Beim Down-Hill-Fahren kommt es auf die Technik an. Foto: Lukas Reiser/oh - Lukas Reiser/oh

Wer springt am weitesten? Wer kann den Berg nicht nur runter, sondern auch hochfahren im Gelände? Der Bike-Action-Tag war nicht nur eine Art Tag der offenen Tür an der Nordschleife.

EsslingenBereits von der Römerstraße aus kann man den Pavillon der TV Hegensberg erkennen, der am Wochenende als Zentrum des Bike-Action- Tags an der Esslinger Nordschleife (EsNos) stattfindet. Um elf Uhr versammeln sich die Fahrer langsam und erhalten am Pavillon ihre Startnummer für die Vereinsmeisterschaft, die dieses Jahr erstmals ebenfalls am Bike-Action-Day, dem Tag der offenen Tür der EsNos, stattfindet. Am Morgen hat es geregnet und der Untergrund ist durch die Nässe noch schwer befahrbar. „Aber es geht“, sagt Joe Reiser, Radsport Abteilungsleiter der TV Hegensberg und Mitglied des Organisationsteams der EsNos. „Besonders bei der Fahrt wieder bergauf wäre es mit optimalen Wetterverhältnissen aber bestimmt einfacher“, so Reiser. Denn bei der Vereinsmeisterschaft wird neben dem Sieger mit der besten Zeit downhill – also bergab – in den Altersklassen auch übergreifend der König der EsNos ermittelt. „Wir haben hier leider keinen Lift“, sagt Reiser. Also müsse man alles, was man runter fährt auch wieder hoch, das gehöre zur EsNos nun mal dazu. „Wer auch den Aufstieg ohne abzusteigen meistert und insgesamt auf die beste Zeit kommt, wird König.“ Sieben Starter gehen auf die Strecke, angesichts der fünf Altersklassen gibt es also für jeden eine realistische Chance, einen der Pokale abzustauben. Die selbst gemachten Pokale bestehen aus alten Fahrradteilen, die auf einem Pflasterstein befestigt wurden, und geben damit ein Bild ab, „das man auf jeden Fall in keinem Trophäen-Shop findet“, sagt ein Besucher.

Bevor das Rennen starten kann, gibt es mit allen Teilnehmern noch die Fahrerbesprechung. In ihren durchweg mit Matsch besprenkelten bunten Outfits lauschen sie Reiser bei der Einweisung: „Mir ist es heute mit den Wetterbedingungen am wichtigsten“, sagt Reiser, „dass wir alle wieder heil oben ankommen. Also nicht überreizen und viel Spaß!“ Dann geht es an die Strecke und im Zwei-Minuten-Takt rasen die Sportler durch die Steilkurven und über die Rampen der im Juni neu eröffneten Enduro-Line. Dabei werden sie von der Mannschaft an der Strecke und den wenigen, aber umso begeisterten Besuchern lautstark angefeuert, gerade wenn einmal etwas schief geht und ein kleinerer Sturz passiert. Danach geht es den steilen Stich wieder hinauf zum Pavillon, am Ende sind es neben Trainer Joe Reiser nur zwei Fahrer, die den Aufstieg meistern, ohne vom Rad abzusteigen. Im Anschluss finden noch die Sprungwettbewerbe statt. In den beiden Kategorien Höhe und Weite. Beim Hochsprung mit dem Rad, dem sogenannten Bunny-Hop, auf deutsch Häschen-Sprung, kommt es vor allem auf die richtige Technik an. Neun Fahrer versuchen immer wieder, eine sich steigernde Höhe zu überspringen, am Ende entwickelt sich ein Zweikampf bei dem schließlich beide Konkurrenten an der 70-Zentimeter-Höhe scheitern.

Beim folgenden Weitsprungwettbewerb zählt neben der Technik aber auch das passgenaue Tempo: Über eine Rampe müssen die Kontrahenten im richtigen Moment abspringen, um immer wieder die weiteste Distanz zu erreichen. Am Ende gewinnt der Sieger mit einem Sprung über 8,40 Meter. Neben den Wettbewerben gibt es für Interessierte aber auch ein Fahrsicherheitstraining zu bewältigen. Jeder, der möchte, kann teilnehmen, und kriegt von Joe Reiser und einem weiteren Trainer die wichtigsten Grundlagen zum sicheren Fahren vermittelt. „Die Bremse ist am Fahrrad die Lebensversicherung“, sagt Reiser. Deshalb sei es wichtig, dass man das Bremsen richtig beherrscht, ohne die Kontrolle über das Rad zu verlieren. „Die optimale Bremskraft gibt es dann, wenn man die Bremse soweit anzieht, dass sie das Rad gerade so nicht blockiert.“ Um diesen Schleifpunkt zu erkennen, schieben die Teilnehmer ihr Fahrrad jeweils nur auf einem Reifen den Feldweg entlang. „Bremst so, dass ihr das Rad mit viel Kraft schieben könnt, ohne dass die Reifen schleifen“, gibt Reiser immer wieder Anweisungen, verteilt aber auch Lob.

Dann geht es endlich in den Sattel. „Bei der Abfahrt steht man meistens in den Pedalen, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben“, so Reiser. Dabei sind die Knie und Ellbogen leicht gebeugt und nach außen gebogen. „Achtet darauf, dass euer Bauchnabel über dem Fahrwerk ist, dann habt ihr die beste Gewichtsverteilung“, lautet Reisers Radschlag. Zum Abschluss der 20-minütigen Fahrsicherheitseinheit gibt es noch einige Bremsübungen auf verschiedenen Bodenbelägen. Besonders bei diesem Wetter merkt man den Unterschied zwischen Schotterweg und Wiese extrem. Gegen 16 Uhr gibt es schließlich die Siegerehrung in allen Kategorien, bevor die Veranstaltung langsam und mit Kuchen und Getränken ausklingt.

Vier Tipps für sicheres Radfahren im Gelände

Helm tragen: Auch im Gelände ist ein Kopfschutz Pflicht. Wer möchte, kann zudem Knie- oder Ellbogenprotektoren tragen.

Richtige Körperhaltung: Um immer die Kontrolle zu haben, sollten Ellbogen und Knie bei der Abfahrt leicht angewinkelt sein. Im Stehen befindet sich der Körperschwerpunkt über dem Fahrwerk, um optimale Gewichtsverteilung zu gewährleisten.

Sicheres Bremsen: Die Bremsen wirken am besten, wenn sie die Reifen gerade so nicht blockieren. Diesen Schleifpunkt sollte man gut kennen. Der Körper bremst mit. Bei starken Bremsungen ist es deshalb wichtig, einen Körperimpuls in die Pedale zu geben. Dadurch verhindert man, dass man über den Lenker fliegt und gibt den Reifen mehr Griff.

Risiken vermeiden: Auf unbekannten Strecken sollte man unbedingt mit angepasstem Tempo fahren, bis man weiß, was einen erwartet.