Das Baugebiet Greut wurde seit jeher kontrovers diskutiert. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Der Esslinger Gemeinderat ist neu gewählt, die Grünen sind stärkste Kraft. Hierin sieht der Verein „Rettet das Greut“ die Chance, die Diskussion um das Baugebiet neu aufzurollen.

EsslingenDer Verein „Rettet das Greut“ will die Diskussion über das geplante Baugebiet im Greut neu entfachen. Aufgrund der Veränderungen im Gemeinderat – die Grünen wurden stärkste Partei und stellen neun Stadträte – böte sich die Chance auf einen Neuanfang, heißt es in einer Vereinsmitteilung. Die Grünen und die Linken stimmten in der Vergangenheit gegen die Bebauung.

In dem Baugebiet zwischen Krummenacker und Serach sollen etwas mehr als 70 Wohnungen entstehen. Ursprünglich war sogar von 90 Wohnungen die Rede, aber nach massiven Protesten im Gemeinderat geht es nunmehr um die abgespeckte Variante. Zurzeit läuft dazu das Bebauungsplanverfahren, in der Gutachten erstellt werden und die Öffentlichkeit befragt wird. Danach wird der Entwurf endgültig bearbeitet und dem Gemeinderat vorgelegt. Während dieser Prozedur brachte auch der Verein „Rettet das Greut“ seine Bedenken schriftlich ein.

Das Greut ist eine Art Fenster zur Innenstadt, durch das frische Luft ins Zentrum strömt. Allerdings gehen die Meinungen auseinander, wie wichtig diese Frischluft-Funktion ist. Ein Gutachten der Stadt sagt aus: weniger wichtig. Der Verein behauptet das Gegenteil und führt gleichfalls ernst zu nehmende Experten ins Feld.

Das Thema müsse nach der Kommunalwahl wieder auf den Tisch, sagte Reiner Dietrich von der Greut-Initiative am Mittwoch. An der Argumentation, die gegen eine Bebauung spricht, hat sich aus Dietrichs Sichts nichts verändert. Das ist zum einen das Thema Frischluftzufuhr. Womöglich noch gewichtiger, weil justiziabel, ist nach Auffassung von Dietrich der Lärmschutz. Er zitiert aus dem Lärm-Gutachten für den Bebauungsplan: Nachts müsse „beachtet werden, dass die absolute Schwelle der Zumutung bereits ohne den zu erwartenden zusätzlichen Verkehrslärm durch die geplante Bebauung erreicht wird.“

„Keine Schauanträge“

Carmen Tittel, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Esslinger Gemeinderat, hält das Bauvorhaben nach wie vor für falsch. „Wir könnten das schon noch einmal thematisieren“, sagte sie am Mittwoch, aber wenn alle Parteien bei ihrer Meinung blieben, mache es keinen Sinn, erneut einen Antrag gegen das Baugebiet einzubringen. Sie gehe davon aus, „dass es keine Mehrheit dafür gibt, das Paket noch mal aufzuschnüren“. Tatsächlich haben sich zwar die Fraktionsstärken im Esslinger Gemeinderat verändert, aber die Baubefürworter – SPD, Freie Wähler, CDU und FDP – hätten nach wie vor eine Mehrheit. Ein Antrag würde also nach aller Wahrscheinlichkeit ins Leere laufen und würde zwar in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, aber nicht wirklich etwas ändern. Tittel: „Wir stellen keine Schauanträge. Das ist nicht unser Stil.“