Rund 20 Monate soll die Sanierung der maroden Vogelsangbrücke dauern. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Jetzt steht fest, wie genau die Sanierung der Vogelsangbrücke aussehen soll und wie sich das auf die Verkehrsführung auswirken wird. Es kommen erhebliche Behinderungen auf den Verkehr in der Stadt zu.

EsslingenDass die Vogelsangbrücke saniert werden muss, ist schon länger klar. Nun steht auch fest, was genau gemacht werden soll und wie sich das auf die Verkehrsführung in der Stadt auswirkt. Dass es zu erheblichen Einschränkungen für den Verkehr kommen werde, sei bei einem solch großen und komplexen Bauprojekt unvermeidbar, betonte Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht bei der öffentlichen Vorstellung der Pläne am Montag im Ausschuss für Technik und Umwelt. Komplett gesperrt werden soll die Vogelsangbrücke jedoch in keiner der drei Bauphasen.

Die Liste der Mängel ist lang. Eindrücklich beschrieb ein Vertreter des Büros Leonhardt, Andrä und Partner, das mit den Planungen beauftragt wurde, wie marode die Anfang der 70-er Jahre gebaute Vogelsangbrücke ist. Abgeplatzter Beton, undichte Dehnungsfugen, feuchtes Bauwerk, Risse und fehlerhafte Konstruktionen zeichnen demnach die Brücke aus. Große Probleme bereite zudem der Spannstahl, der in den 60-er und 70-er Jahren gern verbaut worden sei. Denn anders als bei üblichem Spannbeton könne es bei diesem Material sein, dass es völlig ohne ersichtliche Ankündigung breche.

Überwachungssystem in Fahrbahn

Deshalb soll die Brücke an entsprechend gefährdeten Stellen von unten mit Kohlefaserlamellen verstärkt werden. In anderen Bereichen will man ein Überwachungssystem in die Fahrbahn einbauen, das über Sensoren rechtzeitig erkennen kann, wenn der Spannstahl zu versagen droht. Darüber hinaus stehen zahlreiche weitere Sanierungsschritte an. So wird die Brücke bis auf den Rohbau rückgebaut und dann ganz neu aufgebaut. Unter anderem werden neben der Erneuerung von Belägen, Brückenlagern und Leitungen dabei auch die Gas- und Wasserleitungen nach außen verlegt und die Entwässerung erneuert, ebenso die Leitungen für Strom- und Nachrichtenkabel sowie die Straßenbeleuchtung.

Baustart soll im März oder April des kommenden Jahres sein, insgesamt sind für die rund 13,2 Millionen Euro teure Sanierung der Vogelsangbrücke – für die rund sechs Millionen Euro Fördergelder zugesagt sind – 20 Monate veranschlagt. In der ersten Bauphase, die voraussichtlich von März bis Oktober 2019 dauern wird, soll der westliche Teil der Brücke instand gesetzt werden. Dazu gehören die Fahrbahnen in Richtung Stadtausgang sowie die Rampen, die zu diesen Fahrbahnen führen. Dementsprechend wird diese Seite des Bauwerks voll gesperrt sein, es soll aber eine Fahrspur stadtauswärts eingerichtet werden.

Die zweite Bauphase ist für November 2019 bis April 2020 vorgesehen. In dieser Zeit sind die Rampen von der Neckarstraße und der Ulmer Straße zur Brücke befahrbar, von diesen aus Richtung Pliensauvorstadt bleiben jeweils zwei Fahrspuren für den Verkehr offen. Von den Rampen in Richtung Maillekreuzung steht dann jedoch pro Fahrtrichtung nur noch eine Fahrbahn zur Verfügung. In Bauphase drei, die von Mai bis Dezember 2020 dauern soll, geht es an die Sanierung der östlichen Seite der Vogelsangbrücke. Dafür wird die Rampe zur Ulmer Straße hinunter gesperrt, zudem führt nur eine Fahrspur stadteinwärts. Der Schwerverkehr soll über die Adenauer- und die Dieter-Roser-Brücke umgeleitet werden.

Umleitung des Radverkehrs

Auch darüber hinaus ist mit Veränderungen während der Sanierung zu rechnen. So soll der Radverkehr während der gesamten Dauer der Bauarbeiten über die Pliensaubrücke umgeleitet werden. Der Neckartalradweg am nördlichen Neckarufer soll derweil mit einem Schutztunnel versehen werden und damit befahrbar bleiben. Weil die Zufahrt zur Baustelle unter anderem über das Berberdorf und den Merkelpark erfolgen soll, müssen dort Wege ausgebaut werden, die aber nach Abschluss der Arbeiten wieder zurückgebaut werden sollen. Allerdings müssen der Spielplatz und die Pumptrack-Anlage teilweise rückgebaut oder gesperrt werden.

Zudem wird sich die Zahl der Anwohnerparkplätze unter der Brücke im Bereich der Vogelsangstraße wegen der Baustelle reduzieren. Als Ausgleich will man einige Parkplätze unter den Rampen für Anwohner zur Verfügung stellen. Die Parkplätze von Stadtmobil bleiben derweil erhalten, werden aber je nach Bauphase woanders angesiedelt. Die vermieteten Parkplätze unter den Rampen entfallen während der gesamten Bauzeit, dafür will man aber Ersatzparkplätze in der Nähe zur Verfügung stellen. Die Einfahrt in das Parkhaus Pliensauturm soll reduziert und die Ampel an der Ulmer Straße im Bereich der Zufahrt zum Parkhaus für die Dauer der Bauarbeiten demontiert werden. Für Fußgänger soll eine temporäre Ampel installiert werden.

Die Stadträte zeigten sich wenig begeistert von den Aussichten, betonten aber die Notwendigkeit der Sanierung. Das A und O sei aber ein gutes, stadtweites Verkehrskonzept für diese Zeit, betonten sie.