Gegen die Bebauung des Esslinger Gebiets Greut regt sich schon lange Widerstand. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Der Esslinger Bürgerausschuss Innenstadt meldet Bedenken wegen der Bauvorhaben in der Krummenackerstraße 17 – 19 und 23 sowie der umstrittenen Bebauung im „Greut“ an. In einem Schreiben an OB Jürgen Zieger und Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht bekräftigen die Ausschussmitglieder ihre Sorge, dass die beiden Projekte „risikoreiche Auswirkungen auf die Umweltbedingungen in der Esslinger Innenstadt“ haben könnten. Deshalb werden erneut Korrekturen gefordert.

EsslingenZwei Bauvorhaben in der Krummen-ackerstraße und die umstrittene Bebauung im Greut treiben den Esslinger Bürgerausschuss Innenstadt weiter um. In einem Schreiben an OB Jürgen Zieger und Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht bekräftigen die Ausschussmitglieder ihre Sorge, dass die beiden Projekte „risikoreiche Auswirkungen auf die Umweltbedingungen in der Esslinger Innenstadt“ haben könnten. Deshalb werden erneut Korrekturen gefordert. „Es ist uns wichtig, dass zu keiner Zeit gesagt werden kann, man habe das nicht gewusst“, erklärt die Vorsitzende Barbara Frey.

Mit Blick auf den Bebauungsplan Alexanderstraße/Gollenholzweg, der die künftige Bebauung im Greut regelt, kommt der Bürgerausschuss zu dem Schluss: „Die Kaltluftversorgung für die Innenstadt, die zu einem wesentlichen Teil über das Geiselbachtal kommt, droht sich durch das Bauvorhaben zu verändern: von schon jetzt bereits eingeschränkt zu bedeutend schlechter.“ Deshalb wolle man deutlich machen, „dass die Entscheidung für diesen Bebauungsplan in vollem Wissen und in der Akzeptanz dieser Risiken getroffen wurde, zum Nachteil der Innenstadtbewohner“. Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sei es „nicht zu rechtfertigen, dass die im Stadtteil lebenden und arbeitenden Menschen, deren Umfeld ohnehin am stärksten umweltbelastet ist, diesen Preis dafür bezahlen müssen“. Der vorliegende Bebauungsplan gewährleiste nicht ausreichend die Belange des Klimaschutzes im Sinne einer nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung.

Der Bürgerausschuss sieht „eine ernst zu nehmende Gefahr, dass durch die kontinuierliche Verschlechterung der Kaltluftversorgung der Innenstadt, vor allem in den zunehmenden Hitzeperioden die negativen Auswirkungen auf die Umweltbedingungen in unserem Stadtgebiet noch potenziert und beschleunigt werden, zumal es in unserem bioklimatischen Raum schon gegenwärtig an 225 Tagen im Jahr zu einem Auftreten von Inversionen kommt“.

Lieber Baurecht als Vertrag

Deshalb sei der Bebauungsplan daraufhin zu prüfen und gegebenenfalls zu ändern, damit die Kaltluftentstehung und ihr Transport in die Innenstadt keinesfalls geschwächt, sondern möglichst verbessert wird. Um auch eine ausgewogene soziale Mischung bei den künftigen Bewohnern des Baugebiets Greut zu gewährleisten, fordert der Bürgerausschuss, bestimmte Flächen für sozialen Wohnungsbau zu reservieren – eine Möglichkeit, die das Baugesetzbuch vorsehe. Eine solche Festsetzung sei viel stabiler als ein städtebaulicher Vertrag. „Wie flexibel städtebauliche Verträge sind, haben wir in der Vergangenheit schon mehrfach erleben müssen“, heißt es im Schreiben des Bürgerausschusses an die Verwaltungsspitze.

Bedenken meldet das Gremium auch wegen der Bauvorhaben in der Krummen-ackerstraße 17 – 19 und 23 an, die nach Einschätzung der Bürgervertreter „dem städtischen Ziel, aktiven Klimaschutz zu betreiben, leider wieder nicht gerecht werden“. Wenn man bedenke, dass zur Bestandsbebauung noch ein Anbau vorgesehen sei und 23 Reihenhäuser gebaut werden sollten, fürchtet der Bürgerausschuss, „dass der Grünstreifen und das Bächlein allenfalls das Wohnumfeld verschönern, für die Kaltluftbahn in die Innenstadt aber nur eine Alibifunktion haben können“. Generell begrüße man es sehr, dass die dortigen Industriedenkmale saniert werden. „Allerdings liegt die Zielgruppe – Business-Reisende und (wohlhabende) Studenten – wohl außerhalb der Gruppen, die in Esslingen dringend Wohnraum benötigen“, heißt es im Schreiben an Zieger und Wallbrecht. Von Verwaltung und Gemeinderat hätte sich der Bürgerausschuss mit Blick auf den Bebauungsplan gewünscht, „einen Aufstellungsbeschluss zu fassen, eine Veränderungssperre zu erlassen und eine Neuplanung – sei es ohne diese Baukörper westlich des Weges, mit weniger Baukörpern oder zumindest mit in Tallängsrichtung angeordneten Baukörpern vorzunehmen“. Kritik gibt es am Vorgehen der Verwaltung: „Der Ausschuss für Technik und Umwelt und der Gemeinderat wurden mit dem Problem ebenso wenig befaßt wie die Öffentlichkeit. Leider ist es jetzt zu spät, um eine Korrektur vorzunehmen. Wird man daraus lernen?“