Der Blick auf die Kreuzung Post und Grant Avenue zeigt die Zerstörungen in der Innenstadt von San Francisco. Quelle: Unbekannt

Im April 1906 hat ein schweres Erdbeben San Francisco zerstört. Es war eines der ersten Großereignisse, die mit modernen Technologien aufgezeichnet und anschließend weltweit über Medien vermittelt wurden.

EsslingenDie internationale Krise um den Einfluss der Großmächte in Marokko wird im Frühjahr 1906 auf einer internationalen Konferenz in Algeciras in Spanien vorerst beigelegt. Das Treffen endet allerdings mit einer diplomatischen Schlappe für das Deutsche Reich. Deutschland hatte erwartet, mit Sicherheitsgarantien für das Land Bündnispartner für seinen im Vorjahr formulierten Anspruch zu finden, eine „offene Tür“ nach Marokko zu erhalten und damit Frankreichs Einfluss in Nordafrika zurück zu drängen. Die Konferenzteilnehmer einigen sich zwar darauf, die Souveränität Marokkos formell anzuerkennen, Frankreich erhält jedoch gemeinsam mit Spanien das Recht, die Polizei in den marokkanischen Häfen und das Bankwesen zu verwalten und damit die faktische Kontrolle über den Handel.

Angesichts der diplomatischen Isolierung setzt Deutschland verstärkt auf eine Militarisierung der Außenpolitik. Kolonial- und Industrieverbände drängen darauf, den Ausbau der Flotte und damit das Wettrüsten mit England zu forcieren. Dies wird mit Propagandakampagnen unterstützt, Matrosenanzüge für Jungen kommen in Mode. Um das Staatsdefizit einzudämmen, werden eine Erbschaftssteuer, eine Brau-, Automobil- und Zigarettensteuer eingeführt.

Im April erschüttert ein Erdbeben die Küste Nordkaliforniens und richtet in der Großstadt San Francisco katastrophale Schäden an. Durch das Beben und die nachfolgenden Feuer, die wegen geborstener Gasleitungen in der Stadt ausbrechen, kommen mehr als 3000 Menschen ums Leben, etwa 250 000 der 300 000 Einwohner werden obdachlos. Zur Unterstützung der Feuerwehr wird die Armee in der zerstörten Stadt eingesetzt. Sie sprengt Brandschneisen durch einige Stadtviertel, erschießt aber auch etwa 500 vermeintliche oder tatsächliche Plünderer.

Das verheerende Erdbeben in San Francisco stellt eines der ersten Großereignisse dar, die mit modernen Technologien aufgezeichnet und anschließend weltweit vermittelt werden. Im Auftrag des Militärs entstehen technisch hochwertige Fotografien und auch Filmaufnahmen, die das Ausmaß der Zerstörungen und die Hilfs- und Rettungseinsätze dokumentieren. Auch die Telegrafie hilft bei der schnellen Verbreitung der Nachrichten vom Geschehen.

Im Verlauf des Jahres wird die Technik noch weiterentwickelt. Im Oktober gelingt dem deutschen Physiker Arthur Korn die telegrafische Übertragung eines Bildes über eine Entfernung von 1800 Kilometern. Im Dezember wird in den USA ein gesprochener Text drahtlos übertragen und somit die erste Radiosendung ausgestrahlt.

Die Eßlinger Zeitung hat inzwischen eine Auflage von 8500 Exemplaren erreicht und soll nun auch eine zunehmende Nachrichtenmenge möglichst aktuell vermitteln. „Die Ausdehnung, welche das Zeitungswesen in den letzten Jahren im allgemeinen und die Eßlinger Zeitung im besonderen genommen hat, machten fast täglich die Zugabe von Beilagen nötig“, schreibt das Blatt. Hinzu kommt „der Umstand, daß wir öfters durch verspätete Inseraten-Aufträge in die Zwangslage versetzt wurden, den politischen Teil zu schmälern“. Deshalb hat der Verlag eine moderne Druckmaschine beschafft. Damit kann „gleichzeitig mit dem Hauptblatt von 4 Seiten eine Beilage von 2 oder 4 Seiten mitgedruckt werden“.

Die neue Maschine garantiere eine schnelle und weite Verbreitung von Annoncen. Dies zeige „dem verehrlichen Publikum, dass die Eßlinger Zeitung ein ganz hervorragendes Insertions-Organ ist. Des in uns gesetzten Vertrauens werden wir uns stets würdig zeigen und auch den redaktionellen Teil immer weiter ausbauen.“