Pflegen die bäuerliche Backtradition: Doris Eisenmann und Karl Heinz Spieth Foto: Bulgrin - Bulgrin

Wissen Sie noch, wie Oma ihr Brot im kommunalen Backhaus buk? Nein? Dann können Sie der Tradition zum Tag des offenen Denkmals im Mettinger Backhäusle auf die Spuren gehen. Es wird noch heute eifrig genutzt.

Esslingen Es ist keine Schönheit. Aber bekanntlich zählen ja die inneren Werte. Und drinnen riecht es gut und schmeckt es gut, wenn gebacken wird im Mettinger Backhäusle. An diesem Sonntag ist es wieder soweit: Zum Tag des offenen Denkmals schließt der Backhausverein das gedrungene, graue Steinhaus auf und lässt die Besucher reinschnuppern ins traditionelle Backhandwerk.

Seit dem 19. Jahrhundert steht das Mettinger Backhäusle in der Schenkenbergstraße 59, schräg gegenüber von der Liebfrauenkirche. Seine Errichtung hat es König Wilhelm I. von Württemberg zu verdanken. Der Monarch sorgte sich um die Brandgefahr, wenn jeder Bewohner im eigenen Holzhaus nach Lust und Laune drauflos backt. Darum verordnete er jeder Gemeinde ein kollektives Backhaus am Ortsrand. Also baute die Weilergenossenschaft Mettingen 1865 ein Backhaus. Genutzt wurde es von allen Bewohnern des Stadtteils. Zuhause bereiteten die Familien den Teig für Brot und Kuchen vor, im Genossenschaftshaus wurde er dann gebacken. Circa hundert Jahre lang wurde diese Tradition gepflegt, bis 1970 der Schnapsbrennerei, mit der sich das Backhaus das Gebäude teilte, die Lizenz entzogen wurde. Von da an war auch dasselbe weniger gefragt und wurde schließlich geschlossen. Das Gebäude ging in Privatbesitz über und sollte schließlich zwei Garagen weichen. Doch daraufhin schritten Denkmal- und Landratsamt ein, und 1978 gründete sich der „Förderverein für die Erhaltung des Mettinger Backhauses und bäuerlichen Brauchtums“.

Der Verein machte es sich zur Aufgabe, das Backhaus zu erhalten und wieder in Gebrauch zu bringen. Zwei Jahre dauerten die Restaurierungsarbeiten, dann konnte wieder gebacken werden. Die 15 Mitglieder nutzen dieses Angebot häufig. Auch Gruppen können sich auf der Homepage des Vereins für einen Backtag anmelden. Wenn die Vorsitzende Doris Eisenmann alle zwei Monate zu Werke geht, hat sie ein volles Programm: Weizenbrot, Vollkornbrot, Ciabatta, Schnittlauchkuchen und Hefezopf kommen dann in den Ofen. „Was nicht innerhalb der nächsten zwei Wochen gegessen wird, wandert in die Tiefkühltruhe“, sagt sie. In den 25 Jahren ihrer Mitgliedschaft habe sie nur fünf Brote beim Bäcker gekauft. „Geschmacklich ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht.“

Eisenmann hält das den Schamottsteinen zugute. Im Holzbackofen werden sie mittels Weinreb-Stämmen zwei Stunden lang auf 300 Grad geheizt. Nach dem Rauskehren der Glut werden 40 Brote in den Ofen geschoben. Anderthalb Stunden geben die Schamottsteine nun die Hitze an den Teig ab. „Da kommen schon mal Brote raus, die unten schwarz sind“, verrät Eisenmann. „Denn den Ofen hat man nicht im Griff.“ An manchen Stellen sei er nämlich heißer als an anderen. „Doch das macht den Reiz aus.“

Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag hat das Mettinger Backhäusle in der Schenkenbergstraße 59 zwischen 11 und 18 Uhr geöffnet. Weitere Veranstaltungen in Esslingen sind aufgeführt unter https://tag-des-offenen-denkmals.de/besucher/programm/.