Foto: Landesdenkmalamt - Huber

Das Landesamt für Denkmalpflege hat in dieser Woche die Schelztorhalle in Esslingen in die Liste der Kulturdenkmale aufgenommen.

Esslingen (red) Das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) hat in dieser Woche die Schelztorhalle in Esslingen in die Liste der Kulturdenkmale aufgenommen. Die Sporthalle mit dem markanten Sheddach am Rande der Altstadt wurde 1957/58 von der Stadt Esslingen erbaut, entworfen von Oberbaurat Hermann Kauß und Stadtbaumeister Richard Baumann. Dass sie nun unter Denkmalschutz steht, hat weitreichende Auswirkungen auf die Diskussionen um ihre Zukunft.

„Bei der Schelztorhalle, einer seltenen und geglückten Kombination aus Sportstätten- und Ingenieursbau und einem auch überregional bedeutenden Architekturzeugnis der 1950er Jahre, handelt es sich aus wissenschaftlichen, künstlerischen und heimatgeschichtlichen Gründen um ein Kulturdenkmal gemäß Paragraph 2 Denkmalschutzgesetz Baden-Württemberg“, so Martin Hahn, Referatsleiter im Landesamt für Denkmalpflege und zuständig für die Erfassung von Kulturdenkmalen. Seine Kollegin Andrea Steudle, die umfangreiche Recherchen zum Sporthallenbau dieser Zeit und zur Schelztorsporthalle im Stadtarchiv durchgeführt hat, ergänzt: „Wie aus einem zeitgenössischen Zeitungsartikel über das Bauvorhaben hervorgeht, stellte eine solche Halle in den 1950er Jahren ein Novum dar, für das es bundesweit keine Vorbilder gab. Im Gegenteil kamen zahlreiche Kommunen damals nach Esslingen, um sich die Schelztorhalle als Beispiel für modernen Sportstättenbau anzusehen.“

Vor allem das vierteilige Schalendach verleihe dem Hallenbau eine skulpturale Qualität und unterstreiche mit seinem nach oben strebenden, dynamischen Charakter die Funktion des Gebäudes als Sportstätte. Zu einem besonderen Blickfang wird die Halle bei abendlichem Sportbetrieb, wenn die hintereinander gestaffelten Fensterbänder der Sheds von innen beleuchtet und damit weithin sichtbar werden. Mit dem Bau der Schelztorhalle betraten die Verantwortlichen in zweifacher Hinsicht Neuland: Sowohl als reiner Sporthallenbau, aber auch mit ihrem konstruktiv innovativen, höchst individuellen Entwurf war sie ohne Vorbild in der Architektur der 1950er Jahre.

Es entstand ein Bauwerk, bei dem Form und Funktion eine gelungene Verbindung eingehen und dessen architektonischen und ästhetischen Qualitäten sich aus seiner hochgradigen Funktionalität entwickeln. Mit ihrem gewölbten Sheddach, das zu den frühen und zudem außerhalb des Industriebaus realisierten Beispielen des Typs Silberkuhl-Klönne zählt, dokumentiert die Halle die Entwicklungen im Ingenieursbau der Nachkriegszeit.

Neubau kommt nicht in Frage

Auch aus der Sportgeschichte Esslingens sei die Schelztorhalle nicht wegzudenken als Austragungsort regionaler und überregionaler Wettkämpfe bis hin zu deutschen Meisterschaften etwa im Handball, Judo oder Kunstturnen, heißt es in einer Mitteilung des Regierungspräsidiums. Seit 1959 fanden hier die jährlichen Hallensportfeste mit Sportlerehrungen des Stadtverbands für Leibesübungen statt. Durch die zahllosen Schülerinnen und Schüler sowie Mitglieder der Sportvereine, die die Halle für Sportunterricht und Trainingszwecke nutzten, ist sie zudem im Bewusstsein der Bevölkerung fest verankert.

Klar ist aber auch, dass die Sporthalle marode ist. Abriss oder Sanierung? Das war die Frage, die Stadt und Öffentlichkeit beschäftigt haben. Erst vor kürzlich hatte sich die Stadt dazu entschlossen, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben, die beide Szenarien untersuchen sollte. Mit der Entscheidung des Landesamts für Denkmalpflege kommt ein Neubau jedenfalls nicht mehr in Frage. red

In den vergangenen Jahren war immer wieder ein Abriss der Halle diskutiert worden.