Mit Plakaten wie diesem werben CDU, Grüne und FDP in der Stadt für einen Bücherei-Neubau. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Auf Plakaten und an Infoständen zeigt die „Jamaika-Koalition“ in Esslingen noch Flagge für den Neubau.

EsslingenDer Bürgerentscheid über den zukünftigen Standort der Esslinger Stadtbücherei rückt näher. Wie sehr dieses Thema viele Esslinger bewegt, zeigt nicht zuletzt ein Blick auf die Leserbriefseiten unserer Zeitung. Wer aufmerksam durch die Stadt geht, sieht ebenfalls die Meinungsäußerungen beider Lager: CDU, Grüne und FDP machen sich gemeinsam für einen Neubau zwischen Küferstraße und Kupfergasse stark, den der Gemeinderat Mitte Juni mehrheitlich beschlossen hatte. Doch schon am Tag danach hatte sich damals eine Initiative für ein Bürgerbegehren formiert, das für die Modernisierung und Erweiterung der bisherigen Bücherei im Bebenhäuser Pfleghof wirbt. Auf Plakaten und an Infoständen zeigt die „Jamaika-Koalition“ für den Neubau Flagge, schlägt aber ansonsten eher ruhige Töne an. Diese Strategie ist bewusst gewählt. „Wir vertrauen auf unsere Argumente“, erklärt Neubau-Befürworter Edward-Errol Jaffke vor dem Bürgerentscheid am 10. Februar auf Anfrage unserer Zeitung.

Jaffke verhehlt nicht, dass er sich zuweilen auch eine etwas forschere Argumentation hätte vorstellen können: „Wir haben uns untereinander jedoch darauf verständigt, auf Sachargumente zu setzen und die Leute nicht zuzuplätten.“ Neben gemeinsamen Plakaten, die CDU, Grüne und FDP aufgehängt haben, setzen sie vor allem auf persönliche Gespräche – unter anderem an ihren Infoständen auf der Inneren Brücke oder vor dem Palmschen Bau. „Die Resonanz ist sehr gut“, versichert Jaffke. „Wir sind mit vielen ins Gespräch gekommen und haben manche mit unserer Sicht der Dinge nachdenklich gemacht.“ Diesen Kurs wolle man bis zum Bürgerentscheid weiter fahren. Und wenn es am Ende die nötige Mehrheit für eine Modernisierung und Erweiterung des Bebenhäuser Pfleghofs geben würde? „Dann wäre das auch kein Untergang und wir würden dieses Ergebnis selbstverständlich akzeptieren“, versichert Jaffke, um jedoch anzufügen: „Sollten dann irgendwelche Dinge aus dem Ruder laufen, würden wir natürlich daran erinnern, wer für den Pfleghof war.“ Dass sich mit Wolfgang Drexler und Klaus Hummel zwei SPD-Stadträte an die Spitze des Bürgerbegehrens gestellt hatten, wurmt Jaffke noch immer: „Es ist bemerkenswert, wenn SPD-Leute die Argumentation ihres Oberbürgermeisters kritisieren.“

Carmen Tittel, die Fraktions-Chefin der Grünen, die sich ebenfalls für den Neubau ausspricht, sagt mit Blick auf die Kampagne der Neubau-Befürworter: „Wir tun, was wir können, haben aber keine 100 Ehrenamtlichen wie die Initiative, die uns unterstützen.“ Dass Grüne, FDP und CDU im Vorfeld des Bürgerentscheids keine eigenen Veranstaltungen mehr anbieten, ist für sie naheliegend: „Wir hatten vor der Gemeinderatsentscheidung mehrere öffentliche Veranstaltungen, unsere Argumente für den Neubau sind bekannt. Die haben wir oft genug deutlich gemacht. Jetzt ist es an den Bürgern, zu entscheiden, was sie wollen und was nicht.“ Tittel möchte ohnehin den Ball flach halten, wie sie auf Anfrage unserer Zeitung erklärt: „Für beide Standorte gibt es Pro- und Contra-Argumente. Wir finden, dass die Pro-Argumente für den Neubau überwiegen und haben das auch deutlich gemacht. Die Stadtbücherei ist unsere wichtigste Kultureinrichtung. Nach unserer Ansicht bietet ein Neubau der Bücherei bessere Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln.“ Dass die Bücherei-Debatte vor dem Bürgerentscheid kräftig an Fahrt aufgenommen hat, weiß auch Carmen Tittel: „Die Diskussion ist hochemotional, aber diese Emotionalität haben wir nicht reingebracht.“

FDP-Stadtrat Ulrich Fehrlen ist ebenfalls überzeugt, mit dem Neubau die besseren Argumente zu haben: „Wenn man eine funktionsgerechte Bücherei haben möchte, braucht man den Neubau.“ Fehrlen setzt in den nächsten Tagen vor allem auf persönliche Gespräche mit einzelnen Bürgern und verweist auf frühere Informationsveranstaltungen zum Bücherei-Standort: „Die Fakten sind bekannt.“ Auf eine weitere Veranstaltung im Vorfeld des Bürgerentscheids habe man bewusst verzichtet: „Wir können dafür ja nicht die Stadthalle mieten“, erklärt er auf Anfrage unserer Zeitung. Ansonsten gelte für die FDP mit Blick auf den 10. Februar: „Warten wir mal ab, wie’s dann läuft.“

EZ-Forum am 4. Februar zum Bürgerentscheid über den Standort der Stadtbücherei

Der Bürgerentscheid über die Zukunft der Esslinger Stadtbücherei rückt näher. Damit jeder beim Bürgerentscheid am Sonntag, 10. Februar, alle Aspekte kennt, lädt die Eßlinger Zeitung am Montag, 4. Februar, zum EZ-Forum ins Gemeindehaus am Blarerplatz ein. Moderiert von Chefredakteur Gerd Schneider werden vier Experten ab 19.30 Uhr diskutieren: OB Jürgen Zieger, der beide Standorte machbar findet, einem Neubau in der Küferstraße jedoch den Vorzug gibt. Klaus Hummel, einer der Initiatoren des Bürgerentscheids, der klare Vorteile für die Modernisierung und Erweiterung der bisherigen Bücherei im Bebenhäuser Pfleghof sieht. Professorin Sylvia Greiffenhagen, die als Vorsitzende des Fördervereins der Stadtbücherei erklären wird, wie beide Standorte einzuschätzen sind. Und Kirsten Wieczorek, die Leiterin der Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen beim Regierungspräsidium.

Live-Abstimmung im Saal: Die Eßlinger Zeitung möchte beim EZ-Forum die Meinung der Zuhörer erfragen und in die Diskussion auf dem Podium einbeziehen. Um bei der Live-Abstimmung mitmachen zu können, ist es notwendig, ein internetfähiges Smartphone mitzubringen.

Das EZ-Forum zuhause erleben: Für alle, die am Montag, 4. Februar, im Gemeindehaus nicht dabei sein können, bietet die EZ ab 19 Uhr einen Liveblog an. Unter www.esslinger-zeitung.de werden Fotos, Videos und die wichtigsten Aussagen der Diskussion zusammengefasst.adi