Frank Wagner mit einem Jungen der Nachmittagsbetreuung Foto: Lebenshilfe - Lebenshilfe

Seit einem Jahr bietet die Lebenshilfe Esslingen im Auftrag des Landkreises am Esslinger Rohräckerschulzentrum SBBZ eine Nachmittagsbetreuung für Schülerinnen und Schüler. Für Eltern ist sie eine wichtige Entlastung.

EsslingenSeit einem Jahr bietet die Lebenshilfe Esslingen im Auftrag des Landkreises am Esslinger Rohräckerschulzentrum (Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren, kurz SBBZ) eine Nachmittagsbetreuung für Schülerinnen und Schüler aller Altersklassen der verschiedenen Schulbereiche sowie Kinder der Schulkindergärten an. An zwei Nachmittagen nutzen insgesamt 60 Kinder und Jugendliche mit Behinderung im Alter zwischen vier und 20 Jahren das Angebot. In zusammen 15 kleinen Gruppen werden sie mittwochs und freitags zwischen 12 und 15.30 Uhr von einer Fachkraft, einer zusätzlichen Betreuungskraft und wenn möglich noch von Absolventen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) betreut. Dafür stellt die Lebenshilfe Esslingen 20 hauptamtliche Mitarbeiter zur Verfügung. Entstanden ist das Angebot aus dem Wunsch vieler Eltern nach einer Betreuung für ihre Kinder an den beiden schulfreien Nachmittagen. Zunächst bot die Lebenshilfe in ihren eigenen Räumen und in kleinem Rahmen Nachmittagsbetreuung an. „Doch wir konnten den Bedarf bei weitem nicht decken“, sagt Elke Willi, die Geschäftsführerin der Lebenshilfe. Für die Eltern sei aber eine zusätzliche Betreuung am Nachmittag eine wichtige Entlastung. Mit dem Wechsel an das SBBZ können nun wesentlich mehr Kinder betreut werden. „Die Eltern haben geradezu auf dieses Angebot gewartet“, berichtet Erika Synovzik, die Leiterin der Offenen Hilfen der Lebenshilfe, von hohen Anmeldezahlen. Es gebe sogar eine Warteliste. Auch sind die Räumlichkeiten am SBBZ besser für die verschiedenen Angebote geeignet. Die Gruppen nutzen Klassen-, Mehrzweck- und Turnräume. Auch der Außenbereich mit Hof und Garten und die Schulküche stehen zur Verfügung. „Die Schule bietet sehr viele gute Möglichkeiten für Aktivitäten“, erklärt Frank Wagner, der die Nachmittagsbetreuung koordiniert und selbst auch eine Gruppe leitet.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Schulmensa starten die Angebote in den Gruppen. Während die Schüler der Sprachheilschule und der Förderschule zunächst bei den Hausaufgaben betreut werden, dürfen die anderen basteln, spielen, Sport oder Musik machen. Auch alltagspraktische Dinge wie Kochen oder Einkaufen stehen auf dem Programm und zuweilen werden kleine Ausflüge gemacht. „Wir richten uns nach den Interessen der Kinder und Jugendlichen“, sagt Wagner. Seit die Nachmittagsbetreuung an der Rohräckerschule stattfindet, nutzten wesentlich mehr schwerstmehrfachbehinderte oder verhaltensauffällige Kinder das Angebot, erklärt Synovzik. „Etwa die Hälfte der Teilnehmer braucht eine 1:1-Betreuung.“ Auch die Pflege nimmt breiten Raum ein. Dass die Zahl der jungen Menschen, die ein FSJ absolvieren, zurückgeht, stelle ein Problem dar, sagt Wagner. Alle Lebenshilfe-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen fachliche Erfahrungen mit. Viele von ihnen kennen die Kinder von anderen Gelegenheiten. Elke Willi sind Kontinuität und Qualität der Betreuung wichtig. Sie ist dankbar, „dass der Landkreis für die Nachmittagsbetreuung viel Geld in die Hand nimmt“. Denn finanziert wird das Angebot vom Kreis und aus den Beiträgen der Eltern. Diese stellen der Nachmittagsbetreuung ein gutes Zeugnis aus, hören die Lebenshilfe-Mitarbeiter immer wieder. Gerade in der gewohnten Umgebung könnten die Kinder sich gut entfalten und auch Freundschaften pflegen. Denn in ihren Heimatgemeinden mangele es oft an Spielkameraden, weiß Wagner.

Ein Jahr lang hat man mit der Nachmittagsbetreuung am SBBZ Erfahrungen gesammelt, die jetzt in Verbesserungen münden sollen. „Wir haben den Aufwand unterschätzt“, gibt Willi zu. Die hohe Zahl von 15 Gruppen und der große Anteil von Schwerstbehinderten erfordere viel Koordination.