„Basisdemokratische Abstimmungen gibt es nicht nur in der SPD, sondern auch zu Hause“, sagt die Sozialdemokratin Regina Rapp. Quelle: Unbekannt

Von Thomas Krytzner

Wer mit dem Geld der deutschen Steuerzahler haushalten muss, braucht besondere Sorgfalt und oft viel Geduld. In endlos lang erscheinenden Debatten entscheiden Finanzexperten aus Städten, Land und Bund oft über Millionenbeträge. Wesentlich leichter fallen den Volksvertretern die Geldfragen im privaten Haushalt. EZ-Mitarbeiter Thomas Krytzner hat sich bei einigen Politikern aus der Gegend umgehört und wollte wissen, wer Zuhause den Rotstift führt.

Karl Zimmermann aus Kirchheim ist Landtagsabgeordneter der CDU. Er war beispielsweise maßgeblich an der Vergabe der Finanzierungszuschüsse des Baden-Württembergischen Landtages für das neue Musikzentrum in Plochingen beteiligt. Ungefähr 18 Millionen Euro werden dabei zugunsten der Blasmusik ausgegeben. Privat gibt es beim Christdemokraten eine „klare Aufgabenteilung“ beim Haushaltsgeld: „Meine Frau ist für die Euros zuständig und ich für die Cent.“ Dies gilt also, wenn statt der Topthemen im Plenarsaal die private Einkaufsliste abgearbeitet wird. Mit einem Augenzwinkern verrät Karl Zimmermann: „Ähnlich verhält es sich beim bargeldlosen Zahlen. Da hat meine Frau die Scheckkarte, während ich die Kontoauszüge bekomme.“ Auf eines muss oder kann der Landtagsabgeordnete aber auch privat nicht verzichten: Entscheidungen für Geldausgaben enden oft in familiären Diskussionen. Diese enden aber wesentlich schneller, als in den Gremien der Politik: „Die Debatten beenden wir regelmäßig, wenn die nächste monatliche Überweisung auf dem Konto eingetroffen ist.“ Nicht zuletzt deshalb fällt Karl Zimmermann die Entscheidung leicht, wo er lieber mit Geld umgeht: „Natürlich in der Familie, denn da ist die Anzahl derer, die bei der Verteilung des Geldes mitdiskutieren wollen deutlich kleiner als in der Politik.“

Diskussionen über Taschengeld

Die Esslinger Politikerin Regina Rapp hatte sich in diesem Jahr als SPD-Kandidatin für den Deutschen Bundestag empfohlen. Anders als in ihrer Partei geht es Zuhause eher um häusliche Themen, wie zum Beispiel die Urlaubsplanung. „Basisdemokratische Abstimmungen gibt es nicht nur in der SPD, sondern auch zu Hause. Insbesondere dann, wenn es um Urlaubsziele geht.“ Bei finanziellen Entscheidungen diskutiert die ganze Familie mit. Wie weit sich jedoch der Begriff Familie dehnen lässt, ist ein Streitpunkt zwischen Eltern und Kindern: „Hat unsere Hündin Lilly ebenfalls ein Stimmrecht? Ganz klares ,Ja’, wenn es nach unseren Kindern ginge.“ Fast wie unter den Genossen kommt sich die Esslinger Politikerin beim Thema Taschengeld vor. „Kontroverse und lang anhaltende Diskussion bei uns derzeit, ob das gesamte Taschengeld für unnütze - unmaßgebliche Meinung der Eltern - Sammelkarten von zweifelhaften Helden ausgegeben werden darf.“ Insbesondere zweifeln die Kinder am Verständnis der Eltern, wenn es um besonders wertvolle Objekte geht: „Den Wert einer limited-golden-Edition Karte schätzen die Erwachsenen völlig falsch ein.“ Den verantwortungsvollen Umgang mit Geld hat Regina Rapp schon in der Kindheit erlernt. „Ich bin in einem kleinen Bergdorf aufgewachsen. Hohenstaufen bei Göppingen. Dort habe ich als Schülerin mein erstes Geld als Zeitungsausträgerin verdient.“ Dabei erwies sich dieser Schülerjob als anstrengend, wie Regina Rapp seufzend erklärt: „Bei der Topografie und ohne Hochhäuser kein leichter Job. So habe ich sehr früh gelernt, mit Geld umzugehen, und das gilt bis heute - für Partei und Familie gleichermaßen.“

Nicht immer Grün ist sich Andreas Schwarz, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag, bei den heimischen Finanzen. Vor allem, wenn es darum geht, die sportlichen Aktivitäten zu fördern. „Wenn es nach mir ginge, würde ich mir am liebsten alle zwei Jahre ein neues Rennrad kaufen, um damit über das Stilfser Joch zu fahren. Aber klar - jetzt steht erst mal das neue Fahrrad für meine Tochter im Vordergrund.“ Schneller einig ist man sich im Familienkreis bei den gemeinsamen Besuchen des Wochenmarktes: „Am Wochenende gehe ich gemeinsam mit meiner Familie einkaufen. Wir legen Wert auf gute und gesunde sowie regionale Lebensmittel. Der gemeinsame Einkauf auf dem Kirchheimer Wochenmarkt und die regionale Bio-Gemüsekiste sind bei uns der Renner.“ Doch auch Fleisch fehlt in der Küche des Grünen-Chefs nicht. „Für ein gutes Stück Fleisch von der Schwäbischen Alb geben wir gerne ein bisschen mehr aus.“ Andreas Schwarz entpuppt sich als versierter Hobbykoch. „Am Wochenende ist es mir eine Freude, meine Familie mit Leckereien zu bekochen. Da dürfen die selbstgemachten Spaghetti Bolognese für unsere Tochter nicht fehlen.“ Der sorgsame Umgang mit Geld liegt dem Politiker im Blut. „Ich achte von Haus aus darauf - Zuhause und in der Politik - sparsam und wirtschaftlich zu handeln. Das vorhandene Geld muss gerecht und sinnvoll ausgegeben werden.“

„Kein mein Geld, dein Geld“

Beim Gemeindepolitiker Herbert Schrag aus Baltmannsweiler dreht sich vieles ums Geld. Zum einen vertritt er die Freie Wählervereinigung (FWV) im Gemeinderat, zum andern ist er auch Finanzchef beim örtlichen Musikverein. Da ist er froh, wenn er Zuhause die finanziellen Angelegenheiten mit seiner Bärbel besprechen kann. Die beiden sind seit 46 Jahren verheiratet. Der ehemalige Bäckermeister war früher schwer für Geldausgaben zu begeistern. „Sagt zumindest meine Frau.“ Beide waren sparsam, „und heute besprechen und entscheiden wir alles gemeinsam“. Wie Herbert Schrag bestätigt, gibt es im privaten Finanzhaushalt keine getrennten Konten. „Es gibt kein mein Geld, dein Geld.“ Anders hält es Herbert Schrag im Musikverein Baltmannsweiler. Da achtet er penibel auf die Kasse. „Viele sagen mir nach, ich säße auf dem Geld.“ Dabei sei die solide Planung doch nötig, um das Überleben des Vereins zu sichern. Die Haushaltsplanung nimmt der Kommunalpolitiker nicht nur als gewählter Bürgervertreter im Gemeinderat wahr, sondern auch als Finanzchef im Verein und Zuhause. „Privat kann man nur das ausgeben, was man hat.“ Und da wissen beide, Bärbel und Herbert Schrag, in welchem Rahmen sie sich bewegen können.