Die angespannte Parkplatzsituation ist für Florian Heuer (links) und Gerd Küpper Foto: Bulgrin - Bulgrin

Verkehrsprobleme gehören seit jeher zu den wichtigsten Themen, mit denen sich der Bürgerausschuss für Mettingen, Brühl und Weil beschäftigen muss. In unserer Mobilitätsserie sagen die Verkehrsexperten des Ausschusses, wo in den Stadtteilen der Schuh drückt.

EsslingenWenn sich ein Bürgerausschuss nicht nur um einen, sondern gleich um drei recht unterschiedlich strukturierte Stadtteile kümmern darf, hat er ein buntes Spektrum unterschiedlichster Themen zu bearbeiten. Verkehrsprobleme haben im Bürgerausschuss für Mettingen, Brühl und Weil schon immer eine zentrale Rolle gespielt – und daran wird sich wohl auch so rasch nichts ändern: Die Nähe zur Bundesstraße 10, der starke Durchgangsverkehr in einigen Bereichen, die Radwegverbindungen und vieles mehr kommt im Bürgerausschuss immer wieder aufs Tapet. Und das wird wohl auch noch einige Zeit so bleiben, weil sich für viele Probleme keine Patentlösungen abzeichnen.

Florian Heuer, der Verkehrsexperte des Bürgerausschusses, erlebt im alten Teil von Mettingen tagtäglich ein zentrales Problem des Stadtteils: „Parkplätze sind in vielen Bereichen knapp.“ Ältere Gebäude haben oft höchstens eine Garage, und die ist manchmal zu klein für Autos heutiger Größe. „Als die Häuser gebaut wurden, gab es viel weniger Autos als heute. Deshalb ist der Parkdruck in vielen Bereichen sehr hoch.“ Umso weniger kann es Heuer verstehen, wenn neu gebaut und pro Wohnung oft nur ein Stellplatz verlangt wird. Deshalb hätte sich der Bürgerausschuss auch mehr Parkplätze für die Neubauten auf dem Weiler Sportplatzgelände gewünscht. Besser hat man es im Brühl gemacht, wo die EWB ein großes Parkhaus gebaut hat.

Bei sich in Weil hat der Bürgerausschuss-Vorsitzende Gerd Küpper ein weiteres Problem feststellt: „Wenn Wohnmobile und Anhänger oft wochenlang am Straßenrand stehen oder Leute von außerhalb in Urlaub fahren und ihre Autos inzwischen bei uns abstellen, kann es in manchen Straßen eng werden.“

Positiv registriert der Bürgerausschuss die gute Anbindung der drei Stadtteile an den Personennahverkehr, wobei Mettingen mit seiner S-Bahn-Station die besten Möglichkeiten bietet. Florian Heuer bedauert, dass es bis heute nicht gelungen ist, das Einzugsgebiet des Carsharing-Anbieters Car2Go auf Mettingen, Brühl und Weil auszudehnen: „Da hätte ich mir von der Stadt etwas mehr Bemühen gewünscht.“ Eine weitere Möglichkeit, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren, wäre der Umstieg aufs Fahrrad. Doch auch da sieht der Bürgerausschuss Hindernisse: Die Radwegverbindung unterhalb der Weinberge ist unterbrochen, die Radwegverbindung entlang des Neckars ist noch längst nicht so, wie Pedaleure sich das wünschen.

Die Nähe zur B10 beschert den drei Stadtteilen einen Zugang zum überörtlichen Straßennetz. Allerdings hat die Sache auch eine Kehrseite: Je näher man an der Bundesstraße wohnt, desto stärker ist die Belastung durch Verkehrslärm und Schmutz. „Wie hoch dort zum Beispiel die Feinstaubbelastung ist, weiß bislang keiner“, gibt Gerd Küpper mit Blick auf fehlende Messwerte zu bedenken.

Doch die B10 ist nicht die einzige stark befahrene Durchgangsstraße – ein Dauerbrenner ist auch die starke Belastung der Obertürkheimer Straße. Dass die Stadt Stuttgart vor Jahren die Amstetter Straße für den Durchgangsverkehr gesperrt und damit eine Verbindung zum Neckar Center gekappt hat, hat dem Bürgerausschuss gar nicht gefallen. Auch der Gedanke, eine weitere Zufahrt zur B10 zu schaffen, blieb ein Wunschtraum. So hätte sich der Verkehr, der nun durch die Obertürkheimer Straße rollt, besser verteilt. Immer wieder hat man von der Stadt dort konkrete Maßnahmen gefordert, um vor allem das Tempo auf dieser Verbindung Richtung Obertürkheim zu reduzieren. Mittlerweile gibt es im Bereich der Freien Evangelischen Schule ein Tempolimit, das Verbesserungen gebracht hat. „Trotzdem sind manche vor allem nachts noch viel zu schnell unterwegs“, hat Florian Heuer beobachtet.

Schleichverkehr in den Weinbergen

Der Verkehr in der Obertürkheimer Straße könnte noch zunehmen, wenn demnächst die Geiselbachstraße gesperrt und saniert wird. „Wir fürchten, dass dann der Schleichverkehr durch die Weinberge noch stärker wird, weil es von der Neckarhalde aus sehr schwierig wird, ins Tal zu kommen“, warnt Gerd Küpper, der von der Stadt vermehrte Kontrollen erwartet. Und Florian Heuer fürchtet, dass man im Rathaus auch die Auswirkungen der Bebauung in der Weststadt auf den Verkehr in Mettingen unterschätzt.

Das größte Problem könnte auf die drei Stadtteile erst noch zukommen: wenn die Stadt 2021 und 2022 die Hanns-Martin-Schleyer-Brücke neu baut. Wenn diese Neckarquerung und damit eine wichtige Zufahrt zur B10 zwei Jahre lang ausfällt, werden sich die Verkehrsströme erheblich verschieben – zum Beispiel Richtung Obertürkheimer Straße. Und noch etwas bereitet dem Bürgerausschuss Kopfzerbrechen: „Die Stadt will die Schleyer-Brücke kleiner als bisher bauen. Das halten wir für schwierig. Man sollte sich nicht darauf verlassen, dass es künftig weniger Autos geben wird. Keiner weiß heute, wie sich der Verkehr entwickeln wird. Aber da konnten wir Argumente bringen, wie wir wollten – sie wurden nicht gehört.“