Von Alexander Maier

Die CDU-Gemeinderatsfraktion lässt nicht locker in ihrem Bemühen um bessere Rahmenbedingungen für die Esslinger Stadtbücherei. Während die Verwaltung und weite Teile des Gemeinderats zuletzt nicht den Eindruck erweckten, dass die Chancen für eine aufwendige Erweiterung und Modernisierung des bestehenden Bücherei-Gebäudes in der Heugasse günstig stehen, bleiben die Christdemokraten bei ihrer Forderung, auch über einen neuen und großzügigeren Standort nachzudenken. Vor Monaten hatte die Fraktion die Neue Weststadt und den alten Busbahnhof ins Spiel gebracht. Nun moniert der CDU-Fraktionsvorsitzende Jörn Lingnau in einer Pressemitteilung: „Wir hätten uns gewünscht, dass sich die Verwaltung dieses Themas auf der Grundlage unseres Antrags, der seit mehreren Monaten vorliegt, intensiver angenommen hätte.“ Und sein Kollege Edward-Errol Jaffke sagt: „Bisher wurden die Informationen nur scheibchenweise oder noch gar nicht geliefert. In vielen Fragen gibt es noch großen Klärungsbedarf.“

Technische und finanzielle Aspekte

„Die städtische Bücherei ist für uns eine sehr wichtige bildungs- und sozialpolitische Einrichtung der Stadt“, betonen die Christdemokraten in ihrer Mitteilung. Deshalb müsse die Stadtverwaltung alle Aspekte noch ausführlicher beleuchten, damit der Gemeinderat eine zukunftsorientierte Entscheidung fällen kann. So wartet die CDU-Fraktion auf verlässliche Daten, die zeigen, ob die Bücherei ein wesentlicher Frequenzbringer für den Einzelhandel und die Dienstleister der östlichen Altstadt ist. Außerdem müssten die technisch-energetischen Fragen einer Modernisierung und Erweiterung im denkmalgeschützten Gebäude in der Heugasse sehr detailliert untersucht und die Kosten müssten genauer als bisher beziffert werden.

CDU-Stadtrat Edward-Errol Jaffke erwartet von der Verwaltung „eine realistische zeitliche Perspektive der Machbarkeit“ und eine detaillierte Kalkulation der nötigen Finanzmittel, um den Betrieb am jetzigen Standort aufrechtzuerhalten. Als Alternative zu einer Erweiterung und Modernisierung der bisherigen Räume sehen Jaffke und seine Fraktionskollegen die Möglichkeit, an anderer Stelle neue Räume, die nicht von der Stadt selbst gebaut werden, langfristig zu mieten. Um beide Varianten sachgerecht gegenüberstellen zu können, müsse zum Beispiel geklärt werden, in welchem Umfang sich durch einen Umzug in ein neues Gebäude Energie- und Nebenkosten einsparen und ob sich an einer anderen Stelle in der Stadt eine bessere verkehrstechnische Anbindung und bessere Parkmöglichkeiten erzielen lassen. Außerdem müsse in die Überlegungen einbezogen werden, was aus dem Bebenhäuser Pfleghof werden könnte, falls es zum Umzug der Bücherei kommen sollte. CDU-Stadträtin Regina Hemminger vermutet, dass eine zukunftsorientierte, nutzerfreundliche und barrierefreie Stadtbücherei in einem gemieteten Neubau an anderem Ort „deutlich leichter umzusetzen wäre“.

Stadtbücherei im Kurzporträt

Historie: Esslingen hat seit 1921 eine Stadtbücherei, die im Laufe der Jahrzehnte in verschiedenen Gebäuden angesiedelt war. An ihrem heutigen Standort im Bebenhäuser Pfleghof in der Heugasse hat die Bücherei-Hauptstelle seit 1989 ihren Platz.

Zahlen: Rund 1000 Besucher nutzen durchschnittlich an jedem Öffnungstag die Bücherei-Hauptstelle. Dort werden jährlich etwa eine Million Bücher, Zeitschriften, CDs und DVDs verliehen. Aktuell stehen 1800 Quadratmeter Publikumsfläche zur Verfügung. Damit rangiert Esslingen im Landesvergleich mit Städten ähnlicher Größe auf dem drittletzten Platz. Deshalb wird seit vielen Jahren über eine Erweiterung diskutiert. Eine Machbarkeitsstudie, die die Stadt im April 2013 vorgestellt hat, geht davon aus, dass eine Publikumsfläche von etwa 3200 Quadratmetern nötig wäre. Damit würde die Esslinger Bücherei im Landesvergleich auf einem Platz im soliden Mittelfeld rangieren.

Probleme: Neben den beengten Platzverhältnissen, die es schwer machen, ruhige Arbeitsbereiche von belebten Publikumsflächen zu separieren, wird oft die fehlende Barrierefreiheit beklagt. Hinzu kommt, dass der Aufzug im Bebenhäuser Pfleghof immer wieder defekt ist. Und die alte Brandmeldeanlage fiel zuletzt wiederholt durch falschen Alarm auf.