Die Esslinger Stadtbücherei soll für die Zukunft aufgestellt werden. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Die Entscheidung über den künftigen Standort der Esslinger Stadtbücherei wird erst im Herbst fallen: Hinter verschlossenen Türen einigten sich Verwaltungsausschuss und OB darauf, dass die vier Varianten am kommenden Montag zwar im den Gemeinderat vorgestellt werden, der Grundsatzbeschluss aber auf Oktober vertagt wird. Nachdem die Debatte bislang weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt worden war, will die Stadt nun für mehr Transparenz sorgen und die Bürger stärker in die Entscheidungsfindung einbeziehen. Ein Trend zeichnet sich immer deutlicher ab: Neben einer Modernisierung und Erweiterung des Bebenhäuser Pfleghofs in der Heugasse scheint nur noch ein Neubau in der Küferstraße in der engeren Wahl zu sein. Einem Umzug ins Gemeindehaus am Blarerplatz und einem Neubau am Kies werden kaum mehr Chancen eingeräumt.

Stadt legt am Montag ihre Zahlen vor

Die jüngste Ausschuss-Sitzung war mit Spannung erwartet worden, weil die Stadtverwaltung die vier Standort-Alternativen bewertet hatte und die Ergebnisse ihrer Recherchen zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit präsentieren wollte. Eine Sitzungsvorlage hatte für jede der vier Varianten Vorzüge und Nachteile aufgelistet und die Kosten auf der Grundlage von 3000 beziehungsweise 3600 Quadratmetern Publikumsfläche beziffert. Nach aktuellen Richtwerten wären für eine Stadt wie Esslingen 4500 bis 5000 Quadratmeter nötig. Die Details des Standort-Vergleichs werden erst am Montag im Gemeinderat veröffentlicht, Kenner gehen jedoch davon aus, dass die Stadt mit Kosten von etwa 20 Millionen Euro kalkulieren muss. Eine intensivere Diskussion darüber ist für die Gemeinderatssitzung am kommenden Montag nicht geplant - angesichts einer Mega-Tagesordnung wäre dafür auch kaum die nötige Zeit.

Ehe der Gemeinderat nach der Sommerpause die Weichen für die Zukunft der Stadtbücherei stellen wird, will die Verwaltung Ende September in einer öffentlichen Informationsveranstaltung die Karten auf den Tisch legen. „Ziel ist es für Gemeinderat und Stadtverwaltung, die Bürgerschaft wie die Nutzer der Stadtbücherei transparent für die bestmögliche Lösung für die Bücherei der Zukunft zu gewinnen“, erklärt OB Jürgen Zieger. Erst nach der öffentlichen Informationsveranstaltung im Herbst wird der Gemeinderat die Standortuntersuchung im Detail beraten. Geplant ist, in der ersten Sitzungsrunde nach den Sommerferien im Oktober einen Grundsatzbeschluss über den zukünftigen Standort zu fassen. Über das Raumprogramm und die nötigen Verfahrensschritte zur Realisierung des Projekts wird der Gemeinderat in einem weiteren Schritt entscheiden.

Dass man sich im Rathaus nun doch mehr Zeit nimmt und dabei auch für mehr Öffentlichkeit als bisher sorgen möchte, ist für die meisten Ratsmitglieder der richtige Weg. „Wir finden es gut, dass die Öffentlichkeit vor einer abschließenden Entscheidung umfassend informiert wird“, erklärt Carmen Tittel, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, für deren Fraktion nur noch eine Erweiterung und Modernisierung des Bebenhäuser Pfleghofs und ein Neubau in der Küferstraße realistische Chancen haben. Man wolle das Bestmögliche für die Bücherei und sehe dafür aktuell in einem Neubau das größte Potenzial. Endgültig entschieden seien die Grünen aber nicht. Dass die Grundsatzentscheidung vertagt wurde, ging nicht zuletzt auf eine Initiative der SPD-Fraktion zurück. Deren Vorsitzender Andreas Koch gab zu bedenken, dass Zahlen, Daten und Fakten zu den vier Varianten erst kurzfristig vorgelegt werden konnten und dass die verbleibende Zeit bis zur letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause für eine intensive Prüfung viel zu kurz war. Außerdem fanden die Sozialdemokraten, dass ein Projekt in einer Größenordnung von 20 Millionen Euro, das in der Öffentlichkeit so großes Interesse gefunden hat, nicht ohne intensive Beteiligung der Bürger entschieden werden dürfe.

Edward-Errol Jaffke, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, hätte kein Problem gehabt, vor der Sommerpause grundsätzlich zu entscheiden, wohin die Reise geht. Er wundert sich, „dass diejenigen, die erst gedrängelt hatten, nun viel Zeit haben“. Und er fürchtet: „Je länger wir uns mit der Entscheidung Zeit lassen, desto länger dauert es, bis wir der Bücherei und ihrer Leiterin Gudrun Fuchs für die gute Arbeit, die sie leisten, endlich die nötigen Rahmenbedingungen bieten können.“ Annette Silberhorn-Hemminger, Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, ist dagegen überzeugt, „dass ein Projekt, für das sich so viele Menschen interessieren, nicht hinter verschlossenen Türen diskutiert werden muss“. Zuletzt sei ein Zeitdruck entstanden, „für den es eigentlich keinen Grund gibt“. Dass all die Bürger, die sich in den vergangenen Wochen so intensiv für die Bücherei interessiert und engagiert hatten, nun besser einbezogen werden können, um die bestmögliche Bibliothek für Esslingen zu schaffen, sieht sie als Chance: „Wir haben keine Angst vor der Bürgerschaft. Die besten Argumente sollen sich am Ende durchsetzen.“