Die Esslinger Stadtbücherei wird gern genutzt – viele Besucher warten nun gespannt darauf, wo der Gemeinderat die Zukunft der Bibliothek sieht. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Seit Jahren wird in Esslingen über die Zukunft der örtlichen Stadtbücherei diskutiert – nun bläst man im Rathaus zum Endspurt: Noch vor der Sommerpause soll der Gemeinderat entscheiden, ob der bisherige Standort im Bebenhäuser Pfleghof modernisiert und erweitert wird oder ob es einen Neubau zwischen Küferstraße und Kupfergasse geben soll.

EsslingenDie Spannung steigt: Wenn der Esslinger Gemeinderat am 12. März tagt, möchte die Stadtverwaltung konkretere Daten und Fakten für eine Grundsatzentscheidung über den künftigen Standort der Stadtbücherei auf den Tisch legen. Viele Esslinger haben lange auf diesen Moment gewartet, immerhin war die Zukunft der Bibliothek im vergangenen Jahr monatelang heiß diskutiert worden. Seit Herbst war es jedoch still geworden, weil die Stadtverwaltung zugesagt hatte, die unterschiedlichen Aspekte der Standortentscheidung genauer und vor allem ergebnisoffen zu prüfen. Seither haben Bau-, Kultur- und Finanzverwaltung kräftig gearbeitet und einiges Material zusammengetragen, das in besagter Ratssitzung öffentlich werden soll. Geht es nach den Verantwortlichen im Rathaus, soll der Grundsatzbeschluss über den künftigen Standort der Esslinger Stadtbücherei noch vor der Sommerpause fallen – sofern der Gemeinderat dann keinen weiteren Diskussionsbedarf mehr sieht.

Zwei Alternativen sind aktuell noch im Rennen: die Erweiterung und Modernisierung der bisherigen Bücherei in der Heugasse 9, die um das Gebäude Heugasse 11 erweitert werden würde, und ein Neubau zwischen Küferstraße und Kupfergasse. Die Stadtverwaltung hatte bereits im vergangenen Sommer eine Entscheidung angestrebt und sich klar für die Neubau-Variante ausgesprochen. Eigentlich sollte die Entscheidung bereits vor der Sommerpause 2017 fallen, doch kurz vor dem geplanten Grundsatzbeschluss hatte vor allem die SPD-Fraktion weiteren Klärungsbedarf angemeldet, worauf die abschließende Beratung auf Herbst vertagt und zudem eine öffentliche Präsentation der städtischen Überlegungen eingeschoben worden war. Doch die Informationsveranstaltung im September warf mehr Fragen auf, als sie beantwortete, und so zog man im Rathaus schließlich die Notbremse und beschloss, sich deutlich mehr Zeit zu nehmen, um wirklich alle Aspekte zu beleuchten. Im Nachhinein scheint das auch denen, die schon im Sommer 2017 entscheiden wollten, gar nicht so unrecht gewesen zu sein – selbst die Befürworter eines raschen Grundsatzbeschlusses hatten plötzlich noch eine ganze Reihe von Fragen, die sie beantwortet haben wollten.

Seither arbeitet die Stadtverwaltung auf unterschiedlichen Ebenen an einer verlässlicheren Entscheidungsgrundlage – wobei stets betont wird, man prüfe beide Standort-Varianten „ergebnisoffen“, was nach Einschätzung kritischer Beobachter bis dahin nicht unbedingt der Fall gewesen war: Vor allem in der Sitzung vor der Sommerpause 2017 hatten Bau- und Kulturverwaltung ihre eindeutige Präferenz für einen Neubau zwischen Küferstraße und Kupfergasse erkennen lassen und manches ziemlich offensichtlich in diesem Sinne interpretiert.

Doch nun soll alles anders werden: Zusammen mit dem Architekturbüro Fritzen 28, das 2013 in einer Machbarkeitsstudie Ideen für einen Ausbau der Bücherei in der Heugasse auf rund 3600 Quadratmeter formuliert hatte, nahm die Bauverwaltung beide Standorte nochmals genauer unter die Lupe. Dabei dürfte auch eine Rolle gespielt haben, welche Flächen am jeweiligen Ort entstehen könnten. Bislang galten 3600 Quadratmeter für beide Varianten als das Maß aller Dinge. Doch mit Blick auf jene 4500 bis 5000 Quadratmeter, die Fachleute für Städte von der Größe Esslingens empfehlen, sind viele gespannt, ob die Stadt auch die Möglichkeit sieht, beim Flächenangebot an der einen oder anderen Stelle noch deutlich zuzulegen.

Zwei Varianten auf dem Prüfstand

Kulturverwaltung und Stadtbücherei haben derweil an einer Raumkonzeption gearbeitet, die die Anforderungen an eine moderne Bibliothek mit den räumlichen Möglichkeiten an den beiden möglichen Standorten in Einklang bringen soll. Ignazio Ceffalia, der persönliche Referent des Oberbürgermeisters, verweist jedoch darauf, dass das erst der Anfang ist: „Im Moment geht es hier nur um eine Grundkonzeption. Die eigentliche Arbeit beginnt erst, wenn die Entscheidung über den künftigen Standort gefallen ist.“ Und schließlich wird noch an einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung gearbeitet. Dabei spielen nicht nur die reinen Investitionskosten, die sich in einer Größenordnung von gut 20 Millionen bewegen dürften, eine Rolle, sondern auch eine langfristige Kostenkalkulation.

Sobald die Stadtverwaltung die Ergebnisse ihrer ergebnisoffenen Prüfung beider Standorte in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 12. März vorgelegt hat, sind die Stadträtinnen und Stadträte an der Reihe. „Wir können noch nicht abschätzen, wie lange die Beratungen in den gemeinderätlichen Gremien anschließend dauern werden“, sagt Ignazio Ceffalia. Je nach Beratungsbedarf strebt man im Rathaus eine Grundsatzentscheidung vor der Sommerpause an. „Doch das hängt von den weiteren Beratungen im Gemeinderat und seinen Ausschüssen ab“, betont der OB-Referent. „Die Gremien müssen ausreichend Zeit für eine sachgerechte Entscheidung haben.“ Und auch die Öffentlichkeit soll nochmals Gelegenheit erhalten, sich zu informieren und im Zweifel auch kritisch nachfragen zu dürfen: Voraussichtlich wird es im Mai eine weitere Bürgerinformationsveranstaltung geben, in der die Stadtverwaltung ihre Überlegungen vorstellen wird.

Es kommentiert Alexander Maier.