzenarten dann unwiederbringlich verloren.

Agendagruppe: Da die Agendagruppe Streuobstwiesen immer mehr Grundstücke zur Pflege angeboten bekommt, sucht sie weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Die Arbeit auf den Wiesen reicht vom Baumschnitt über das Mähen bis hin zur Obsternte und dem Pflanzen neuer Bäume. Kontakt zur Gruppe bekommt man über Rainer König unter Telefon 0151 50 74 23 96 oder Ruth Köstle unter der Nummer 0160 23 98 450 sowie per E-Mail: streuobstgruppe-esslingen@web.de.