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Welche Erinnerungen hinterlässt einer, der geht, bei seinen Kollegen? Das hat Dietmar Bauer-Sonn, langjähriger Bezirksstellenleiter der Diakonie Esslingen, bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand erfahren.

EsslingenWelche Spuren hinterlässt einer, der geht, am Ende seines Berufslebens? Wie bleibt er Vorgesetzten, Mitarbeitern und Weggefährten in Erinnerung? Das erfuhr Dietmar Bauer-Sonn, als er am Mittwoch im Beisein von etwa 120 Gästen in der Johanneskirche Esslingen nach 36 Dienstjahren von der Diakonie in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Den Einstieg bei der Diakonie schaffte der gelernte Verwaltungswirt und studierte Sozialpädagoge 1982 in der Bezirksstelle Esslingen. Sieben Jahre später stieg er zum Geschäftsführer auf. „Ich bin eben ein Helfertyp“, begründet Bauer-Sonn seine Berufswahl. „Meine christliche Prägung und meine soziale Ader haben mich zur Diakonie gebracht.“ Deren Leitbild lautet: „Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.“ Bauer-Sonns Talent besteht darin, Hilfe zur Selbsthilfe zu organisieren: Beratung von psychisch Kranken, Wohnungslosen, Alleinerziehenden, Schuldnern und Migranten, die Eröffnung von Diakonieläden für Kunden mit kleinem Geldbeutel und die Einrichtung der Vesperkirche – zahlreiche Projekte hat der Mann aus Köngen in seiner Dienstzeit angestoßen. Die Umsetzung verlangte einen langen Atem.

„Ein Marathonmann bist du, kein Sprinter“, attestiert ihm sein Chef Eberhard Haußmann, Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands im Landkreis Esslingen. Gut so, denn „nicht in der ersten Runde wird das Rennen gewonnen“. Seinen Erfolg verdanke Bauer-Sonn seinem „kooperativen Gestaltungswillen mit einem Schuss Eigensinn“, seinen „klaren Ansagen, wenn der Wagen drohte, aus der Spur zu laufen“ und seinem „Herz für die Menschen“. Warme Worte zum Abschied, wie sich das für einen Vorgesetzten gehört. Bei den Mitarbeitern dagegen fällt die Bilanz der Zusammenarbeit launiger aus. Frech-fröhlich porträtieren sie ihren scheidenden Chef als passionierten Radler, der sich für den allmorgendlichen Sprint zur Arbeit mit stibitzten Schokoriegeln belohnt. Als Stromsparer, der sein Handy im Büro mit dem Leihkabel der Kollegen auflädt. Und als Saubermann, der den Spüldienst im Büro pflichtbewusst organisiert. Jenseits der humorigen Neckerei bezeugen die Diakonie-Mitarbeiter Bauer-Sonn „Gerechtigkeitssinn, geistliche Impulse und einen wundervollen Humor“. All das werden sie nach seinem Ausscheiden vermissen, gestehen sie im selbst gedrehten Video.

Doch wird Bauer-Sonn selbst seinem Beruf nachtrauern? „Alles hat seine Zeit“ – mit diesem Bibelzitat überschrieb der Neu-Rentner seine Rede. Für ihn sei es nun an der Zeit, Abschied zu nehmen von einem „Beruf, der Berufung war“. Aus einem Gedicht von Andrea Schwarz hat Geschäftsführer Haußmann zuvor zitiert: „Manchmal träume ich davon, dass ich nicht immer blühen muss, sondern Zeit, Ruhe habe, um Kraft für neue Triebe zu sammeln.“ Diese Sichtweise hat sich Bauer-Sonn anscheinend zu eigen gemacht: „Nach einer kreativen Pause will ich mich ehrenamtlich engagieren“, kündigt er an. Zunächst aber stehe die Familie an erster Stelle: reisen mit seiner Frau, spielen mit den Enkeln und die Schrauben im Keller sortieren. Na dann, Glückauf für einen spannenden Unruhestand.