Jung, engagiert – und zurecht stolz auf die Anerkennung: die Preisträgerinnen und Preisträger im Kreise ihrer Laudatoren von Eßlinger Zeitung und Kreissparkasse. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Jung und engagiert: Das sind die Preisträger des Ehrenamtspreises 2018 von EZ und Stiftung Kreissparkasse. Jetzt sind sie ausgezeichnet worden.

Kreis EsslingenDie Jugend heutzutage liebt den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute . . . widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ Was Christian Dörmann, stellvertretender Chefredakteur der Eßlinger Zeitung, bei der Verleihung des Ehrenamtspreises am Montagabend zitiert hat, klinge auf den ersten Blick zwar „wie der jüngst geäußerte Stoßseufzer eines frustrierten Oberstudienrats aus Plochingen“, so Dörmann. Aber er stamme von dem guten alten Philosophen Sokrates aus Griechenland, kundgetan 469 vor Christi Geburt. Die jungen Leute, die von Burkhard Wittmacher, dem Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse, und EZ-Geschäftsführer Andreas Heinkel im Kronensaal der KSK mit Preisen bedacht wurden, straften den Philosophen jedenfalls allesamt Lügen. Denn sie sind zweifellos „jung und engagiert“, wie in diesem Jahr das Motto des Wettbewerbs gelautet hat, den die Eßlinger Zeitung und die Stiftung der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen ausrichten. Zum ersten Mal haben die Organisatoren damit nicht ein Thema in den Mittelpunkt gestellt. Sondern junge Menschen zwischen 14 und 30 Jahren. Hartnäckig halte sich das (Vor-)Urteil über eine Jugend, die immer egoistischer werde und sich mehr in digitalen denn in realen Schauplätzen aufhalte, so Landrat Heinz Eininger, Vorsitzender der Jury und der Kreissparkassenstiftung, in seiner Festrede. Die Vereine klagten über Nachwuchsmangel, obwohl die Shell-Studie schon 2015 den Jugendlichen attestiert habe, sich im persönlichen Umfeld für die Belange von anderen oder für das Gemeinwesen zu engagieren. Die zwei Jahre jüngere Ziviz-Survey-Studie komme zum Schluss, das sich zwar mittlerweile jeder Zweite in Deutschland ehrenamtlich engagiere. Aber nicht mehr zwangsläufig in den Bereichen, die die Gesellschaft unbedingt brauche – etwa bei der Feuerwehr oder in anderen Rettungsdiensten. Zudem würde die Mitgliedschaft junger Menschen in Vereinen nicht mehr vererbt. Eininger: „Geselliges Vereinsleben als Ziel per se reicht ihnen nicht mehr. Sie möchten etwas bewegen und die Gesellschaft in einem bestimmten Bereich mitgestalten.“

Die zehn Preisträger der Endrunde tun das in so ausgezeichnetem Maße, dass die Jury nur noch nach ersten und zweiten Preisträgern differenziert hat. Und selbst das fiel ihr extrem schwer. 86 Bewerbungen aus dem gesamten Landkreis waren auf die Ausschreibung hin eingegangen, 27 davon aus dem Verbreitungsgebiet der Eßlinger Zeitung. „Noch nie hat uns die Qualität der Bewerbungen so positiv überrascht wie in diesem Jahr“, berichtete Eininger. Die Preisträgerinnen und Preisträger engagieren sich in der Politik – wie Feyza Özdogan, Vorsitzende des Esslinger Jugendgemeinderats, deren Vater in Stellvertretung seiner Tochter den Preis entgegennehmen konnte. Oder in der Kirche wie die Ministranten und Oberministranten der katholischen Gesamtkirchengemeinde Esslingen. Sie übernehmen Verantwortung in Vereinen wie die jungen Leute der DLRG-Ortsgruppe Esslingen oder bei der Feuerwehr wie Janine Wahr. Sie engagieren sich für Inklusion wie Luca Ettischer in Ostfildern oder für demenzkranke Menschen wie Matti Zeh in Esslingen. Oder sie sprengen Grenzen zwischen Hilfsorganisationen aus unterschiedlichen Orten wie Marc Behringer und Jonas Holzer aus Hochdorf – um nur einige Beispiele zu nennen.

Eininger: „Ihr seid Vorbilder und steht stellvertretend für alle jungen Menschen, sie sich in ihrer Freizeit für ihre Mitmenschen einsetzen. Wir sagen Dankeschön und ermutigen euch, euren engagierten Weg mit viel Herzblut weiterzugehen.“ Nur fil_da_elephant, die christlichen Rapper um Philip Obrigewitsch, brachten den Landrat vor ihrem musikalischen Intermezzo kurz ins Schwitzen: Schließlich wollte er das Trio professionell ankündigen. „Spricht man den Unterstrich mit?“ KSK-Regionaldirektor Felix von Heißen lobte Moderator Christian Dörmann, der die Gewinnerinnen und Gewinner einmal mehr humorvoll, professionell und kurzweilig präsentierte habe. Der konnte am Ende bei so viel jugendlichem Engagement nur trocken bilanzieren: „Soviel zum Oberstudienrat aus Plochingen und zu Sokrates aus Griechenland.“