Die Mieten werden in Esslingen immer teurer. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Ab 1. Januar greift in Esslingen der Mietspiegel 2020. Die Durchschnittskaltmiete ist von 8,34 Euro pro Quadratmeter im Mietspiegel 2018 auf 8,64 Euro angestiegen.

Esslingen - Alle vier Jahre werden die Daten für den Esslinger Mietspiegel erhoben. Das war das letzte Mal 2018 der Fall. Im Zeitraum dazwischen werden die ortsüblichen Vergleichsmieten nach zwei Jahren anhand des allgemeinen Preisindexes für die Lebenshaltung fortgeschrieben. Auf dieser Basis ist der Mietspiegel 2020 entstanden, der von einem Plus von 3,6 Prozent ausgeht. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Die Durchschnittskaltmiete in Esslingen ist von 8,34 Euro pro Quadratmeter im Mietspiegel 2018 auf 8,64 Euro im Mietspiegel 2020 angestiegen. Der gilt ab 1. Januar.

„Die Schwierigkeiten auf dem Wohnungsmarkt haben noch einmal an Dramatik zugenommen“, so Oberbürgermeister Jürgen Zieger bei der Vorstellung der neuen Richtschnur, die für Vermieter und Mieter rechtsverbindlich ist. Im Mietspiegel geht es nur um frei finanzierte Wohnungen. Er ist eine Übersicht über die ortsüblichen Vergleichsmieten in der Stadt. Bei der zugrunde gelegten Datensammlung werden auch nur solche Mietverhältnisse herangezogen, bei denen die Nettokaltmiete in den vergangenen vier Jahren neu vereinbart oder geändert – sprich: in der Regel erhöht – worden ist. Wer in Esslingen dagegen aktuell in eine Neubauwohnung zieht, kommt nicht unter 10,50 Euro pro Quadratmeter weg.

NettomietenEsslingen2019
Infogram

In der Arbeitsgemeinschaft Mietspiegel sind neben den lokalen Mieterverbänden, Haus und Grund sowie der Stadt auch die Esslinger Wohnungsbau GmbH (EWB) und die Baugenossenschaft Esslingen vertreten. „Der Mietspiegel bietet Transparenz und Unabhängigkeit“, so Sozialamtsleiter Marius Osswald. Er sei eine verlässliche Informationsquelle, um Gerichtsverfahren zu vermeiden. Und „er trägt damit zum Rechtsfrieden bei“, ergänzte Udo Casper, Vorsitzender des Deutschen Mieterbunds Esslingen-Göppingen.

Die Fortschreibung ist allerdings deutlich ungenauer als die Erhebung. So lag der auf Daten basierende Mietspiegel 2018 in der Endabrechnung mehr als zwölf Prozent über dem von 2014, der ebenfalls erhoben worden war. So werde es sich erst beim nächsten Mietspiegel, der wieder abgefragt wird, zeigen, was die derzeit noch moderate Preissteigerung in zwei Jahren tatsächlich wert ist, meinte Casper.

Dass mit Plochingen, Altbach und Deizisau nunmehr drei Kommunen aus der Nachbarschaft gemeinsam einen eigenen qualifizierten Mietspiegel erstellen wollten, spricht laut Hermann Falch vom Eigentümerverein Haus und Grund für das „Erfolgsmodell“, das auch den Eigentümern Rechtssicherheit bei Mieterhöhungen garantiere. In Kirchheim, Göppingen und Geislingen werde ebenfalls über Mietspiegel nachgedacht. Immerhin koste das eine Kommune 40.000 bis 50.000 Euro alle vier Jahre. Matthias Bier vom Mieterbund Esslingen Stadt und Kreis gab aber auch zu bedenken, dass „wir mit einem neuen Mietspiegel auch immer Sprünge erleben“. Das sei vor allem für ältere, noch günstige Mietverhältnisse ein großes Problem. Udo Casper verwies unterm Strich gesehen auf Untersuchungsergebnisse, dass ein Mietspiegel weder mietpreissteigernd noch -preisdämpfend auf den Markt wirke. OB Zieger: „Aber er trägt zum Mietfrieden bei.“

Der Esslinger Mietspiegel 2020 ist für fünf Euro im Bürgeramt erhältlich. Er steht aber auch im Netz.

Gemeinsam gegen die Wohnungsnot

Das Esslinger Wohnraummanagement will Eigentümer, Mieter und Stadt zusammenbringen. Es akquiriert leer stehende Wohnungen, schließt Kooperationsverträge mit den Eigentümern ab und vermittelt die Wohnungen an sozial benachteiligte Bürger, die auf dem Wohnungsmarkt sehr geringe Chancen haben.

Die Stadt gibt dabei Eigentümern Anreize und Sicherheiten. Die Rede ist zum Beispiel von einem Sanierungszuschuss. Die Stadt garantiert zudem für Mietausfälle und eine Miete in Höhe der ortsüblichen Vergleichsmiete. OB Jürgen Zieger: „Solche Zusagen hat es noch nie gegeben.“ Zudem haben die Vermieter einen kontinuierlichen Ansprechpartner im Rathaus . Im Gegenzug erhält die Stadt eine Belegungsgarantie über zehn Jahre.

In einem gemeinsamen Aufruf appellieren die Akteure der Arbeitsgemeinschaft Mietspiegel an alle Eigentümer, ihre Wohnungen zu vermieten. Udo Casper vom Mieterbund Esslingen-Göppingen fordert die Stadt zudem dazu auf, mit einem ein Zweckentfremdungsverbot „klare Kante zu zeigen“. Zudem müsse „viel mehr gebaut werden“ – vor allem wieder mehr Sozialwohnungen.

Die Stadt Esslingen hält derzeit 1270 Belegungsrechte. Genehmigt der Gemeinderat das Neubauvorhaben in Zell, kommen 70 weitere dazu. Im Rahmen des Wohnraumversorgungskonzepts bemüht sich die Stadt darum, einkommensschwache, aber auch Menschen mit einem mittleren Einkommen mit einer Wohnung zu versorgen. Zum Preis von deutlichen Preisabstrichen beim Verkauf der städtischen Grundstücke.

Ansprechpartner beim städtischen Wohnraummanagement ist Daniel Friz, erreichbar unter 07 11/35 12-21 96 oder per Mail unter wohnraummanagement@esslingen.de. Mehr gibt es auch unter www.esslingen.de/vermiet-es