Im Zwickel zwischen Siemensstraße und der Auffahrt zur Schleyer-Brücke soll ein Umspannwerk entstehen, doch die Pläne sind umstritten. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Mit ihren Plänen, ein Umspannwerk in Mettingen-West zu bauen, hat die Netze BW weder im Stadtteil noch im Esslinger Rathaus Begeisterungsstürme ausgelöst. Das Unternehmen will die Anlage im Zwickel zwischen der Einmündung der Siemensstraße und der Auffahrt zur Hanns-Martin-Schleyer-Brücke ansiedeln. Bevor dort gebaut werden kann, muss allerdings erst einmal der dortige Bebauungsplan geändert werden - und da kommt der Esslinger Gemeinderat ins Spiel. Eine erste Beratung im Ausschuss für Technik und Umwelt brachte vor einigen Wochen keinen Durchbruch - heute steht das Thema erneut auf der Tagesordnung. Der Bürgerausschuss für Mettingen, Brühl und Weil, der zunächst abgewunken hatte, bringt rechtzeitig einen Kompromissvorschlag ins Spiel, der eine Realisierung des Projekts ermöglichen, im Gegenzug aber Zugeständnisse für die Menschen im Stadtteil bringen würde.

Ersatz für zwei ältere Anlagen

Der Handlungsbedarf ist nach Einschätzung der Netze BW klar: Das bisherige Umspannwerk auf dem Daimler-Gelände ist dringend sanierungsbedürftig und kann am bestehenden Standort nicht erweitert werden. Das Umspannwerk Esslingen-Stadtmitte im Seitenflügel des Technischen Rathauses an der Ritterstraße ist ebenfalls an den Grenzen seiner Kapazität angelangt und kann nicht erweitert werden. Deshalb möchte die Netze BW in den Mettinger Wiesen ein neues Umspannwerk bauen, das mittelfristig beide Anlagen ersetzen soll. Das Areal, das die Antragsteller im Blick haben, ist einen halben Hektar groß und wird derzeit landwirtschaftlich genutzt. Doch was der Netze BW Vorteile verspricht, stieß zuletzt sowohl im Ausschuss für Technik und Umwelt als auch im Bürgerausschuss nicht gerade auf ungeteilte Gegenliebe, weil eine solche Anlage direkt an einer der Hauptzufahrten zum Stadtteil nicht gerade geeignet ist, diesen Bereich städtebaulich aufzuwerten.

Nun hat sich der Bürgerausschuss für Mettingen, Brühl und Weil erneut mit dem Thema beschäftigt und nach intensiven Diskussionen einen Kompromiss formuliert. Die Bürgervertreter kommen zu dem Schluss, dass die Netze BW diesen Standort gewählt hat, „weil er am besten ihre technischen, logistischen und wirtschaftlichen Auswahlkriterien erfüllt“. Im Flächennutzungsplan-Verfahren hatte sich der Bürgerausschuss entschieden gegen eine Umwidmung der dortigen Flächen von Landwirtschaft zu Gewerbe gewandt. Obwohl ein Umspannwerk an dieser Stelle dieser Haltung entgegensteht, würde der Ausschuss einer teilweisen Umwidmung der dortigen Ackerflächen als Standort für ein Umspannwerk zustimmen - allerdings unter dem Vorbehalt, „dass die verbleibenden landwirtschaftlichen Flächen dauerhaft gesichert werden“. Das heißt, „dass die dort verbleibenden Acker- und Freiflächen zwingend erhalten und somit auch nicht im Rahmen des zukünftigen Flächennutzungsplans in irgendeiner Form als Gewerbeflächen ausgewiesen werden“. Zudem empfiehlt der Bürgerausschuss, „in Absprache mit den betroffenen Landwirten in diesem Bereich zu prüfen, ob es landwirtschaftlich sinnvoller wäre, das Umspannwerk nicht neben der Hanns-Martin-Schleyer-Brücke, sondern direkt im Anschluss an die bereits bestehenden Gewerbeflächen zu planen“. So könne zumindest eine zusammenhängende unbeschattete Restfläche für die Landwirtschaft erhalten werden. Außerdem würde „der Brückenkopf freigehalten werden und es ergäben sich Spielräume für verkehrstechnische Lösungen beim anstehenden Brückenneubau“. Der Ausschussvorsitzende Gerd Küpper und seine Mitstreiter hoffen, dass Gemeinderat und Stadtverwaltung „wie wir über ihren Schatten springen und auch einen Schritt auf uns zugehen werden“.

Vor der heutigen Sitzung hat sich auch Linke-Stadtrat Tobias Hardt zu Wort gemeldet. Er wundert sich, dass keine Alternative zum Standort südwestlich der Siemensstraße geprüft worden sei und erinnert daran, dass die Linke auch einen kleinen Teil des Daimlerparkplatzes als Standort ins Gespräch gebracht hatte und dass Landwirte ein Grundstück zwischen Eisenbahnschienen und Siemensstraße gegenüber dem geplanten Grundstück angeregt hätten. „Kein Mensch zweifelt die Notwendigkeit einer Versorgungseinrichtung wie das Umspannwerk an“, sagt Hardt. „Aber ein bisschen mehr Beweglichkeit und Standhaftigkeit gegenüber dem Konzern Daimler stände der Verwaltung schon an.“