Lebhaft diskutiert haben auf dem Podium unter Moderation von Dunja Hayali (links): Ulrich Viethen (AMK Holding GmbH), Joachim Damasky, (VDA), Willi Diez (Automobilexperte) und Wolfgang Fischer (E-mobil BW GmbH, von links) Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die Elektromobilität bringt massive Veränderungen mit sich. Über mögliche Folgen für die Region haben Experten beim Unternehmerforum der Kreissparkasse diskutiert.

Esslingen Die Elektromobilität bringt massive Veränderungen mit sich – gerade in der von der Automobilindustrie geprägten Region Stuttgart und damit auch im Kreis Esslingen. Doch wie genau wird sich die neue Technologie auf den Arbeitsmarkt auswirken? Wie muss sich die Industrie positionieren und wie werden die Kunden reagieren? Über die Herausforderungen der Mobilitätswende haben beim 10. Unternehmerforum der Kreissparkasse Esslingen-Nürtigen am Donnerstagabend vier Automobilexperten unter Moderation der TV-Journalistin Dunja Hayali diskutiert.

Klar wird bei der Diskussion: Einfach weitermachen wie bisher kann die Autoindustrie im Ländle nicht. Schon jetzt hinke Deutschland bei einigen Entwicklungen hinterher, etwa bei der Batterie-Produktion für Elektro-Autos oder bei der Software-Entwicklung für das vernetzte Fahrzeug. Aber wohin soll die Reise gehen? Ist man in der Region auf einem guten Weg oder muss man jetzt Gas geben? Und ist es überhaupt sinnvoll, sich auf die E-Mobilität zu konzentrieren oder sollte man lieber verschiedene Optionen im Blick behalten? Bei diesen Fragen sind sich die Podiumsgäste nicht ganz einig.

Joachim Damasky, Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie (VDA), etwa ist überzeugt, dass Deutschland auf einem guten Weg sei, Marktführer bei der E-Mobilität zu werden. Er glaubt, dass wie von der Bundesregierung angestrebt 2022 rund eine Million E-Fahrzeuge bundesweit zugelassen sein werden – derzeit sind es rund 180 000. Zudem sei man hierzulande gut aufgestellt, weil der Verbrennungsmotor noch lange eine Rolle spielen werde: Auch im Ausland rechne man damit, dass die meisten Autos in Zukunft Hybridmodelle sein werden.

Ulrich Viethen, Geschäftsführer der AMK Gruppe aus Kirchheim, die unter anderem elektrische Antriebssysteme herstellt, zeigt sich kritischer. „Im Elektromotor werden allein 80 Teile weniger verbaut als im Verbrennungsmotor. Und die halten auch noch länger – und zwar ohne Wartung.“ Das bedeute, dass auch die gesamte Servicekette der Automobilbranche vom Wandel betroffen sein werde. Klar sei, dass Arbeitsplätze wegfallen. Natürlich entstünden auch neue, aber auf diese Veränderung müsse man sich vorbereiten. Zudem hält Viethen es für unklug, sich nur auf E-Autos zu konzentrieren: Man müsse im Hinblick auf die Antriebstechnologie mehrgleisig fahren.

Ähnlich sieht Willi Diez, Wirtschaftswissenschaftler und Automobilexperte, die Situation: Er sieht gute Chancen für neue Geschäftsmodelle im Hinblick auf die E-Mobilität und die damit verbundene Digitalisierung. Aber das sei eine langfristige Entwicklung: „Man muss die Mitarbeiter schrittweise qualifizieren.“ Zudem gelte es, das gesamte Verkehrssystem neu auszurichten, gibt Wolfgang Fischer, Prokurist bei der Landesagentur E-mobil BW GmbH, zu bedenken. „Die gesamte Infrastruktur ist auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ausgerichtet.“

Deutlich wird: Es herrscht noch viel Unsicherheit. Welche Lade-Infrastruktur braucht man? Welche Reichweiten brauchen E-Autos? Was wollen die Kunden und welche Technologie ist langfristig die beste? Diese Fragen können noch nicht beantwortet werden. Klar ist nur: Der Umbruch kommt – mit ungewissen Folgen.

Gründerpreis für drei junge Firmen

Auszeichnung: Mit ihrem Gründerpreis will die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen junge Unternehmer unterstützen und bekannter machen.

Preisträger: Den ersten Platz belegte Konstantin Gerber mit seiner Firma Oonitoo. Das Start-up für Möbel- und Raumdesign setzt auf ressourcenschonende Materialien. Zweitplatziert wurde das Unternehmen Oyá von Sahin Güzel, Kainat Dakmaz und Andreas Bowsunowski. Sie bieten Smoothis an, die nach ernährungswissenschaftlichen Kriterien entwickelt wurden. Auf Platz drei landete Alina Schick mit ihrer Firma Visioverdis, die mit innovativen Pflanzenkonzepten Zukunftsfragen angehen will.