Quelle: Unbekannt

Von Sabine Mader, katholische Seelsorgerin am Klinikum Esslingen

Als ich Ende letzten Jahres erfahren habe, dass ich am 19. August eingeteilt bin, das Wort zum Sonntag zu schreiben, fand ich es ein wunderschönes Zeichen, gerade am Tag meiner Silberhochzeit Gedanken veröffentlichen zu dürfen. Das Thema Ehe war ja in den vergangenen Monaten ein Dauerbrenner in der öffentlichen Diskussion. Unter dem Titel „Ehe für alle“ wurde durch alle Schichten diskutiert, wer mit wem was eingehen dürfe. Teilweise erbittert, teilweise humorvoll, dazwischen unter rechtlichen Aspekten wurde dieses Thema beleuchtet. Die Rolle des Staates wurde unter die Lupe genommen und auch die Kirchen meldeten sich zu Wort.

Etwas kam mir in allen Diskussionen zu kurz: ein lebendiges Zeugnis derer, die diese Worthülle Ehe mit Leben erfüllen. Als Klinikseelsorgerin erzählen mir viele Menschen von ihren Erfahrungen mit Ehe. Wie rührend ist es oft, am Krankenbett eines alten Menschen den Ehepartner vorzufinden und Geschichten aus dem gemeinsamen Leben zu hören. Von den Anfängen in schwierigen Zeiten, von der Zeit als junge Familie, später als Großeltern. Oder davon, dass Kinder leider ausblieben und so der andere bis jetzt der wichtigste Bezugspartner geblieben ist. Wie schwierig es im Alter werden kann, noch füreinander zu sorgen, wenn die Kräfte nachlassen. Und wie schwer es ist, wenn man den geliebten Partner in den Tod begleiten muss. So manche Träne sehe ich, wenn es Menschen nicht geschenkt wurde, den richtigen Partner zu finden. Und immer wieder erlebe ich, dass eine gescheiterte oder unglückliche Ehe richtig krank machen kann.

Jenseits aller notwendigen strukturellen Diskussion ist Ehe für mich, wenn zwei Menschen voll Liebe Verantwortung füreinander übernehmen und mit dem anderen Menschen eine verlässliche Zukunft planen. Wenn sie bereit sind, alle Höhen und Tiefen zu teilen und auch nicht abzuhauen, wenn es schwer wird. Als gläubiger Mensch wünsche ich mir natürlich, dass diese zwei Menschen spüren, dass Gottes Segen auf ihrer Verbindung liegt. Ehe habe ich selbst als das größte Glück erfahren und solches Erleben bedingungsloser Liebe wünsche ich allen Menschen, egal welches Etikett an ihrer Beziehung klebt.