Von Dagmar Weinberg

Die Steckdosen sind noch nicht überall montiert, in einigen Räumen fehlen die Heizkörper und dort, wo demnächst die Gymnastikmatten ausgerollt werden sollen, stapeln sich Tische, Stühle, Computer und Kartons. „Das wird zwar sportlich, aber bis Montag werden wir das Chaos weitgehend in den Griff bekommen“, sagt Renate Schaumburg, Leiterin der Abteilung Familie, Jugend, Senioren und Bürgerengagement. „Schließlich ist am Montag um 8 Uhr die Baustellenabnahme.“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gymnastikkurses werden dann die Ersten sein, die das neue Forum Esslingen - Zentrum für bürgerschaftliches Engagement mit Leben erfüllen. Wer die Räume in der Schelztorstraße 38 betritt, dem fällt sofort auf, dass es dort jede Menge Platz gibt. „Wir haben uns wirklich massiv vergrößert, und das eröffnet auch ganz neue Möglichkeiten.“

Offenes Bücherregal

Mussten die bürgerschaftlich Engagierten im Forum im Heppächer mit 160 Quadratmeter sowie im Mettinger Bürgerhaus mit etwa 150 Quadratmeter auskommen, stehen ihnen im neuen Forum rund 530 Quadratmeter zur Verfügung. Aber nicht nur die Gesamtfläche gab den Ausschlag für die Entscheidung, das ehemalige Kundenzentrum der Baugenossenschaft Esslingen zu mieten. „Hier konnten wir die Räume optimal auf unsere Bedürfnisse zuschneiden und dank der Kooperation mit der Baugenossenschaft hat das super geklappt“, erklärt Wolfgang Kirst, der bei der Stadt das Bürgerengagement koordiniert. „Im Heppächer waren die Räume so klein, dass es schon eng wurde, wenn sich eine Gruppe mit 15 Leuten getroffen hat.“ Da viele Initiativen, die regelmäßig das Forum Esslingen nutzen, aber 30 oder noch mehr Mitglieder haben, „konnten die ihre Sitzungen gar nicht mehr im Heppächer machen.“

In die Schelztorstraße ziehen nicht nur die Gruppen und Initiativen um, die bisher das Forum im Heppächer und das Mettinger Bürgerhaus genutzt haben. Die Bürger-PCs und ihre Mentoren finden dort ebenso eine neue Heimat wie das offene Bücherregal aus Mettingen. Wer regelmäßig das Haus nutzt, dem wird ein großer, raumhoher Schrank zur Verfügung stehen. „Das wird eine Erleichterung für die Gruppen sein, weil sie jetzt nicht mehr ihre Unterlagen hin- und hertragen müssen“, ist sich Renate Schaumburg sicher. Auch kann sie sich vorstellen, dass zum Beispiel die Wohnberatung im Foyer eine kleine, dauerhafte Ausstellung mit technischen Hilfen für den Alltag einrichtet.

Die beiden städtischen Koordinatoren für Bürgerengagement in der Flüchtlingsarbeit, Irina Lutz und Daniel Friz, werden künftig ebenfalls ihren Schreibtisch in der Weststadt haben. „Die komplette Arbeit mit den Unterstützerkreisen, mit denen wir uns ja regelmäßig treffen, wird ins neue Forum verlegt“, berichtet Renate Schaumburg, die die Lage des Treffpunkts nicht nur wegen der Nähe zum Bahnhof und der Bushaltestelle vor der Haustür für ideal hält. „Auch Kooperationspartner wie das Mütterzentrum, die Familienbildungsstätte oder die Volkshochschule und nicht zuletzt die Flüchtlingsunterkunft in der Weststadt sind in der Nähe.“

Barrierefreier Zugang

So plane der Unterstützerkreis Weststadt ein offenes Begegnungsangebot im Forum Esslingen. „Und es wird weitere offene Angebote wie etwa einen inklusiven Spieltreff geben“, kündigt Wolfgang Kirst an. Apropos Inklusion: Das Forum in der Schelztorstraße ist barrierefrei zugänglich und hat zudem ein behindertengerechtes WC mit Liege. „Die Barrierefreiheit ist uns ganz wichtig und war mit ausschlaggebend, dass wir uns für diese Räume entschieden haben“, sagt Renate Schaumburg.

Neben Büros und drei großzügig dimensionierten Räumen für Besprechungen, Kurse sowie andere Aktivitäten hat das neue Bürgerzentrum auch einen größeren Saal für Vorträge und Veranstaltungen sowie eine nagelneue Catering-Küche. Wie bisher stehen die Räume all jenen Gruppen offen, die sich für das Gemeinwesen engagieren und weder Honorare noch Übungsleiterpauschalen zahlen. „Der Saal kann aber auch für private Veranstaltungen gemietet werden“, sagt Wolfgang Kirst. Wobei jedoch klar ist, dass sich das Bürgerzentrum nicht für rauschende Feste eignet. „Der Schallschutz ist zwar gut. Aber wir sind hier mitten in einem Wohngebiet.“

Das Inventar stammt nicht nur aus dem Heppächer und dem früheren Mettinger Bürgerhaus. „Wir sind sehr froh, dass uns die Baugenossenschaft Möbel und die Kreissparkasse überzählige Tische gespendet haben, denn so können wir die Räume komplett möblieren“, erklärt Renate Schaumburg. Dass Möbel und Tische tipptopp dastehen, ist einigen handwerklich versierten Ehrenamtlichen zu verdanken. „Sie haben die Sachen rundum erneuert“, berichtet Wolfgang Kirst. „Das Miteinander zahlt sich eben aus.“ Um das Miteinander im neuen Domizil zu stärken, wird es dort wieder einen Koordinationsausschuss geben, in dem gemeinsam Regeln festgelegt werden. „Auch in Zukunft sollen alle, die das Haus nutzen, sich dafür verantwortlich fühlen.“

Dass inzwischen so viele jüngere und ältere Bürgerinnen und Bürger ihre Kompetenzen einbringen und ständig neue Ideen entwickeln, freut Renate Schaumburg natürlich. „Das ist ein absoluter Gewinn für unsere Stadt.“ Bürgerschaftliches Engagement verbessere die Lebensqualität. „Und es beugt Vereinsamung vor und trägt dazu bei, dass auch Menschen, die von Armut bedroht sind, am Leben teilhaben können.“